: Banden stürmen Nationalgefängnis in Haiti

04.03.2024 | 05:25 Uhr
In Haiti haben bewaffnete Banden das Nationalgefängnis in der Hauptstadt Port-au-Prince angegriffen. Viele Häftlinge sind getürmt. Dort waren auch mehrere Bandenchefs inhaftiert.

In Haiti eskaliert die Gewalt weiter: Mutmaßliche Bandenmitglieder haben versucht, den wichtigsten internationalen Flughafen einzunehmen.

05.03.2024 | 00:20 min
Bei einem Angriff bewaffneter Banden auf das größte Gefängnis von Haiti sind womöglich Hunderte Häftlinge geflohen. Wie viele Gefangene frei kamen, war zunächst unklar. Insgesamt sollen in dem Gefängnis in der Hauptstadt Port-au-Prince laut "Miami Herald" 3.696 Menschen inhaftiert gewesen sein. Die Zeitung beruft sich dabei auf das örtliche UN-Büro.

Regierung in Haiti verhängt Ausnahmezustand

Die Regierung rief einen mindestens dreitägigen Ausnahmezustand aus. Dieser gelte im gesamten Département West, zu dem die Landeshauptstadt gehört, und könne verlängert werden, teilte die Regierung mit. Zusätzlich werde bis Mittwoch in der Zeit von 6 Uhr abends bis 5 Uhr morgens eine Ausgangssperre verhängt, "um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen".
Nationalgefängnis in Port-au-Prince nach dem Angriff: Verwüstete Zellen, geöffnete TürenQuelle: epa
Der Generalkoordinator des Anwaltskollektivs für die Verteidigung der Menschenrechte (Caddho) in Haiti, Arnel Remy, berichtete von weniger als 100 übrig gebliebenen Insassen und veröffentlichte in den sozialen Medien Bilder von verwüsteten Zellen mit geöffneten Türen. Überprüfen ließen sich seine Angaben nicht. Die Polizeigewerkschaft hatte bei dem Versuch, die bewaffneten Banden zurückzuhalten, am Samstagabend um dringende Unterstützung weiterer Einheiten gebeten.

Haiti hat einen Ausnahmezustand in Port-au-Prince ausgerufen. Zuvor hatten kriminelle Banden das Nationalgefängnis angegriffen und Hunderten Inhaftierten zur Flucht verholfen.

04.03.2024 | 00:24 min

Bandenmitglieder könnten freigekommen sein

Nach Angaben des Online-Mediums "Gazette Haiti" handelt es sich bei einer großen Anzahl der freigekommenen Gefängnisinsassen um "wichtige Mitglieder sehr mächtiger Banden". Wie die Zeitung "Le Nouvelliste" berichtete, sitzen im Nationalgefängnis auch bekannte Bandenmitglieder ein, denen die Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Jahr 2021 zur Last gelegt wird.

Im Karibikstaat Haiti spitzt sich die Bandenkriminalität zu. Bis zu drei Viertel der Hauptstadt Port-au-Prince sind unter der Kontrolle von mordenden Gangs. Tausende fliehen.

18.08.2023 | 01:32 min
Die jüngsten Angriffe sind offenbar Teil einer koordinierten Aktion krimineller Banden, die sich unter dem Namen "Vivre Ensemble" ("Zusammen leben") zusammengeschlossen haben. Der mächtige Bandenchef Jimmy "Barbecue" Cherisier sagte in einem vor der Gefängniserstürmung in Online-Netzwerken veröffentlichten Video, dass die gemeinsamen Aktionen rivalisierender bewaffneter Gruppen auf den Rücktritt von Regierungschef Ariel Henry abzielten.

Bandengewalt in Haiti zuletzt erheblich eskaliert

Die Bandengewalt in dem krisengeschüttelten Karibikstaat ist zuletzt wieder erheblich eskaliert, nachdem Henry zu Gesprächen um einen internationalen Polizeieinsatz in Kenia war. Nach monatelangen Verhandlungen und einem juristischen Tauziehen unterzeichneten Vertreter beider Länder am Freitag ein entsprechendes Abkommen.

In großen Teilen Haitis haben kriminelle Banden die Kontrolle übernommen. Jetzt wurde mit Kenia ein Abkommen geschlossen, dass Polizisten aus Afrika in Haiti für Sicherheit sorgen.

02.03.2024 | 00:20 min
Seit der Ermordung des Präsidenten hat sich die Sicherheitslage in Haiti dramatisch verschlechtert. Allein im Januar wurden nach UN-Angaben in Haiti mehr als 1.100 Menschen getötet, verletzt oder entführt. Brutal agierende Banden kontrollieren nach UN-Schätzung rund 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince und weiten ihr Einflussgebiet zunehmend auch auf andere Teile des Landes aus.
Die Gewalt verschärft die prekäre Versorgungslage - fast die Hälfte der elf Millionen Bewohner Haitis leidet laut Vereinten Nationen unter akutem Hunger.
Quelle: dpa, AP, AFP

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