: Kramatorsk: Russische Rakete trifft Lokal

28.06.2023 | 09:37 Uhr
Acht Tote - darunter drei Kinder - und Dutzende Verletzte - das ist die Bilanz des russischen Raketenangriffs auf die Stadt Kramatorsk. Getroffen wurde ein beliebtes Lokal.

Im Osten der Ukraine sind bei einem russischen Raketenangriff auf ein Wohnviertel mindestens acht Menschen getötet worden. Die Raketen zerstörten einen Gebäudekomplex.

28.06.2023 | 00:24 min
Nach dem russischen Raketenangriff auf die ostukrainische Stadt Kramatorsk ist die Zahl der Toten auf acht gestiegen. Unter den Toten seien drei Kinder, die aus den Trümmern geborgen worden seien, teilte der staatliche Rettungsdienst der Ukraine am Mittwoch im Onlinedienst Telegram mit. Außerdem sind demnach mindestens 56 Menschen verletzt worden.
Die Rettungskräfte durchsuchen die Trümmer des zerstörten Gebäudes und suchen nach Personen, die sich wahrscheinlich unter den Trümmern befinden,
Ukrainischer Rettungsdienst
fügte der Rettungsdienst hinzu.
Karte: Kramatorsk in der UkraineQuelle: ZDF

Lokal besonders bei Journalisten und Militärangehörigen beliebt

Die Geschosse hatten - ukrainischen Behörden zufolge - ein gut besuchtes Restaurant in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk getroffen. In dem Restaurant "im Zentrum der Stadt" habe sich zur Zeit des Angriffs "eine große Zahl Zivilisten" aufgehalten, erklärte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, am Dienstagabend. Das Lokal war besonders bei Journalisten und Militärangehörigen beliebt.
Kramatorsk liegt nahe der Stadt Bachmut:
Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte in seiner abendlichen Videoansprache den "Terror" und forderte ein Tribunal gegen Russland.

Suche nach Verschütteten dauert an

Rettungskräfte suchten unter den Trümmern nach möglichen Verschütteten. Unter den Verletzten waren drei Kolumbianer - der bekannte Autor Hector Abad, der Politiker Sergio Jaramillo und die Journalistin Catalina Gomez, die sich mit der ukrainischen Schriftstellerin Victoria Amelima in dem Restaurant zum Essen getroffen hatten, wie Abad und Jaramillo in einer gemeinsamen Mitteilung erklärten.
Zerstörte Gebäude in Kramatorsk (Ukraine)Quelle: AFP

Schriftstellerin in Lebensgefahr

Die 37-jährige Amelima, deren Werke unter anderem ins Deutsche und Englische übersetzt wurden, schwebe in Lebensgefahr, hieß es. Sie sei am Kopf verletzt.
"Da waren viele Leute drin - es sind Kinder unter den Trümmern", sagte Jewgen, der mit zwei Freunden zu Abend gegessen hatte. "Wir wollten gerade gehen". Doch nun liege einer seiner Freunde unter den Trümmern, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Ihr 23-jähriger Halbbruder Nikita habe in der Nähe des Pizzaofens gestanden, als der Angriff erfolgt sei, schilderte Natalia unter Tränen. "Sie kriegen ihn nicht heraus, er ist verschüttet. Dachziegel sind auf ihn gefallen."
Kramatorsks Bürgermeister über das Leben im besetzten Donezk:

Seit Monaten schlagen Raketen in Kramatorsk ein. Bürgermeister Hontscharenko erklärt, wie die Bürger der Stadt damit umgehen - und warum Leopard-Panzer so wichtig sind.

27.01.2023
Wie die ukrainische Polizei mitteilte, feuerte Russland zwei Boden-Luft-Raketen vom Typ S-300 auf Kramatorsk ab. Am getroffenen Restaurant Pizza Ria versammelte sich bald nach dem Einschlag eine Menschenmenge, wie ein AFP-Journalist berichtete. Polizei, Rettungswagen und Soldaten waren vor Ort.
Kramatorsk war vor dem Krieg eine Stadt mit 150.000 Einwohnern und ist die letzte Großstadt unter ukrainischer Kontrolle im Osten des Landes. Sie liegt etwa 30 Kilometer von der Front entfernt.

Angriff auf Bahnhof ist vielen in Erinnerung

Im April vergangenen Jahres wurde der Bahnhof der Stadt von Raketen getroffen. Human Rights Watch bezeichnete den Angriff als Kriegsverbrechen. Die Erinnerung daran und die Kämpfe im nahegelegenem Bachmut haben die Menschen in der Stadt geprägt.
ZDF-Reporterin Kathrin Eigendorf konnte im Januar ein Interview mit dem Bürgermeister von Kramatorsk führen:
Entgegen der offiziellen Behauptungen aus Moskau werden Raketen, Marschflugkörper und Drohnen immer wieder auf ukrainische Wohngebiete abgefeuert und töten Zivilisten.
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Quelle: AFP, dpa, ZDF

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