: Warum der Skiurlaub so teuer wird

von Mattis Trouvain, Wien
26.12.2023 | 19:03 Uhr
Bis zu 15 Prozent teurer sind die Tagespässe österreichischer Skigebiete in diesem Jahr. Krisen machen der Ski-Branche zu schaffen - am gravierendsten sind die Energiepreise.
Der Winterurlaub wird immer teurer. (Symbolbild)Quelle: dpa
Wer in den großen Skigebieten Österreichs die Bergbahnen nehmen möchte, zahlt schnell 70 Euro für einen Skipass - pro Tag. Am Arlberg liegt der Tagespreis bei 75 Euro, zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Mit 15 Prozent hat die Skiwelt Wilder Kaiser Brixental in Tirol die Preise besonders stark angehoben. Wie kommt es zu diesen Preissteigerungen?

Hohe Inflation und gestiegene Energiepreise

Seit Monaten liegt die Inflation in Österreich höher als in den meisten anderen Euro-Ländern. Haupttreiber der Preise sind die Energiekosten, die seit dem Krieg in der Ukraine weltweit gestiegen sind.
Die Energiekosten seien auch der Hauptgrund für die teureren Ticketpreise bei den Skiliften, erklärt Thomas Maierhofer von den Gletscherbahnen Kaprun. Zwar produziere das Skigebiet mit einem eigenen Wasserkraftwerk einen wesentlichen Teil des Stroms selbst. Dies geschehe aber vor allem im Sommer, weshalb im Winter teurer Strom dazugekauft werden müsse.
Der Strompreis hat sich im letzten Jahr bei uns verdreifacht. Und dem müssen wir Rechnung tragen, indem wir das bei unseren Kartenpreisen anpassen.
Thomas Maierhofer, Vorstandsdirektor Gletscherbahnen Kaprun

Stromversorgung in Österreich

Quelle: dpa
Der Großteil des österreichischen Stroms kommt aus Erneuerbaren Energien. 2020 stammten laut österreichischem Energieministerium 78 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen - Spitzenwert in der EU. Wasserkraft machte dabei 2020 fast die Hälfte aus, daneben zu deutlich kleineren Teilen Wind, Biomasse und Photovoltaik. Kohle spielt eine untergeordnete Rolle, Kernkraft überhaupt keine. 1978 sprach sich die österreichische Bevölkerung bei einem Volksentscheid gegen Atomkraftwerke im Land aus. In Deutschland waren es im selben Jahr nur etwa 45 Prozent Strom aus erneuerbaren Energiequellen.

Etwa 14 Prozent des österreichischen Strommixes wurde 2020 durch Gas gedeckt. Das stammt nach wie vor zu einem Großteil aus Russland. Im Oktober 2023 stellte russisches Gas laut Energieministerium 90 Prozent der Gasimporte. Es kommt durch die Pipeline Transgas, die durch die Ukraine verläuft. Die hat angekündigt, bis spätestens Ende 2024 kein russisches Gas mehr weiterzuleiten - ein großes Problem für Österreich, das ohne Zugang zum Meer nicht so einfach auf schiffbares Flüssiggas umsteigen kann.

Quelle: ZDF

Anpassung an den Klimawandel

Wie viele Teile Europas erlebte auch Österreich in diesem Jahr den wärmsten Oktober seit Messbeginn. Die Sommer werden länger, die Winter kürzer - und damit auch die Skisaison.

Klimawandel in den österreichischen Alpen

Quelle: Imago/imagebroker
Der Klimawandel ist im Alpenraum besonders spürbar. Dort steigt die Temperatur stärker als im globalen Vergleich – auch in hohen Lagen. Das Sonnblick-Observatorium der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), gelegen auf über 3.000 Metern, verzeichnete seit Beginn der Messungen 1886 eine durchschnittliche Erwärmung im Winter von 1,9 Grad Celsius. Neben der Temperatur ändert sich auch die Länge der Winter. Eine Studie der Uni Innsbruck kam zu dem Ergebnis, dass in Österreich bereits heute im Mittel an 40 Tagen weniger im Jahr Schnee liegt als noch vor 60 Jahren.

