: Im Rausch der Lichterketten

25.11.2022 | 12:25 Uhr
Wenn Eigenheime zu Licht-Wunderwelten werden, beginnt die Saison der Weihnachtshäuser. An vielen Orten erstrahlen sie bereits - trotz steigender Strompreise.
Weihnachtshaus leuchtet in Oberhausen.Quelle: dpa
An vielen Orten in Deutschland erstrahlen in diesen Tagen wieder die Weihnachtshäuser. Aber drückte in den vergangenen Jahren die Corona-Pandemie auf die Winter-Wunderland-Stimmung, sind es diesmal die extrem gestiegenen Strompreise.
Darauf angesprochen, sind sich die Christmas-Fans einig: Der große Lichterglanz soll trotzdem sein. Und so schlimm sei das mit den Stromkosten dank sparsamer LED-Technik ja auch gar nicht.

Rehe mit Bauschaum aufgefüllt

Pünktlich am ersten Adventssonntag werden sie wieder ihre 60.000 Lichter anschalten: Seit mehr als 20 Jahren schmücken Martina und Sven Borchart ihr Haus im niedersächsischen Delmenhorst zur Weihnachtszeit aufwendig mit Lichtergirlanden, Figuren und Pyramiden.
"Uns ist es eine Herzensangelegenheit", sagen Martina und Sven Borchart über ihr Weihnachtshaus in Delmenhorst.Quelle: dpa
Die steigenden Energiepreise änderten daran nichts: "Hobbys kosten nun mal Geld." Mehrere hundert Besucher kämen an den Wochenenden vorbei.
Hier stehen erwachsene Männer und Frauen, die weinen vor Rührung.
Martina Borchart
Jedes Jahr sei die Dekoration anders gestaltet: "Dieses Mal haben wir unsere lebensgroßen Rehe vom Dachboden geholt, wo sie seit sieben Jahren lagen." Die Tierfiguren wurden neu lackiert und mit Bauschaum aufgefüllt.

Aus den USA nach Großröhrsdorf

Eine Märchenwelt leuchtet am Rande der Oberlausitz, dort hat Rüdiger Browatzke sein Weihnachtshaus. Seit mehr als 20 Jahren schmückt der 67-Jährige Haus und Garten festlich und lässt unzählige Lichter leuchten. Er fertigt die Figuren an, Verwandte helfen beim Bemalen.
Mittlerweile sind acht Märchen entstanden, alle in Eigenbau.
Rüdiger Browatzke
Wie viele Lichter an seinem Weihnachtshaus leuchten, kann Rüdiger Browatzke gar nicht genau sagen. "Es könnten schon durchaus 100.000 sein", meint er.Quelle: dpa
Die Idee habe er einst aus den USA nach Großröhrsdorf mitgebracht. Allerdings sei die Deko dort "laut, bunt, schrill und blinkend" gewesen, das habe er anders machen wollen. "Bei mir gibt es eigentlich nur warmweißes Licht."

"Hoffe, es gibt keinen Kurzschluss"

Im brandenburgischen Straupitz erstrahlen die Weihnachtslichter am Haus der Familie Mörl. "Das Haus ist zu 95 Prozent fertig dekoriert, es fehlen nur noch Feinheiten", sagt Gerd Mörl. Und mit Blick auf die Lichterketten ergänzt er: "Ich hoffe, es gibt keinen Kurzschluss."
Rund 400 Figuren wie Weihnachtsmänner, Schneemänner und Stofftiere stehen im Garten der Familie Mörl - nach sechs Wochen Vorbereitung.Quelle: dpa
Ein besonderer Hingucker vor dem Haus von Sascha Bärwald und Dominik Pieczko im nordhessischen Ahnatal ist ein zehn Meter hoher, aufblasbarer Weihnachtsmann. Neu hinzugekommen sind in diesem Jahr unter anderem eine Cinderella-Kutsche mit Elchen sowie ein beleuchteter Schwan.
Dem Weihnachtsmann ihm Ahnatal wird "jeden Abend die Luft abgelassen, und je nach Witterungslage wird er am nächsten Tag wieder aufgeblasen", erklärt Besitzer Bärwald. Quelle: dpa

"Bräuche sollte man weiterführen"

Trotz steigender Stromkosten halten die Weihnachtsfans an den opulenten Beleuchtungen fest: "Die Corona-Zeit war lang genug, und da musste man auf vieles verzichten", sagt Josef Glogger aus dem schwäbischen Balzhausen bei Günzburg. Die Kinder müssten in der Weihnachtszeit auch eine Freude haben. "Das ist ein alter Brauch, und Bräuche sollte man weiterführen."
Josef Glogger schmückt sein Haus seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten.Quelle: dpa
Glogger sammelt parallel dazu Geld für die Uniklinik in Ulm, wo seine Ehefrau wegen einer Krebserkrankung behandelt wurde. Im vergangenen Jahr habe er so mehr als 5.000 Euro spenden können.

Weihnachtsmusik in Dauerschleife

Ab sofort leuchtet es auch in Oberhausen: Dirk van Acken und seine Frau Barbara schmücken ihr Heim mit zahllosen Lichterketten, leuchtenden Schneemännern und Engelchen und spielen dazu Weihnachtsmusik in Dauerschleife.
Weihnachtshaus in Oberhausen: Dirk van Acken und seine Frau Barbara wollen die Beleuchtung nicht bis Mitternacht laufen lassen.Quelle: dpa
Dass der Strom deutlich teurer geworden ist, schreckt den 44-jährigen Altenpfleger nach eigenen Worten nicht ab:
Wir werden jedes Jahr von so vielen Leute angesprochen, die vorbeikommen wollen. Da hat man auch eine Verpflichtung. Wir bleiben am Start.
Dirk van Acken
Dafür lebten sie das ganze Jahr über sparsam, sagte er. In diesem Jahr soll allerdings abends früher Schluss sein mit der Beleuchtung - nicht erst nach Mitternacht.
Quelle: dpa-Korrespondenten und Matthias Armborst

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