: Guantánamo: Pakistaner nach 16 Jahren frei

02.02.2023 | 21:20 Uhr
Im US-Gefangenenlager Guantánamo sind noch 34 Häftlinge untergebracht - nachdem ein inhaftierter Pakistaner freigelassen wurde. Er hatte von Folter durch die CIA berichtet.
In Guantánamo Bay sind noch 34 Inhaftierte untergebracht.Quelle: Reuters
Die USA haben einen 16 Jahre lang im Gefangenenlager Guantánamo Bay inhaftierten Pakistaner freigelassen, der mit Schilderungen von Folter durch den US-Geheimdienst CIA für Aufsehen gesorgt hatte. Majid Khan wird fortan im zentralamerikanischen Staat Belize leben, wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte.

Pakistaner von CIA gefoltert

Der heute 42-Jährige war 2003 in Pakistan festgenommen worden. Er wurde nach eigenen Aussagen von der CIA bei Verhören über Jahre gefoltert und später nach Guantánamo gebracht. Wegen Unterstützung des Terrornetzwerks Al-Kaida wurde er schließlich im Oktober 2021 zu 26 Jahren Haft verurteilt.
Allerdings wurde ihm im Zusammenhang mit einem früheren Schuldeingeständnis eine baldige Freilassung zugesichert. Khan hatte sich schuldig bekannt, an einem letztlich gescheiterten Komplott zur Ermordung des früheren pakistanischen Militärmachthabers Pervez Musharraf beteiligt gewesen zu sein und später als Geldbote für einen islamistischen Anschlag auf ein Hotel in Indonesien gedient zu haben.

Vergewaltigt, geschlagen, gefoltert

Bei der Anhörung zur Festlegung des Strafmaßes berichtete Khan 2021 in erschütternden Aussagen über seine Folter durch die CIA. Es war die erste öffentliche Darstellung der Foltermethoden durch einen Häftling, der nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 nach Guantánamo gebracht worden war.

Kurz nach den Terrorangriffen auf New York und Washington am 11. September 2001 schickten die USA ihren Auslandsgeheimdienst CIA in den "Krieg gegen den Terror".

05.09.2021 | 44:42 min
Khan berichtete, wie er von CIA-Vernehmungsbeamten vergewaltigt, geschlagen und mit Wasserfolter traktiert wurde. Er sei tagelang in dunklen Zellen festgehalten worden, teilweise an Ketten aufgehängt, ohne Nahrung oder Kleidung, während laute Musik ertönte und Wachen ihn mit Eiswasser übergossen. Er habe seine Taten gestanden, sei aber weiter gefoltert worden:
Je mehr ich kooperierte und ihnen erzählte, desto mehr wurde ich gefoltert.
Majid Khan

Haftverkürzung: Khan hatte "Verpflichtungen erfüllt"

Das Pentagon erklärte nun, Khan habe seine Verpflichtungen im Zuge einer Kooperationsvereinbarung erfüllt und deswegen eine Haftverkürzung erhalten. Belize habe sich bereit erklärt, den Pakistaner aufzunehmen.
"Ich habe eine zweite Chance in meinem Leben bekommen und habe die Absicht, das Beste daraus zu machen", erklärte Khan in einer von seinen Anwälten verbreiteten Stellungnahme. "Ich bedaure zutiefst, was ich vor vielen Jahren gemacht habe, und habe die Verantwortung dafür übernommen." In Belize will Khan nun nach eigenen Angaben ein Restaurant oder einen Food Truck eröffnen.

"Dieses Buch erzählt von der Leidensgeschichte eines Menschen, dem man versucht hat, alles Menschliche zu nehmen."

25.09.2018 | 01:05 min

Noch 34 Häftlinge in Guantánamo

Das Lager befindet sich auf Kuba im US-Marinestützpunkt Guantánamo Bay. Zeitweise waren dort fast 800 Menschen inhaftiert. Das Camp wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA unter dem republikanischen Präsidenten George W. Bush errichtet worden, um mutmaßliche islamistische Terroristen ohne Prozess festzuhalten.
Menschenrechtsorganisationen fordern seit langem die Schließung. Derzeit befinden sich noch 34 Häftlinge in dem höchst umstrittenen Lager.
Quelle: dpa, AFP

Mehr zum Thema