: Krankenhausgesellschaft gegen Notfall-Gebühr

07.08.2023 | 11:51 Uhr
Der Verband der Kinderärzte fordert eine Gebühr für die Nutzung der überlasteten Notfalldienste. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) will den Hebel woanders ansetzen.
Quelle: dpa
Der Vorschlag einer Sondergebühr für Eltern, die ohne akuten Bedarf mit ihren Kindern den ärztlichen Notdienst aufsuchen, stößt bei der Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) auf Ablehnung.
Angesichts knapper Ressourcen in der Notfallversorgung hatte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, in bestimmten Fällen eine Eigenbeteiligung für Eltern gefordert.

DKG: Funktionierende Beratung und Steuerung statt finanzieller Hürden

DKG-Chef Gerald Gaß erklärte nun:
Wir brauchen nicht immer wieder neue Vorschläge, die finanzielle Hürden vor der Inanspruchnahme einer Notfallversorgung aufbauen.
Gerald Gaß, DKG-Chef
Notwendig sei stattdessen eine funktionierende Patientenberatung und Steuerung, um echte Notfälle von Bagatellerkrankungen zu unterscheiden.

Die Notaufnahme in den Krankenhäusern ist notorisch am Limit: Zu wenig Personal und völlig überlaufen. Viele Menschen kommen, weil sie woanders keine schnelle Hilfe finden - Wie lässt sich die Situation lösen?

20.04.2023 | 02:34 min

Kinderärzteverband: Notfallversorgung "nicht für Pickel am Po"

"Die Notfallversorgung muss auf Notfälle konzentriert werden und nicht für die Pickel am Po der Kinder, für die die Eltern unter der Woche keine Zeit haben und mit denen man dann am Wochenende beim Notdienst aufschlägt", hatte Kinderärzte-Präsident Fischbach der "Neuen Osnabrücker Zeitung" gesagt. "Für solche Fälle hielte ich eine Eigenbeteiligung der Versicherten für absolut sinnvoll."
Die knappen Ressourcen würden immer wieder von nicht dringend behandlungsbedürftigen Fällen in Anspruch genommen. Er hatte hinzugefügt:
Bei echten Notfällen können die Kosten erstattet werden, das ließe sich mit wenig Aufwand umsetzen.
Thomas Fischbach, Kinderärzte-Verband
Der DKG-Vorsitzende Gaß bemängelte hingegen, auch lange Wartezeiten bei den niedergelassenen Ärzten würden viele Eltern zum Aufsuchen der Notfallstrukturen veranlassen.

Lauterbach hatte Vorstoß von Kassenärzten im April Absage erteilt

Im Frühjahr hatte sich der Chef der Kassenärzte, Andreas Gassen, bereits für eine Gebühr für Patientinnen und Patienten ausgesprochen, die künftig ohne vorherige telefonische Ersteinschätzung in die Notaufnahme kommen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte der Idee eine Absage erteilt. Es gebe aktuell intensive Beratungen über die Neustrukturierung der Notfallversorgung in Deutschland, hatte der SPD-Politiker Mitte April gesagt. Über eine Gebühr werde aber nicht diskutiert.

Immer mehr Patienten gehen direkt in die Notaufnahme, statt zuerst zum Arzt zu gehen. Lange Wartezeiten sind die Folge. Ein Modellprojekt an der Uniklinik Mainz soll helfen.

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Quelle: dpa

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