Interview

: Experte: Anschlagspläne passen in Strategie

12.07.2024 | 20:55 Uhr
CNN berichtet über Anschlagspläne gegen den Rheinmetall-Chef. Auch wenn der Verdacht nicht erwiesen ist, würde es zu Russlands hybrider Kriegsführung passen, so Experte Mangott.
Rheinmetall ist einer der größten Rüstungskonzerne Europas.Quelle: AFP
Mutmaßliche Pläne Russlands für ein Attentat auf den CEO des Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Papperger, beunruhigen die deutsche Politik. Ein solches Attentat würde in die hybride Kriegsführung Moskaus gegen Deutschland und den Westen passen, sagt Gerhard Mangott, Russland-Experte der Universität Innsbruck. Im Interview mit ZDFheute ordnet er den Verdacht gegen Russland ein.
ZDFheute: Der amerikanische Fernsehsender CNN berichtete gestern über angebliche Pläne Russlands ein Attentat auf den CEO des Rüstungskonzerns Rheinmetall zu verüben. Wenn Sie von den Anschlagsplänen auf Armin Papperger hören. Sind diese Ihrer Einschätzung nach realistisch?
Gerhard Mangott: Wir wissen nicht, ob der Bericht wirklich zutreffend ist, aber das, was berichtet wurde, ist durchaus plausibel. Russland führt einen hybriden, niederschwelligen Krieg gegen Deutschland und gegen den Westen insgesamt. Und solche Attentatspläne gehören sicherlich dazu.
Es wäre allerdings eine ungeheuerliche Eskalation dieses unterschwelligen Krieges.

Laut CNN wurde ein Attentat auf Rheinmetall-Chef Armin Papperger vereitelt. Der Verdacht fällt auf Russland. Russland weist die Vorwürfe kategorisch zurück.

12.07.2024 | 01:42 min
ZDFheute: Also wenn der Vorwurf stimmt, dann passt er auch in die Strategie Russlands? Was steckt dahinter?
Mangott: Zunächst könnte man argumentieren: Was bringt es Russland, den Vorstandsvorsitzenden von Rheinmetall zu töten? Das Unternehmen würde ja weiter bestehen und seine Rüstungszusammenarbeit mit der Ukraine fortsetzen. Aber das ist nicht etwas, das gegen diese Täterschaft Russland spricht. Russland wollte vielleicht auch nur signalisieren: Wir können das, wollen das und machen das.

Prof. Dr. Gerhard Mangott ...

Quelle: Celia di Pauli/dpa
... lehrt Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck. Sein Forschungsschwerpunkt sind Internationale Beziehungen und Sicherheitsfragen in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion.
ZDFheute: Also halten Sie es für möglich, dass dieser Bericht mit Absicht ans Licht gebracht wurde, um zu zeigen: "Wir können das"?
Mangott: Nun, ich denke, dass die Anschlagspläne von westlichen Diensten, vor allem von US-Diensten, aufgedeckt wurden.
Russland hat kein Interesse daran, dass so etwas öffentlich wird, schon gar nicht, wenn etwas nicht erfolgreich war.
Aber es ist so, dass der Westen sicherlich die Absicht hat, die Bevölkerung in Deutschland in diesem Fall aufzurütteln und zu zeigen, wie real die Bedrohung ist, auch wenn keine Waffengänge zwischen Deutschland und Russland stattfinden, dass eben doch trotzdem ein niederschwelliger Krieg herrscht. Offenbar hat der amerikanische Geheimdienst Hinweise auf dieses Attentat gehabt. Diese wurden dann bei CNN veröffentlicht.

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ZDFheute: Hatten der deutsche oder europäische Geheimdienst diese Informationen nicht? Und wenn nicht, warum?
Mangott: Nun, alles was wir wissen, ist, dass die US-Stellen die deutschen Regierungsbehörden informiert haben und die dann tätig geworden sind. Ob es von Deutschland selbst Erkenntnisse in diese Richtung gab, das wissen wir nicht, werden wir auch nicht wissen. Bei solchen Geheimdienst-Sachen sind alle immer sehr, sehr zurückhaltend.
ZDFheute: Also in Ihren Augen würde ein solches Attentat in die hybride Kriegsführung Russlands passen?
Ja. Anschläge, Sabotageakte, Desinformation, das Anheuern von politischen Funktionären im Westen, all das ist eben Teil dieser hybriden Strategie und diese Anschlagspläne passen durchaus in diese Strategie.
Das ist ernst zu nehmen und dem muss begegnet werden.
Die Fragen stellte Aino Akay für das ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin.
Quelle: ZDF

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