: Mehr als 370 Tote seit Protestbeginn in Iran

19.11.2022 | 18:34 Uhr
Menschenrechtsorganisationen sprechen von mehr als 370 Toten seit Beginn der Proteste in Iran. Weiterhin wird mit Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen.
Seit mehr als zwei Monaten gibt es Proteste in Iran und die Gewalt nimmt zu.Quelle: reuters
Bei den seit mehr als zwei Monaten andauernden Protesten in Iran sind der Organisation Iran Human Rights (IHR) zufolge bisher 378 Menschen getötet worden, darunter 47 Kinder. Zuletzt sollen während Protesten in der Provinz Kurdistan mindestens drei Menschen erschossen worden sein, so die Menschenrechtsgruppe Hengaw. Teheran beschuldigt unterdessen erneut westliche Länder "die Lage in Iran zu beeinflussen".

Menschenrechtler: Immer mehr Gewalt bei Protesten

Der Organisation IHR zufolge betreibt die Führung in Teheran mit Blick auf eine Sitzung des UN-Menschenrechtsrates in der kommenden Woche eine "Lügen-Kampagne". So schreibe die Regierung die Tötung von Demonstranten der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) zu und wolle dies "als Vorwand für einen breiteren Einsatz von scharfer Munition nutzen", sagte der IHR-Vorsitzende Mahmood Amiry-Moghaddam.
Die Menschenrechtsgruppe Hengaw bestätigt: Sicherheitskräfte hätten den "Einsatz von tödlichen Waffen bei Angriffen auf Demonstranten in den vergangenen fünf Tagen deutlich erhöht". Aktivisten werfen den iranischen Sicherheitskräften vor, getötete Demonstranten heimlich zu begraben, um zu verhindern, dass ihre Beerdigung weitere Proteste gegen die iranische Staatsführung auslösen.

Iran: Ausland brächte "Menschen auf die Straße"

Teheran geht hart gegen Demonstrierende vor. Irans geistlicher Führer Ayatollah Ali Chamenei kündigte am Samstag "Bestrafung" für "Morde" und Vandalismus während der Proteste an. Das Staatsfernsehen zitierte ihn mit den Worten, ausländische Mächte versuchten, "die Menschen auf die Straße zu bringen" und "die Behörden zu erschöpfen", was ihnen jedoch nicht gelungen sei.

Die Proteste in Iran

Die mittlerweile seit zwei Monaten andauernde Protestwelle in Iran wurde durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst. Die 22-Jährige war von der sogenannten Sittenpolizei verhaftet worden, weil sie ihr islamisches Kopftuch nicht den Regeln entsprechend getragen haben soll. Sie starb kurze Zeit später im Krankenhaus.

Iran beschuldigt unter anderem Großbritannien, Israel und die USA, die Proteste zu schüren. Das iranische Außenministerium kritisierte das "absichtliche Schweigen ausländischer Förderer von Chaos und Gewalt im Iran angesichts (...) terroristischer Aktionen in mehreren iranischen Städten". Es sei "die Pflicht der internationalen Gemeinschaft", die "jüngsten Terroranschläge im Iran zu verurteilen und Extremisten keinen sicheren Hafen zu bieten", hieß es weiter.
Quelle: AFP

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