Quelle: ZDF

Um durch die kürzere Saison nicht Umsatz zu verlieren, steuern die Skigebiete mit künstlicher Beschneiung gegen. Der Tourismusforscher Robert Steiger von der Universität Innsbruck schätzt, dass 75 Prozent der Pisten in Österreich beschneit werden.
Bis zu einem Fünftel des Umsatzes der Seilbahngesellschaften fließe in den Betrieb von Schneekanonen. Deren Anschaffung sei der zweitgrößte Investitionsposten hinter dem Bau neuer Lifte, so Steiger. Die Beschneiung benötigt Strom, weshalb sich auch hier die gestiegenen Energiekosten bemerkbar machen.

Mehr Schneekanonen, weniger Klimaschutz im bayrischen Wald.

11.12.2023 | 04:30 min

Hotels und Gastronomie in Personalnot

Nicht nur die Seilbahnen, auch Hotels und Gastronomiebetriebe haben die Preise für den Urlaub erhöht. Ein wichtiger Faktor seien Lohnerhöhungen in der Tourismusbranche, berichtet Tourismusforscher Steiger. Um die Inflation auszugleichen, seien die Gehälter im laufenden Jahr um etwa 10 Prozent angehoben worden.
Die hohen Energiepreise sind auch für die Hotellerie ein Faktor, genau wie die Lohnerhöhungen. Da haben die Preissteigerungen natürlich durchgeschlagen und das wird dann auf die Gäste übertragen.
Robert Steiger, Tourismusforscher an der Universität Innsbruck

Ski-Ausrüstung wird ebenfalls teurer

Seit Ausbruch des Coronavirus stiegen jährlich die Preise für die Ski-Ausrüstung, berichtet Robert vom Skiverleih Oberschneider in Kaprun. Er kämpft, wie viele, mit Lieferschwierigkeiten, da während der Pandemie die Werke stillstanden. Ob sich das aber auf die Preissteigerung auswirkt, ist nicht klar. Doch für die Händler trotzdem eine Herausforderung:
Letztes Jahr haben wir extreme Probleme gehabt. Da haben wir teilweise Ski gekriegt im Januar, Nachlieferungen im Februar, die wir eigentlich schon im Dezember gebraucht hätten, weil irgendwo die Produktion wieder hinterherhängt.
Robert, Skiverleih Oberschneider Kaprun
Doch das ist nicht das einzige Problem der Branche. Mit Blizzard und Fischer betreiben zwei große österreichische Hersteller von Ski-Ausrüstung Produktionsstätten in der Ukraine. Zwar laufen die noch, die Hersteller seien aber mittelbar vom Krieg betroffen, heißt es schriftlich auf Nachfrage aus der Wirtschaftskammer Österreich: "Insbesondere fehlen qualifizierte Arbeitskräfte, die vielfach entweder an der Front eingezogen oder im Ausland sind."

In der Schweiz schmelzen die Gletscher.

26.07.2023 | 14:26 min

Fazit: Krisen machen Skifahren teurer

Gestiegene Energiekosten, die Anpassung an den Klimawandel und Lohnerhöhungen infolge der Inflation sind die Hauptgründe für die deutlichen Preissteigerungen. Der Trend wird sich wohl fortsetzen: Der Klimawandel wird die Schneesaison bis 2050 um weitere Wochen verkürzen. Das bedeutet mehr künstliche Beschneiung, dadurch einen höheren Energieverbrauch mit gestiegenen Energiepreisen. Auch in den kommenden Jahren wird man fürs Skifahren also voraussichtlich immer mehr bezahlen müssen.

Themen

Mehr zum Thema Skiurlaub