: Zivilschutz-Vorstoß irritiert Elternvertreter

von Nils Metzger
18.03.2024 | 09:59 Uhr
Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger will wegen Russland mehr Zivilschutz und Bundeswehr an Schulen. Der Bundeselternrat befürchtet ein "von oben vorgegebenes Angstszenario".
Ein Oberleutnant der Bundeswehr hält einen Vortrag an einem Gymnasium (Symbolbild).Quelle: dpa
Die Forderung von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) nach mehr Zivilschutzunterricht und Bundeswehr an Schulen stößt bei Elternvertretern auf Unverständnis. Die stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrats, Claudia Koch, sagt ZDFheute:
Wir sind überrascht und verwundert vom jüngsten Vorstoß der Bundesbildungsministerin zu Zivilschutzübungen an Schulen. Das war weder mit uns noch mit der Kultusministerkonferenz abgesprochen.
Claudia Koch, Bundeselternrat
Die Gestaltung des Unterrichts liege weiter bei den Ländern und Lehrkräften, betont Koch. Sollten entsprechende Pläne der Ministerin tatsächlich umgesetzt werden, zeigt die Elternvertreterin klare Grenzen auf:
"Es ist klar, dass die Zielgruppe solcher Lehrinhalte auf keinen Fall Kleinkinder sein können und es auch keine Werbeveranstaltungen für die Bundeswehr sein dürfen." Jeder Inhalt müsse durch Lehrkräfte vor- und nachbereitet werden.

Bundeswehr-Auftritte an Schulen? Darüber diskutieren Hauptmann David Matei, Jugendoffizier der Bundeswehr, und Michael Schulze von Glaßer, Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft, im ZDF-Morgenmagazin.

07.03.2024 | 11:54 min

Ukraine-Krieg schon jetzt Thema an Schulen

Einen großen Handlungsbedarf sieht Koch weder beim Thema Zivilschutz noch bei der Thematisierung von Kriegen und Konflikten. "Schon jetzt sind Russland und der Krieg in der Ukraine intensiv Thema im Unterricht. Die Schülerinnen und Schüler selbst fordern das Thema und es gibt viele Materialien für Lehrkräfte, um das thematisieren zu können."
Wenn man jetzt mit Blick auf Russland deutlich mehr fordert, dann kommt man schnell in einen Bereich, was tue ich, wenn Bomben fallen. So ein von oben vorgegebenes Angstszenario möchten wir als Eltern nicht.
Claudia Koch, Bundeselternrat
Belehrungen zum Brandschutz, Hinweise bei Munitionsfunden oder auch Erste-Hilfe-Kurse seien schon jetzt an vielen Schulen Standard.

Der Krieg in Nahost facht Antisemitismus an Schulen an. Und die Lehrer stehen vor beinahe unlösbaren Aufgaben.

16.10.2023 | 03:06 min

Lehrergewerkschaften uneins bei Bundeswehr-Auftritten

Auch die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) sprach sich gegen Auftritte von Bundeswehr-Vertretern an Schulen aus. Die Schulen müssten zwar ihre Aufgaben "auch im Rahmen aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen, wie Kriegen, Pandemien oder Naturkatastrophen" erfüllen, sagte VBE-Bundesvorsitzender Gerhard Brand, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Das sei jedoch Aufgabe der dafür geschulten Pädagogen.
"Viele dieser Herausforderungen lösen bei Kindern Angst aus", sagte Brand. "Hier ist es die Aufgabe der Lehrkräfte an den Schulen, den Kindern diese Angst zu nehmen, indem wir die Situationen bestmöglich erklären und aufarbeiten. Dazu ist es nicht notwendig, Vertreterinnen und Vertreter großer privatwirtschaftlicher Unternehmen, der Bundeswehr oder der Politik in die Schulen einzuladen", so Brand.
Der Deutsche Lehrerverband hingegen zeigte sich offen für die Präsenz von Jugendoffizieren an Schulen. "Der Ukraine-Krieg schafft ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung, das auch an Schulen vermittelt werden muss", so Verbandspräsident Stefan Düll in der "Bild am Sonntag". Zur gesamteuropäischen Bedrohungslage müsse im Politik-Unterricht gelehrt werden, sagte Düll. Jugendoffiziere seien dabei eine "sinnvolle Unterstützung".

Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), sieht gewisse Fortschritte bei der Bundeswehr, kritisiert aber deren Zustand: Es fehle vor allem an Personal und Ausrüstung.

12.03.2024 | 01:41 min

Stark-Watzinger für "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr"

Die Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger hatte am Wochenende dafür plädiert, Zivilschutzübungen an Schulen abzuhalten, und Schulen dazu aufgerufen, ein "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" zu entwickeln.
Ich halte es für wichtig, dass Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut.
Bettina Stark-Watzinger, Bundesbildungsministerin
Seit über 60 Jahren bietet die Bundeswehr mit ihren rund 80 Jugendoffizieren Schulen Vorträge und Diskussionsveranstaltungen zur sicherheitspolitischen Bildung an. Im Jahr 2022 gab es laut Bundeswehr 5.931 solcher Veranstaltungen mit über 150.000 Teilnehmenden. Aktiv Werbung für die Bundeswehr oder für den Dienst an der Waffe zu machen, ist den Soldaten dabei nicht erlaubt.
Mit Material von dpa

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