: Lauterbach: Krankenkassen sollen mehr zahlen

20.12.2022 | 09:05 Uhr
Einige Medikamente sind derzeit knapp, insbesondere Husten- und Fiebersaft für Kinder. Lauterbach hat nun einen Plan gegen die Engpässe.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant wegen der Lieferengpässe bei Medikamenten deutliche Änderungen bei den Preisregeln für Kinderarzneimittel. Engpässe gibt es unter anderem bei Kindermedikamenten wie Fieber- und Hustensäften.
In Deutschland hätten Medikamente, die nicht mehr Patent-geschützt sind, Einheitspreise, erklärte Lauterbach im ARD-Morgenmagazin. Im Ausland würden die gleichen Medikamente manchmal besser bezahlt und "dann wandern sie ins Ausland ab, wenn es knapp wird".
Das ist ein Grund, warum derzeit einige Medikamente für Kinder, in Deutschland fehlen. Medikamente wie beispielsweise Paracetamol oder Ibuprofen würde aber weltweit weiter produziert, "da ist nicht viel ausgefallen", so Lauterbach.
Das heißt die Lösung, die das an der Wurzel anpackt, ist, wir müssen diese Arzneimittel für Kinder aus den Festbeträgen herausnehmen, sodass die auch teurer verkauft werden.
Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

Preisänderungen sollen ab heute gelten

Lauterbach zufolge würden die Krankenkassen schon heute angewiesen werden, 50 Prozent mehr als den aktuellen Festbetrag zu bezahlen. "Der Deutsche Markt ist nicht wirklich interessant. Da müssen dort die Preise sofort angehoben, das machen wir mit heutiger Wirkung."

Der Medikamenten-Mangel ist enorm. Durch die steigende Nachfrage, Produktionsengpässe und blockierte Lieferwege spitzt sich die Lage immer weiter zu. Unter anderem ist Fiebersaft für Kinder davon betroffen.

14.12.2022 | 01:56 min
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete unter Berufung auf ein Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums, eine solche bessere Vergütung solle nicht nur kurzfristig gelten, sondern Kindermedikamente auch dauerhaft wirtschaftlich attraktiver machen.

Auch für Krebsmedikamente soll es Lösung geben

Auch Mittel für Erwachsene sind derzeit Mangelware, etwa Krebsmedikamente und Antibiotika. Bei diesen Medikamenten sei die Ursache Lauterbach zufolge aber eine andere. Dort gebe es weltweit teilweise weniger Arzneimittel.
Aber auch dort kündigte er eine Änderung an: Die Krankenkassen sollen weiter ein Teil der Arzneimittel aus asiatischen Ländern wie China oder Indien besorgen, aber auch aus Europa, sodass hier die Produktion aufgebaut wird.

Nicht nur der billigste Anbieter soll Zuschlag bekommen

Generell solle laut "Süddeutscher Zeitung" bei der Medikamentenbeschaffung nicht mehr nur der billigste Anbieter zum Zug kommen. Laut dem Eckpunktepapier des Gesundheitsministeriums solle es bei wichtigen Mitteln zwei Verträge geben: Neben dem günstigsten Anbieter aus dem nicht-europäischen Ausland solle immer auch der günstigste Hersteller aus der EU berücksichtigt werden. Der Auftrag werde dann geteilt.
Wir sind auch in diesem Bereich mit der Ökonomisierung zu weit gegangen.
Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister
Um früh zu erkennen, bei welchen Mitteln sich Engpässe abzeichnen könnten, solle außerdem die Versorgungslage intensiver überwacht werden, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" weiter.
Zur Finanzierung seiner Vorschläge sagte Lauterbach im ARD Morgenmagazin: "Wir werden das in der Ressortabstimmung besprechen. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder hier einsieht, dass wir handeln müssen." Er ziehe dabei mit Finanzminister Christian Lindner (FDP) an einem Strang.
Wegen der Engpässe hatte Ärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt am Wochenende vorgeschlagen, wer gesund sei, solle zu Hause vorrätige Arznei an Kranke abgeben. Er sagte dem Berliner "Tagesspiegel":
Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft.
Ärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt
Dieses Konzept lehnte Lauterbach am Dienstag ab.

Ärzte befürchten Zuspitzung an Weihnachten und Silvester

Ärzte und Ärztinnen hatten wegen der Knappheit eine Beschaffungsaktion der Regierung gefordert. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gibt es derzeit gut 330 Meldungen zu Lieferengpässen von Präparaten. Außerdem befürchten sie eine Verschärfung der Engpässe in der Kindermedizin über Weihnachten und Silvester.
"Im Moment beobachten wir, dass Infektionen mit dem RS-Virus zurückgehen, dafür kommen jetzt immer mehr Kinder mit Grippe und anderen Atemwegserkrankungen", sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Durch die Personallage an den Feiertagen wird die Lage in Kliniken und Praxen gleichzeitig noch einmal angespannter sein als jetzt.
Jörg Dötsch, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
Quelle: dpa, AFP

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