: Wenn Winzer in die Wüste ziehen

von Leon Müller
30.09.2023 | 19:49 Uhr
Der Weinanbau in Israels Wüste boomt. Die Region ist eine der trockensten der Erde - gerade deshalb wird sie für Winzer immer interessanter.

Immer mehr Winzer bauen ihren Wein in der israelischen Wüste Negev an.

26.09.2023 | 01:18 min
Inmitten von Wüstenfelsen, zwischen staubtrockenen Ebenen, liegen die Weinfelder von Eran Raz. Seit 15 Jahren baut der Winzer in der Wüste Negev Wein an. Er war der erste, der die Gegend um die Wüstenstadt Mitzpe Ramon als Weinanbaugebiet wiederentdeckte.

Schon die Nabatäer bauten Wein in der Wüste an

Die Region gilt als eine der ältesten Weinanbauregionen der Welt. Bereits vor über 2.000 Jahren bauten die Nabatäer, ein Nomadenstamm der Negev, in diesem Teil der Wüste Wein an.
Ich dachte mir, wenn die Menschen vor 2.000 Jahren hier Wein produzieren konnten, dann kann ich das auch.
Eran Raz, Winzer
Eran Raz konnte es. Heute bewirtschaftet er mehr als zwölf Hektar Land, produziert über 100.000 Flaschen Wein pro Jahr und ist Vorbild für viele andere Winzer. Mehr als 30 Weingüter haben sich in den vergangenen Jahren rund um Mitzpe Ramon angesiedelt.
Das Weinanbaugebiet in der Wüste Negev in IsraelQuelle: ZDF

Trocken und heiß: Perfekte Bedingungen für Wein

Die Weinfelder von Eran Raz liegen im höheren Teil der Negev-Wüste, 800 Meter über dem Meeresspiegel. Nachts wird es hier sehr kalt, tagsüber sehr heiß. Regen gibt es so gut wie nie.
Die Negev-Wüste ist eine der trockensten Regionen der Erde. Weniger als 70 Millimeter Niederschlag fallen hier im Jahr. Die Reben der Wüste müssen daher künstlich bewässert werden. Zweimal pro Woche bekommen die Pflanzen Wasser über Schläuche in der Erde.
Weintrauben des Weinguts Nana.Quelle: ZDF
Das Extremwetter sei ideal für den Weinanbau, meint Eran Raz. Seine Trauben bekommen bewusst kaum Wasser, sie sind klein und schrumpelig.
Wenn die Reben immer genug Wasser haben, werden die Trauben zwar sehr groß, aber dann schmecken die Trauben auch nach Wasser.
Eran Raz, Winzer
In der Wüste könne er das Wasser einfach abdrehen. Das sei nicht immer gut für die Pflanze, aber sehr gut für den Wein.

Europa kann von den Wüsten-Winzern lernen

Die heißen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre machten auch den Winzern in Europa zu schaffen. In Spanien gingen die Erträge wegen der Hitze um rund 30 Prozent zurück. Die Bewässerungstechnik der Wüste über Schläuche in der Erde könnte Abhilfe schaffen.

Frankens Winzer schlagen Alarm. Kaum Regen, ein extrem niedriger Grundwasserspiegel und Reben, die von der Hitze gestresst sind - immer mehr Weinbauern setzen auf künstliche Bewässerung.

11.08.2023 | 03:26 min
In vielen Teilen Europas war das Verfahren der Tröpfchenbewässerung bis vor Kurzem verboten. Man befürchtete, es könne das Terroir beeinflussen. Das Terroir ist in Europa von zentraler Bedeutung und beschreibt, wie Klima, Boden und Gelände das Wachstum der Trauben und den Geschmack des Weins prägen.

Künstliche Bewässerung von Reben zunehmend erlaubt

Durch die Veränderung des Klimas musste in vielen Gebieten die Nutzung von Bewässerungssystemen erlaubt werden. Sogar in der Region Bordeaux wurde 2022 das Verbot der künstlichen Bewässerung gekippt.
In der Negev müssen sie ihre Reben schon immer künstlich bewässern. "Wenn man seine Pflanzen bewässern muss, ist sehr wichtig zu wissen, wie viel Wasser man geben muss. Ich habe mittlerweile gelernt, wie viel Wasser meine Reben brauchen", sagt Eran Raz. So können die Winzer aus der Wüste zum Vorbild für Europas Weinbauern im Dürrestress werden.

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