: Wer ist die Iranerin, die ihren Pass zerriss?

16.12.2022 | 09:57 Uhr
Beim Jahresrückblick von Markus Lanz reißt die Iranerin Banoo aus Protest gegen das islamische Regime ihren Pass vor laufender Kamera in Stücke. Wer ist die junge Frau?

Der Zusammenhalt unter den Menschen im Iran sei groß. "Wir erkennen die Islamische Republik nicht an", sagt Iranerin Banoo bei Lanz.

16.12.2022 | 01:53 min
Eine Botschaft, die nicht zu übersehen ist: In Begleitung der Journalistin Natalie Amiri ist die Iranerin Banoo beim Jahresrückblick von Markus Lanz zu Gast. Vor laufender Kamera greift sie in ihren Pullover, zieht ihren Reisepass und zerreißt das Dokument. Mit der Aktion will die 32-Jährige, die ihren Nachnamen aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich macht, ihre Wut auf die islamische Republik verdeutlichen und die öffentliche Aufmerksamkeit auf die unterdrückten Menschen in Iran lenken. Ihr ist anzusehen, wie schwer ihr dieser Schritt fällt.

Flucht nach Deutschland vor wenigen Tagen

Erst vor zehn Tagen ist die Iranerin mit ihrem Mann über Griechenland nach Deutschland geflohen. Eine heikle Aktion, denn Banoo ist in ihrem Land noch öffentlich registriert, ihr sollte in Iran noch der Prozess gemacht werden. Entsprechend groß war ihre Angst bei der Ausreise, die jedoch ohne Zwischenfälle glückte.
Banoo hat Kunst und Grafikdesign in Teheran studiert und anschließend als Grafikdesignerin gearbeitet. Sie selbst hat am eigenen Körper erfahren, wie das iranische Regime gegen Frauen und Kritiker der Regierung vorgeht: Am 23. August ist sie in Teheran auf der Straße von Sittenwächtern in ein Auto gezerrt, verhört und verwarnt worden, weil ein Knopf ihres Mantels offen stand. Sie ließen sie jedoch wieder gehen - erstmal.
Ich möchte die Stimme meines Volkes sein. Ich möchte die Stimme aller Mütter sein, die Schmerzen haben. Ich möchte die Stimme derjenigen sein, die gefoltert werden. Ich möchte die Stimme derjenigen sein, die im Gefängnis sind.
Banoo, Geflüchtete aus Iran

Schläge und Erniedrigung im Gefängnis

Am 23. September nahmen die junge Frau und ihr Ehemann an einem großen Protest im Norden des Iran teil. Banoo wird während der Proteste wieder in ein Auto gezerrt und ins Gefängnis gebracht. Dort wird sie geschlagen und erniedrigt. Erst nach einer Woche darf sie ganz kurz ihren Mann anrufen, muss ihm aber sagen, dass es ihr gut geht.
Zwölf Tage lebt sie mit Todesangst, glaubt getötet zu werden, ihre Familie nie wieder zu sehen. Nachdem sie freigelassen wird, hat sie Angst und Albträume.
Als im Oktober Studenten der Scharif-Universität angegriffen wurden, gehen Banoo und ihr Mann doch wieder auf die Straße.
Ich habe mich geschämt, zu Hause zu sitzen, wenn andere ihr Leben für mich riskieren.
Banoo, Geflüchtete aus Iran
An dem Tag filmt ihr Mann Polizisten, die in Zivil Waffen abfeuern. Auch er wird dabei gefilmt.
Am 10. Oktober dringen Sicherheitskräfte in das Haus des Paares ein, konfiszieren ihren Laptop, durchsuchen ihre Handys, bedrohen sie.

Kein Kontakt zur Familie

Banoo hat keine Wahl. Sie muss das Land, das sie so liebt, verlassen. Sie muss ihren Vater und ihre Geschwister verlassen und weiß nicht, ob und wann sie sie wiedersehen wird. Aus Angst haben sie seit der Flucht keinerlei Kontakt zur Familie in Iran.  
Quelle: ZDF

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