: Erneuerbare Energien: EU schraubt Ziele hoch

30.03.2023 | 16:30 Uhr
Mehr Wasserstoff, schnellere Genehmigungen, ein Kompromiss bei der Atomkraft: Die EU setzt sich deutlich ambitioniertere Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien.
Die EU setzt sich selbst ambitioniertere Ziele für den Klimaschutz: Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Verbrauch auf mindestens 42,5 Prozent steigen und sich somit nahezu verdoppeln. Das sieht eine Einigung für eine Reform der Erneuerbare-Energien-Richtlinie des EU-Parlaments und der Mitgliedstaaten vor.
Dabei soll insbesondere auf grünen Wasserstoff gesetzt werden und Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energien beschleunigt werden. Die Genehmigungsfrist für Anlagen für erneuerbare Energien soll höchstens 18 Monate betragen, wenn die Anlagen in dafür vorgesehen Gebieten errichtet werden sollen. Außerhalb dieser Gebiete soll das Verfahren nicht länger als 27 Monate dauern.

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Wasserstoff aus Kernenergie

Aus Atomkraft hergestellter Wasserstoff soll hingegen nicht auf das Gesamtziel angerechnet werden können. Allerdings können Länder, die einen besonders geringen Anteil an Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas verbrauchen und die Ausbauziele für Erneuerbare erreichen, 20 Prozent ihres Anteils an erneuerbarem Wasserstoff durch Wasserstoff aus anderen Energiequellen - einschließlich Kernenergie - ersetzen.
Hintergrund: Die Frage der Kernkraftnutzung ist in der EU umstritten. Insbesondere Frankreich hatte in den Verhandlungen darauf gedrungen, mit Atomstrom hergestellten Wasserstoff auf die Klimaziele anrechnen zu können.

Atomenergie: "Weder grün noch fossil"

Die Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Franziska Brantner, sprach von einem "guten Kompromiss". Es werde klar zwischen wirklichen "erneuerbaren Energien" und "Low Carbon"-Energie inklusive der Atomkraft unterschieden, so die Grünen-Politikerin. Der französische EU-Abgeordnete Pascal Canfin sprach von einer Sonderrolle der Atomenergie - als "weder grüne noch fossile" Energiequelle.
"Es ist zwar ein Erfolg, dass Frankreich sich nicht durchsetzen konnte, Atomkraft als erneuerbar zu deklarieren, erklärte hingegen der Grünen-Europaabgeordnete Michael Bloss.
Es ist aber ein Skandal, dass Atomkraft überhaupt eine Rolle spielt.
Michael Bloss, EU-Parlamentarier der Grünen

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Die Ziele in Zahlen:

  • Derzeit liegt der Anteil der Erneuerbaren bei rund 22 Prozent. Der Anteil schwankt dabei von Land zu Land sehr stark. Während Spitzenreiter Schweden auf 63 Prozent kommt, liegen Luxemburg, Malta, die Niederlande und Irland jeweils unter 13 Prozent. In Deutschland lag der Anteil der Erneuerbaren am Bruttoendenergieverbrauch 2021 bei 18,8 Prozent.
  • Bislang war es Ziel, den Anteil der Erneuerbaren bis 2030 auf 32 Prozent zu bringen, jetzt sollen es durch Maßnahmen aller 27 Mitgliedstaaten 42,5 Prozent werden.
  • Gemeinschaftliche Schritte sowie freiwillige weitergehende Beiträge einzelner Länder sollen zudem eine weitere Steigerung um 2,5 Prozentpunkte bringen, sodass der Anteil 2030 nach Möglichkeit bei 45 Prozent liegt.
  • Der Kompromiss sieht vor, dass bis 2030 42 Prozent und bis 2035 60 Prozent des Wasserstoffs, der von der Industrie verwendet wird, aus erneuerbaren Quellen stammen müssen, also grüner Wasserstoff ist.
  • Beschlossen wurden auch konkrete Ziele für einzelne Bereiche, die bislang hinterherhinken - etwa im Gebäude- und Verkehrssektor sowie für die Industrie.
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor mehr als einem Jahr versucht die EU, deutlich schneller unabhängig von Öl- und Gaslieferungen aus Russland zu werden. EU-weit soll dies bis 2027 gelingen. Dafür müssen vor allem erneuerbare Energien und Atomkraft die Lücke schließen. Die EU-Kommission hat die dafür nötigen Zusatzinvestitionen auf 113 Milliarden Euro bis 2030 beziffert. Das Geld soll neben erneuerbaren Energien auch in den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur fließen, die helfen soll, Industrieprozesse künftig klimaneutral zu betreiben.
Das ist der Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Wasserstoff:

Grauer, blauer, türkiser und grüner Wasserstoff

Eigentlich ist Wasserstoff immer Wasserstoff. Allerdings unterscheiden sich die Herstellungsverfahren, bei denen etwa Wasserdampf oder Strom die Energie liefern. Um am Namen die Art der Herstellung ablesen zu können, hat man Farben gewählt - wohlgemerkt nur für die Bezeichnung. Eingefärbt wird nichts.

  • Man spricht man von "grauem" Wasserstoff, wenn bei der Herstellung das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) entweicht.
  • Wird das Kohlendioxid gespeichert, bezeichnet man ihn als "blau".
  • Wird dabei fester Kohlenstoff gewonnen, wird der Wasserstoff "türkis" genannt.
  • Am liebsten ist den meisten Politikerinnen und Politikern aber "grüner" Wasserstoff, der klimaneutral mit Hilfe von Ökostrom produziert wird. Bei dieser sogenannten Elektrolyse wird unter Einsatz von grünem Strom das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten.

Bundeswirtschaftsminister Habeck zufrieden mit neuer Richtlinie

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck äußerte sich insgesamt zufrieden mit der neuen Richtlinie.
In ganz Europa steigt nun das Tempo bei der Energiewende, auch um schneller unabhängig von fossilen Importen zu werden.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)
Die heutigen Beschlüsse seien ein riesiger Erfolg für die Europäische Union, so Habeck.
Quelle: dpa, afp, Reuters

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