Exklusiv

: Wollte Kaili Kritik an Katar verhindern?

von Julia Klaus
10.12.2022 | 18:06 Uhr
Die wegen Korruptionsverdacht festgenommene Vizepräsidentin des EU-Parlaments Kaili soll versucht haben, eine Abgeordnete von einer kritischen Rede abzuhalten. Es ging um Katar.
Weitere schwere Vorwürfe gegen die festgenommene EU-Parlamentsvizepräsidentin Eva Kaili: Eine Abgeordnete schildert nun gegenüber ZDFheute, dass Kaili versucht habe, sie von einer kritischen Rede zur Fußballweltmeisterschaft in Katar abzubringen.
Die Griechin Kaili war am Freitag mit vier weiteren Personen wegen Korruptionsverdacht festgenommen worden. Das WM-Gastgeberland Katar soll dabei eine Rolle spielen.

Kaili lobte Katar als Vorzeigeland

Kaili selbst hatte am 21. November im EU-Parlament eine Rede zur Menschenrechtssituation in Katar gehalten, in der sie sich ausnehmend positiv über das Emirat äußert, ihm eine "historische Transformation" bescheinigt. Die WM sei das Zeichen, "dass Sportdiplomatie einen historischen Wandel in einem Land bewirken kann, dessen Reformen die arabische Welt inspiriert haben".
Deshalb habe man auch "nicht das moralische Recht", durch Kritik "billige Medienaufmerksamkeit zu bekommen", so Kaili. Es gebe dort eine "neue Generation intelligenter, hochgebildeter Menschen".

Vorwurf: Kaili habe Parlamentarierin von kritischer Rede abhalten wollen

Die Abgeordnete sagt, Kaili habe versucht, sie von einem kritischen Statement im Plenum abzubringen. Die Parlamentarierin hatte sich in der Vergangenheit mehrfach kritisch über Katar geäußert - Kaili habe darauf hinwirken wollen, dass sie ihre Meinung nicht so drastisch äußert.
Bevor ich meine Rede halten wollte, kam Eva Kaili zu mir und sprach sehr hartnäckig. Sie sagte, ich solle meine Rede nicht halten. Sie sei falsch.
EU-Parlamentsabgeordnete
Dazu ließ sich die Abgeordnete von Kaili aber nicht bewegen, sagt sie. In einer Rede im Plenum, die sie hielt und die öffentlich einsehbar ist, übt sie auch scharfe Kritik an Katar. Der Name der Frau ist ZDFheute bekannt. Aufgrund der laufenden Ermittlungen gegen Kaili will sie lieber anonym bleiben.

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Barley fühlt sich an Aserbaidschan-Affäre erinnert

Kaili galt einmal als politische Hoffnungsträgerin - nun ist sie aus ihrer Partei "Pasok" ausgeschlossen worden. Neben Datenträgern und Handys wurden bei ihr und den weiteren vier Verdächtigen auch 600.000 Euro Bargeld beschlagnahmt.
Katarina Barley, Vize-Präsidentin des EU-Parlaments, schrieb auf Twitter, sie sei "wütend". Gegenüber ZDFheute sagt sie:
Ich habe die Rede von Frau Kaili in Teilen nachgehört und sie hat mich stark an die Äußerungen im Zuge der Aserbaidschan-Affäre im Bundestag erinnert.
Katarina Barley, EU-Vizepräsidentin
Barley spielt auf die Verwicklungen einiger Politiker von CDU und CSU an, die unlautere Geschäfte mit der dem autoritär regierten Aserbaidschan gemacht haben sollen.
Barley auf Twitter
Wie problematisch Katar mit dem Thema Menschenrechte umgeht - der offizielle WM-Botschafter Salman nennt Homosexualität einen "geistigen Schaden" - sehen Sie in der ZDF-Doku "Geheimsache Katar":

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