: Ukrainische Soldaten - verzweifelt gesucht
14.02.2024 | 11:15 Uhr
Viele von ihnen kämpfen nun schon seit fast zwei Jahren an der Heimatfront: Ukrainische Soldaten sind am Ende ihrer Kräfte und fordern Nachschub und Pausen.Als Russland die Ukraine überfiel, meldete sich Iwan Sadonzew zum Militärdienst. Doch nach fast zwei Jahren Krieg ist der 27 Jahre alte Ukrainer des Kämpfens müde. Er fordert:
Wir sind alle erschöpft. Tauscht uns aus.
Doch Ablösung ist nicht in Sicht: Kiew hat Schwierigkeiten, genügend Soldaten zu rekrutieren, um den russischen Angriffen standzuhalten. "Ich bin wütend. Wie lange soll das noch so weitergehen?", schimpft Sadonzew, der Presseoffizier des 24. Angriffsbataillons ist: "Wir brauchen Erholung!"
Ukrainische Soldaten kämpfen nicht nur gegen eine immense Übermacht der russischen Armee, sondern auch gegen Kriegsmüdigkeit.
13.02.2024 | 07:56 minUrlaub zur Erholung und für Organisation
Serhij Ogorodnyk, der eine Kompanie der Luftlandetruppen leitet, stimmt Sadonzew zu. Der 29-Jährige betont:
Die Leute brauchen Urlaub - nicht nur, um sich zu erholen, um weiter kämpfen zu können, sondern auch, um sich um ihr ziviles Leben zu kümmern.
Viele Soldaten empfänden es als ungerecht, dass manche Ukrainer seit Februar 2022 an der Front sind, während andere noch gar nicht eingezogen wurden.
Wenn die Frage der Munitionslieferungen nicht geklärt wird, werde die Ukraine "in naher Zukunft gezwungen sein, Städte aufzugeben", so Militärexperte Carlo Masala.
12.02.2024 | 05:07 minEuphorie weicht Realismus
Jetzt sind die Leute realistischer.
Militärdienst ist für Daniil heute keine Option mehr.
Zweifel an Unterstützung schmälern Motivation
Auch die Unsicherheit, wie lange der Westen der Ukraine noch beistehen werde, trage zur Kampfesmüdigkeit bei, sagt Anton Grutschetsky vom Internationalen Institut für Soziologie in Kiew.
Die Ukrainer waren wirklich bereit, auf dem Schlachtfeld zu sterben, als sie sich stark unterstützt fühlten.
Er betont weiter: "Wenn man aber weiß, dass es keine Waffen für den Kampf gibt, dann ist das demotivierend."
Der Kampf der ukrainischen Frauen findet meist hinter den Frontlinien statt. Sie kümmern sich um die Familie, das alltägliche Leben und den Wiederaufbau.
14.02.2024 | 04:33 minBürokratie behindert Anwerbung
Eine Reihe von Korruptionsskandalen und die überbordende Bürokratie beim Militär wirken ebenfalls abschreckend. "Ich dachte, es würde sofort losgehen", sagt Jewgen Spirin, der vor vier Wochen in die Armee eingetreten ist.
Stattdessen braucht man hier einen Stempel, dort eine Unterschrift.
Er berichtet vom Hin und Her zwischen den über die ganze Stadt verstreuten und überlasteten Büros, ein Erbe aus Sowjetzeiten.
Er sei Realist, sagt der Armeechef der Ukraine. Ein Realist mit einer großen Aufgabe. Die Siegeschancen der Ukraine liegen nun auch in den Händen von Oleksandr Syrskyj.
09.02.2024 | 15:03 minSelenskyj plant Rotationssystem
Die Rekrutierung von Freiwilligen kommt nur schleppend voran. Im Dezember kündigte Präsident Wolodymyr Selenskyj an, bis zu einer halben Million weitere Soldaten zu mobilisieren. Er will ein "effizientes Rotationssystem" der verfügbaren Truppen einführen und verweist darauf, dass von den "fast eine Million Männern", die bislang eingezogen wurden, derzeit nur "eine Minderheit" an der Front eingesetzt werde.
Um Abhilfe zu schaffen, legte die Regierung einen Gesetzentwurf zur Erleichterung der Einberufung vor. Der derzeit im Parlament diskutierte Entwurf sieht vor, das Einberufungsalter von 27 auf 25 Jahre zu senken, das Rekrutierungssystem zu digitalisieren und den Militärdienst in Kriegszeiten auf 36 Monate zu begrenzen. Die geplante Neuregelung hat eine heftige Debatte im Land ausgelöst.
Nach fast zwei Jahren an der Front hoffen viele Soldaten auf Entlastung, berichtet ZDF-Reporterin Alica Jung.
28.12.2023 | 06:33 minZwangsrekrutierungen unerwünscht
Im Internet kursieren Berichte über angebliche Einberufungen auf offener Straße. Zwangsrekrutierten sind in der Truppe jedoch nicht willkommen. "In unserer Einheit mögen wir es nicht, wenn Männer gegen ihren Willen eingezogen werden", sagt Presseoffizier Sadonzew. Die Armee brauche motivierte, ausgebildete Soldaten. Sadonzew hofft, dass seinen Landsleute klar wird, wie wichtig eine starke Armee ist. "Wir kämpfen für das ganze Land, für unsere Unabhängigkeit", sagt er.
Wenn wir aufhören zu kämpfen, wird die Ukraine wieder besetzt.
Quelle: Victoria Lukovenko und Barbara Wojazer, AFP