: IAEA: Spuren von hoch angereichertem Uran

01.03.2023 | 11:57 Uhr
Für eine Atombombe braucht man auf 90 Prozent angereichertes Uran. In einer Atomanlage in Iran haben Inspektoren Partikel gefunden, die fast 84 Prozent erreichten.
Während einer Inspektion der Atomanlage in Fordo im Januar wurden Spuren von fast waffenfähigem Uran entdeckt. (Archiv)Quelle: epa
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat in Iran Partikel von sehr hoch angereichertem Uran gefunden. Wie IAEA-Chef Rafael Grossi am Dienstag erstmals offiziell bestätigte, hatte das Uran einen Reinheitsgrad von 83,7 Prozent. Das ist nur knapp unter den 90 Prozent, die für Atomwaffen nötig sind.
Die Spuren wurden bereits im Januar während einer Inspektion einer iranischen Anlage in Fordo entdeckt, wo Uran bis zu einem Reinheitsgrad von 60 Prozent hergestellt wird. 

Könnte ein Versehen Teherans sein

Mit Teheran seien nun Gespräche zur Klärung in Gang, heißt es in einem nicht öffentlichen Bericht. "So etwas kann aus Versehen oder absichtlich passieren", sagte ein hochrangiger Diplomat, der das iranische Atomprogramm intensiv verfolgt. Auch in anderen Ländern sei es in Anreicherungsanlagen schon zu ähnlichen Ausreißern gekommen.
In diesem Fall handle es sich jedoch "um einen ziemlich großen Sprung" von 60 auf knapp 84 Prozent. Die bisherigen Analysen hätten aber gezeigt, dass nur eine sehr kleine Menge an 83,7-prozentigem Material produziert worden sei, sagte der Diplomat.
Baut Iran an der Bombe? Der ZDFinfo zeichnet die Genese des iranischen Atomprogramms nach:
Behördenchef Grossi hatte bereits im Januar darauf hingewiesen, dass Iran insgesamt bereits über genug angereichertes Uran für mehrere Atomwaffen verfügt, falls das Material noch höher angereichert würde. Bis zur Entwicklung einer Nuklearwaffe habe Teheran jedoch noch einen langen und schwierigen Weg vor sich, sagte der IAEA-Generaldirektor.

Iran betont friedliche Absicht

Teheran betont stets, ausschließlich an friedlicher Nutzung von Nukleartechnologie interessiert zu sein.Dem IAEA-Bericht zufolge besitzt die Islamische Republik knapp 435 Kilogramm 20-prozentiges Uran, 48 Kilogramm mehr als im vorigen Quartalsbericht vom November. Der Bestand an 60-prozentigem Uran nahm um 25 Kilogramm zu - derzeit knapp 88 Kilogramm. Grossi hat mehrfach darauf hingewiesen, dass auch 60-prozentiges Uran schon fast waffentauglich sei.
Abbruch mit Ansage:

Teheran will sich nicht mehr an das internationale Atomabkommen halten und nach eigenen Aussagen mehr Uran anreichern.

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Iran verpflichtete sich 2015, sein Atomprogramm einzuschränken.
Im Gegenzug wurden westliche Sanktionen aufgehoben. Dieser Pakt sollte verhindern, dass das autoritär regierte Land in den Kreis der Atommächte aufsteigt. Nachdem die USA 2018 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem Abkommen ausstiegen, reagierte Teheran mit dem Ausbau der Uran-Anreicherung und der Einschränkung von IAEA-Inspektionen.

IAEA hat weiter Einblick

Verhandlungen zur Wiederbelebung des Abkommens, an denen auch Deutschland beteiligt ist, liegen auf Eis. Voriges Jahr musste die IAEA 27 Überwachungskameras im Iran abbauen. Grossi betonte jedoch angesichts des jüngsten Fundes, dass seine Inspektoren auch weiterhin in der Lage seien, wichtige Entwicklungen innerhalb kurzer Zeit zu entdecken.
Vor allem junge Iraner wünschen sich eine Öffnung gen Westen und leiden unter dem strengen Mullahregime.

Der Iran, das islamische Land im Mittleren Osten, ist seit 40 Jahren abgeschottet.

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