: Ostdeutsche fühlen sich häufiger abgehängt

29.01.2024 | 19:54 Uhr
Ostdeutsche fühlen sich laut Deutschland-Monitor mehr abgehängt als Menschen, die in Westdeutschland leben. Auch bei der Zufriedenheit mit der Demokratie gibt es Unterschiede.
Eisleben in Sachsen-AnhaltQuelle: picture alliance/dpa
Menschen in Ostdeutschland fühlen sich einer Studie zufolge häufiger abgehängt als Menschen, die in Westdeutschland leben. Das geht aus einer Studie der Universität Jena hervor. Demnach äußerten 19 Prozent der Ostdeutschen im sogenannten Deutschland-Monitor ein Gefühl des Abgehängtseins. Im Westen des Landes waren es den Angaben zufolge nur acht Prozent.
Auch hatten der Studie zufolge mehr Menschen in Ostdeutschland den Eindruck, die Politik interessiere sich nicht ausreichend für ihre Region und setze sich zu wenig für die wirtschaftliche Entwicklung dort ein.

Nach der Wiedervereinigung sind viele junge Leute in den Westen gegangen, doch mittlerweile ziehen mehr Menschen von West- nach Ostdeutschland als umgekehrt.

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Den Forscherinnen und Forschern zufolge kann dieser Unterschied zwischen Ost und West auch auf die strukturellen Bedingungen zurückgeführt werden. Das Gefühl des Abgehängtseins sei besonders in jenen ostdeutschen Gegenden besonders stark verbreitet, die stärker von Überalterung und Abwanderung betroffen seien.

Ostdeutsche unzufriedener mit Demokratie als Westdeutsche

"Dieses Gefühl sollte ernstgenommen werden, denn wer sich oder seine Region als 'abgehängt' ansieht, neigt eher zu populistischen Einstellungen und ist weniger zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie", erklärte die Jenaer Politikwissenschaftlerin Marion Reiser.

Die Ablehnung der Demokratie ist in Ostdeutschland, insbesondere in Sachsen-Anhalt hoch. Den Ursachen dafür sind Forscher der Hochschule Magdeburg-Stendal nachgegangen.

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Auch in der Bewertung der in Deutschland gelebten Demokratie unterscheiden sich demnach die Menschen in Ost und West. Zwar stimmten den Angaben zufolge fast alle (97 Prozent) der rund 4.000 Befragten der Idee von Demokratie zu. Mehr als die Hälfte der Ostdeutschen (56 Prozent) war mit der Praxis allerdings unzufrieden. Zum Vergleich: Unter den Westdeutschen gaben den Angaben zufolge nur vier von zehn Befragten an, mit der gelebten Demokratie unzufrieden zu sein.
Einig waren sich die Befragten der Studie zufolge länderübergreifend darin, dass der Staat für allgemeine Lebensrisiken Verantwortung übernehmen sollte. Zudem geht nach Angaben der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Daten der Befragung hervor, dass die Lebensqualität sowohl in Ost und West als auch in der Stadt und auf dem Land ähnlich bewertet wird.

Wohnen, Fachkräftemangel und Ungleichheit beschäftigen Menschen

Zu den zentralen Herausforderungen der Menschen in der Stadt und auf dem Land gelten demnach die Verfügbarkeit bezahlbaren Wohnraums, der Fachkräftemangel sowie der zunehmende Gegensatz zwischen Arm und Reich. In strukturschwachen ländlichen Regionen - besonders in Ostdeutschland - komme die Abwanderung junger Menschen als Problem hinzu, hieß es.

ZDF-Reporter Mitri Sirin hat für eine Dokumentation sowohl Ostdeutsche als auch Zugewanderte zu ihren Erfahrungen befragt, die sich überraschend ähnlich sind.

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Mit dem Deutschland-Monitor wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine neue Sicht auf gesellschaftliche und politische Einstellungen und Bewertungen der deutschen Bevölkerung ermöglichen. Die Befragung findet jährlich statt.
Quelle: dpa, AFP

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