: Präsident Tokajew steht vor Wiederwahl

20.11.2022 | 21:11 Uhr
Präsident Tokajew ist nach ersten Hochrechnungen in Kasachstan wiedergewählt worden. Nach blutigen Protesten im Januar war die Abstimmung mit Spannung erwartet worden.
Der amtierende und voraussichtlich bleibende Präsident Kassym-Jomart Tokajew gibt seine Stimme in einem Wahllokal ab.Quelle: dpa
Nach ersten Hochrechnungen hat Amtsinhaber Kassym-Schomart Tokajew die Präsidentschaftswahl in Kasachstan gewonnen. Prognosen vom Sonntagabend zufolge kommt der 69-Jährige voraussichtlich auf rund 82 Prozent der Stimmen.
Meinungsumfragen vor der Wahl hatten bereits nahegelegt, dass sich Tokajew klar gegen die weiteren fünf Kandidaten durchsetzen wird. Rund zwölf Millionen Menschen waren in dem an China und Russland grenzenden Land aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.
Zehn Monate nach den blutigen Protesten im Januar war die Abstimmung am Sonntag mit Spannung erwartet worden. Nach ersten Angaben der kasachischen Sicherheitsbehörden verlief der Wahltag ruhig.

Internationale Beobachter üben Kritik

Ursprünglich war die Wahl für 2024 angesetzt. Im September verkündete der Staatschef jedoch den vorgezogenen Wahltermin.
Internationale Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wollen am Montag ihr Urteil über den Ablauf der Wahl abgeben. Vorab hatten sie Einschränkungen bei der Registrierung von Kandidaten und mangelnde Transparenz bei den Eigentumsverhältnissen von Medien kritisiert.
Tokajew hatte im März 2019 seinen autoritären Vorgänger Nursultan Nasarbajew entmachtet, der Kasachstan rund 30 Jahre regiert hatte. Die Wahl vor drei Jahren wurde von Polizeigewalt begleitet.

Mehr als 200 Tote bei Protesten im Januar

Im Januar dieses Jahres waren in Kasachstan Proteste gegen hohe Preise und soziale Ungerechtigkeit in einen politischen Machtkampf umgeschlagen. Tokajew gab damals einen Schießbefehl gegen die Demonstranten, die er als "Terroristen" bezeichnete.
Bei den Protesten kamen mehr als 200 Menschen ums Leben, mehrere Tausend Menschen wurden festgenommen. Zur Unterdrückung der Proteste hatte Russland Soldaten in das verbündete Nachbarland geschickt.
Im Anschluss an die Unruhen hatte Tokajew eine Verfassungsänderung durchgesetzt und Reformen eingeleitet. Diese beinhalten unter anderem eine längere Amtszeit des Präsidenten von sieben Jahren. Zuvor waren es nur fünf Jahre.
Quelle: dpa, AFP, Reuters

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