: "Ich hoffe, dass die Brandmauer hält"

01.10.2023 | 13:15 Uhr
Der Präsident des Zentralrats der Juden zeigt sich besorgt über das Umfragehoch der AfD. Josef Schuster hofft, dass die Brandmauer der anderen Parteien halten wird.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, ist besorgt über den Erfolg der AfD.Quelle: imago/Emmanuele Contini
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat sich besorgt über die Umfragewerte für die AfD gezeigt. Die Partei stehe bundesweit bei Werten, die er sich in seinen Alpträumen nicht ausgemalt hätte und die ihm ernsthaft Sorgen bereiteten, sagte Schuster dem Portal "web.de".
Im ZDF-Politbarometer vom 15. September 2023 erreicht die AfD 21 Prozent in der Sonntagsfrage. Sie steht damit an zweiter Stelle nach CDU/CSU.
Im nächsten Jahr stehen Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen an. Dort kam die AfD zuletzt jeweils in Umfragen auf Werte von mehr als 30 Prozent.

Schuster: Keine Zusammenarbeit mit AfD

Schuster sagte auf die Frage, wie andere Parteien mit der AfD umgehen sollten:
Ich bin der Meinung, dass es seitens der demokratischen Parteien keine Zusammenarbeit mit einer Partei geben darf, die in großen Teilen nationalistisch, rassistisch und völkisch ist. Einer Partei, die ganz klar auch Nazi-Ideale verkörpert.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden

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Schuster sagte, es dürfe keine Zusammenarbeit, keine Absprachen und keine strategischen Überlegungen mit der AfD geben. "Gerade auf kommunaler Ebene gibt es von allen Parteien, nicht nur von der CDU, aber natürlich verstärkt von dort, bereits mehr davon, als ich es für richtig halte", sagte er mit Blick auf Formen der Zusammenarbeit.

Schuster: Jüdisches Leben mit AfD möglich?

"Noch stellen sich viele Menschen hinter die Idee der Brandmauer", sagt Schuster.
Die Vergangenheit lehrt uns leider, dass sich so etwas schnell ändern kann. Ich hoffe aber, dass die Brandmauer hält.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
Schuster sagte weiter: "Sollte eine Partei wie die AfD jemals Teil einer Bundesregierung sein, müsste man sich ernsthaft überlegen, ob jüdisches Leben in Deutschland noch möglich ist."

Verunsicherung nach sicheren Jahren

Er erinnerte daran, dass die Schoa-Überlebende und Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, im Jahr 2006 gesagt hatte, dass die Juden in Deutschland ihre Koffer endgültig ausgepackt hätten. "Damals war dieser Satz absolut korrekt", so Schuster.
"Heute schaut der eine oder andere schon mal auf dem Dachboden nach, wo er den leeren Koffer verstaut hat, um ihn wieder griffbereit zu haben."

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Quelle: dpa

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