: Eike Schmidt möchte Florenz regieren

von Andreas Postel, Rom
06.06.2024 | 17:07 Uhr
Der Ex-Direktor der Uffizien, Eike Schmidt, möchte als erster Deutscher auf den Chef-Sessel im Rathaus von Florenz. Dabei wird er auch von Melonis Fratelli d'Italia unterstützt.

Eike Schmidt, ein gebürtiger Deutscher, tritt bei der Bürgermeisterwahl in Florenz an. Unterstützt wird der Museums-Chef vom rechten Lager Melonis.

06.06.2024 | 01:55 min
Florenz begeistert mit seinen Kunstschätzen Touristen aus aller Welt. Doch all diese Schönheit will auch regiert werden und so findet am kommenden Wochenende wie in vielen Städten und Gemeinden in Italien, auch in Florenz neben der Europawahl die Kommunalwahl statt.
Der amtierende Bürgermeister Dario Nardella darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Da sich seine sozialdemokratische Partei PD lange nicht auf eine Nachfolgerin einigen konnte, treten nun mehrere Kandidaten an. Insgesamt sind es zehn Kontrahenten.

Eike Schmidt setzt auf Sicherheit und Ordnung

Auf der rechten Außenseiterposition ist Eike Schmidt ins Rampenlicht getreten. Mit seiner Bürgerliste will er vor allem mit Sicherheit und Ordnung punkten. So forderte er in der Wahlarena am vergangenen Donnerstag im Kongresszentrum von Florenz:
Nicht nur in jedem Stadtviertel, sondern in jedem kleinen Bezirk von Florenz sollen Ordnungshüter präsent sein. Weniger im Büro, weniger Bußgelder, mehr Präsenz und Sicherheit.
Eike Schmidt, Bürgermeister-Kandidat für Florenz
Auch wenn er den Akzent nicht verbergen kann, spricht der 56-jährige Deutsche fließend italienisch, ist mit einer Florentinerin verheiratet und hat einen italienischen Pass. Applaus und Buhrufe begleiteten ihn an diesem Abend. Nichtsdestotrotz bezeichnete ihn die Zeitung am nächsten Morgen wohlwollend als Gentleman.

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Schmidt ist Kunsthistoriker und Ex-Direktor der Uffizien

Als Direktor der weltberühmten Uffizien verstand Schmidt es, sich und die ihm anvertraute Kunst medienwirksam in Szene zu setzen und vor allem die Besucherzahlen in die Höhe zu treiben. Die Frage, ob ein erfolgreicher Museumsmanager auch Bürgermeister sein kann, beantwortet er mit einem klaren "Ja" und eilt von einem Wahlkampftermin zum nächsten.
Auch in die kleine Kaffeebar von Barbara Sciullio am Stadtrand, wo sich in diesen Tagen viele Kandidatinnen die Espressotasse in die Hand geben. Über Eike Schmidt sagt die Inhaberin:
Er hat den sozialen Wohnungsbau angesprochen und sogar Zahlen auf den Tisch gelegt, auch zur Sicherheit und zur negativen Entwicklung der Stadt. Ehrlich gesagt hoffen wir, dass er so weiter macht.
Barbara Sciullio, Unterstützerin von Eike Schmidt
Dass sich der parteilose Bürgermeister-Kandidat dabei von den drei rechten Parteien unterstützen lässt, die in Rom unter Giorgia Meloni das Land regieren, sorgt weit über die Stadtgrenzen hinaus für Irritationen. Fratelli d'Italia, Forza Italia und die Lega von Matteo Salvini haben sein Programm anstandslos unterschrieben. Kein Problem für Eike Schmidt. Meloni habe sich aus seiner Sicht ausreichend vom Faschismus distanziert.
Er verweist darauf, dass Meloni bereits vor über 15 Jahren Ministerin in einer anderen Mitte-Rechts-Regierung gewesen sei. Seitdem habe sie "eine sehr, sehr mittige Politik gemacht". Auch das Programm, was sie vor den letzten Wahlen veröffentlichte, habe "überhaupt nichts Extremes", so Eike Schmidt.

Schmidt: Kandidaten "sorgfältig zusammengestellt"

Der Vorwurf, er trage dazu bei, die Rechtspopulisten in der Mitte salonfähig zu machen, ficht ihn nicht an. Er habe seine Bürgerliste sehr sorgfältig zusammengestellt. Seine Brandmauer, so sagt er im ZDF-Interview, habe er sehr deutlich gemacht, als vor einigen Wochen von Seiten der Lega der Vorschlag kam, den in Italien umstrittenen General Vannacci auf seine Bürgerliste setzen zu lassen.
Da habe er sich ganz eindeutig dagegen gewandt. Vannacci hatte unter anderem ein Buch veröffentlicht, in dem er sich gegen die Rechte von Homosexuellen gewandt hat und sich despektierlich gegenüber Migranten geäußert hatte.

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Florenz als Hochburg der Linken

Der deutsche Kunsthistoriker Eike Schmidt ist selbsterklärter Antifaschist und will sich nach eigener Aussage in Florenz auf seine kommunalpolitischen Themen Sicherheit, Verkehr, Ökologie und Soziales konzentrieren. In den Umfragen lag er zuletzt bei mehr als 30 Prozent. Schon das Erreichen der Stichwahl wäre in der traditionell linken Hochburg Florenz ein Erfolg für Eike Schmidt, aber sicherlich auch für Georgia Meloni.
Andreas Postel ist Leiter des ZDF-Auslandsstudios Rom.

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