: Griechenland führt Sechs-Tage-Woche ein

25.06.2024 | 09:16 Uhr
Die Griechen haben die meisten Wochenarbeitsstunden in der EU. Dennoch führt das Land jetzt die Sechs-Tage-Woche ein. CSU-Chef Söder liebäugelt bereits mit dieser Idee.
Vom 1. Juli an führt Griechenland für Unternehmen und Mitarbeiter die Möglichkeit zur Sechs-Tage-Woche ein. (Symbolfoto)Quelle: dpa
Arbeitgeber in Griechenland können ihren Angestellten ab dem 1. Juli den Vorschlag unterbreiten, sechs anstatt bisher fünf Tage die Woche zu arbeiten. Das Angebot könnte sich für die Beschäftigten lohnen.
Für den sechsten Arbeitstag erhalten sie qua Gesetz einen Aufschlag von 40 Prozent mehr Gehalt, handelt es sich dabei um Sonn- und Feiertage, gibt es sogar 115 Prozent zusätzlich. Damit könnten die Griechen künftig mehr arbeiten als ohnehin schon: Innerhalb der EU verzeichnen sie die meisten Wochenarbeitsstunden.

Während in Griechenland die Sechs-Tage-Woche eingeführt wird, untersucht die Universität Münster wie sich eine Vier-Tage-Woche auf Unternehmen auswirkt. Eine erste Zwischenbilanz liegt vor.

24.05.2024 | 01:35 min

Fachkräftemangel nach Finanzkrise

Gewerkschaften kritisieren das Gesetz trotz der geplanten Zusatzzahlungen als Ausbeutung, doch Arbeitsminister Adonis Georgiadis lässt sich nicht beirren: "Da vor allem in der Industrie ein großer Mangel an Arbeitskräften herrscht, werden Überstunden geleistet - und die werden oft schwarz gezahlt", argumentierte er bei der Debatte zum Gesetz im Parlament. Mit der neuen Regelung hingegen erhielte jeder das Recht auf extra bezahlten Sondereinsatz und Schwarzarbeit werde der Riegel vorgeschoben.
Der Fachkräftemangel in Griechenland ist vor allem auf die schwere Finanzkrise des Landes von 2010 bis 2018 zurückzuführen. Damals stand das Land kurz vor der Pleite und Hunderttausende gut ausgebildete junge Leute wanderten ab, um ihr Glück im Ausland zu suchen. Von diesem Brain-Drain hat sich Griechenland bis heute nicht erholt, auch wenn es mit der Wirtschaft aufwärtsgeht.

Der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis war im November 2023 auf Deutschland-Besuch. Er wolle sich für eine Lockerung des neuen Stabilitätspaktes einsetzen, hieß es.

14.11.2023 | 02:11 min
Der Mangel an Arbeitskräften trotz einer Arbeitslosenquote von aktuell rund 11 Prozent betrifft nicht nur Industriebetriebe und den IT-Sektor, sondern vor allem auch die Landwirtschaft und den Tourismus. Dort aber strebt die konservative griechische Regierung unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis andere Lösungen an. So wird versucht, Saisonkräfte für die Ernte sowie als Service- und Reinigungskräfte Menschen aus Ägypten, Indien und anderen Schwellenländern zu akquirieren.

Griechen arbeiten mehr pro Woche

Das neue Gesetz zur Sechs-Tage-Woche hingegen zielt auf Unternehmen ab, die zwölf oder auch 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche den Betrieb aufrechterhalten müssen - etwa Industriebetriebe, aber auch Telekommunikationsunternehmen und andere Dienstleister. Auch der öffentliche Sektor und Staatsunternehmen gehören zur Zielgruppe.
Die Mär von den arbeitsfaulen Griechen, wie sie während der Finanzkrise von zahlreichen internationalen, vor allem auch deutschen Medien kolportiert wurde, wird dadurch einmal mehr widerlegt. Laut Statistikbehörde Eurostat führen die Griechen mit 39,8 Stunden die europäische Rangliste der Wochenarbeitsstunden an. Für Deutschland verzeichnet die Auflistung im Schnitt 34 Wochenstunden. Über Gebühr sollen jedoch auch die Griechen nicht arbeiten, wie das neue Gesetz aus Athen festlegt: 48 Stunden pro Woche sind demnach das Maximum.

Das lukrative Geschäft mit dem "Goldenen Visa" wurde während der Finanzkrise 2013 eingeführt. Seither hat Griechenland tausende Aufenthaltstitel vergeben.

12.04.2024 | 02:10 min
In Deutschland lobte zuletzt CSU-Chef Markus Söder das griechische Konzept und forderte von den Deutschen mehr Fleiß. Der "Bild"-Zeitung sagte er:
In Griechenland gibt es jetzt zum Beispiel eine Sechs-Tage-Woche, bei uns wird über eine Vier-Tage-Woche diskutiert. So werden wir den Rückstand nicht aufholen. Wir müssen wieder mehr arbeiten, aber mehr Arbeit muss sich dann auch lohnen.
Markus Söder, CSU-Chef
Quelle: dpa

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