: MH17: Drei Schuldsprüche und ein Freispruch

17.11.2022 | 18:42 Uhr
Mit einer Rakete wurde 2014 eine Boeing über der Ostukraine abgeschossen. 298 Menschen starben. Drei Russen und ein Ukrainer waren angeklagt - jetzt fielen die Urteile.
Mehr als acht Jahre nach dem Abschuss von Flug MH17 über der Ostukraine hat ein niederländisches Gericht drei ehemals hochrangige pro-russische Separatisten schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt. Es handelt sich um zwei ehemalige russische Geheimdienstagenten und einen Ukrainer. Ein weiterer Russe wurde am Donnerstag aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Bei dem Abschuss des Passagierflugzeugs am 17. Juli 2014 waren 298 Menschen getötet worden, unter ihnen zahlreiche Niederländer.

Anklage hatte lebenslang gefordert

Die fünf Strafrichter des Hochsicherheitsgerichts am Amsterdamer Flughafen Schiphol sahen es als erwiesen an, dass die Verurteilten für den Einsatz der Luftabwehrrakete vom Typ Buk verantwortlich waren, mit der die Boeing abgeschossen wurde. Das Geschütz war dem Urteil zufolge vom russischen Militärstützpunkt Kursk in die Ukraine geliefert und nach dem Abschuss wieder zurück über die Grenze gebracht worden.
Die Staatsanwaltschaft hatte im vergangenen Dezember gefordert, alle vier Angeklagten zu lebenslanger Haft zu verurteilen.
Das Gericht verkündete das Urteil am Donnerstag in Abwesenheit der Angeklagten. Die drei Täter sind untergetaucht und werden in Russland vermutet. Eine Auslieferung dürfte nicht stattfinden - Moskau erkennt das Gericht nicht an und weist jegliche Mitverantwortung an dem Abschuss zurück. Allein der Freigesprochene hatte sich von Anwälten vor Gericht vertreten lassen.
Ein Team des ZDF-Investigativmagazins frontal hat einen der Verurteilten 2018 getroffen und zu dem Abschuss befragt:

Am 17. Juli 2014 wird der Linienflug MH17 über der Ostukraine abgeschossen, einem Gebiet der pro-russischen Separatisten. Steckt der russische Geheimdienst hinter der Tat?

16.10.2020 | 28:49 min

Selenskyj fordert Konsequenzen für russische Führung

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete das Urteil als "wichtig". Es sei jedoch notwendig, auch die Auftraggeber zur Rechenschaft zu ziehen, schrieb der 44-Jährige am Donnerstag auf Twitter und machte deutlich, dass er die russische Führung in der Verantwortung sieht.
Straflosigkeit würde zu neuen Straftaten führen, fügte er in Anspielung auf den Ende Februar gestarteten russischen Angriffskrieg gegen sein Land hinzu.
Selenskyj auf Twitter

Die meisten Todesopfer aus den Niederlanden

Der Prozess fand seit März 2020 unter hohen Sicherheitsvorkehrungen in der Nähe des Amsterdamer Flughafens Schiphol statt, von wo aus die Maschine der Fluggesellschaft Malaysia Airlines damals in Richtung Kuala Lumpur gestartet war. Aus den Niederlanden kamen auch die meisten Todesopfer, weswegen der Prozess dort stattfand. Der Abschuss der Maschine der Fluggesellschaft Malaysia Airlines hatte weltweit Bestürzung und Empörung ausgelöst.
Quelle: AFP, dpa, Reuters

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