: Wie stabil ist der Frieden in Nordirland?
Nord- und Irland: Große Mehrheit votierte für Abkommen
Historische Wurzeln eines blutigen Konflikts
Gewalt und Gegengewalt beherrschten Nordirland
Durch "Blutsonntag" eskalierte die Situation
Für Protestant*innen Tradition und Kultur, sind die Märsche für Katholik*innen pure Provokation. Die Marschsaison lässt jedes Jahr Spannungen zwischen beiden Gruppen neu aufflammen
12.07.2022 | 02:30 minKonflikt gärt trotz Karfreitagsabkommen weiter
Frage nach EU-Beitritt könnte Lage zuspitzen
Der Nordirlandkonflikt - Eine Chronologie
1606: Die englische Krone versucht, in Irland die Reformation einzuführen. Sie besiedelt die Provinz Ulster (Nordirland) mit protestantischen Engländern und Schotten. Katholische Grundbesitzer werden in den unwirtlichen Westen verdrängt.
1801: Eingliederung Irlands ins Königreich England und Irland. Das irische Parlament löst sich auf.
1916: Im Osteraufstand rebellieren in Dublin rund 1.500 Republikaner gegen die Briten, die ein Exempel statuieren und die Rädelsführer hinrichten. Die Rebellen werden zu Märtyrern, die Unabhängigkeit zum Ziel der Iren erklärt.
1919 bis 1923: Irischer Unabhängigkeitskrieg. Der Krieg endet 1922 mit einer Teilung in den "Irischen Freistaat" und Nordirland. Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) beansprucht, provisorische Regierung für ganz Irland zu sein.
1937: In einem Referendum stimmen die Iren für eine neue Verfassung.
1949: Per Gesetz wird Irland zur Republik - ohne Verfassungsänderung - und scheidet aus dem britischen Commonwealth aus. Der Titel eines "Königs von Irland" wird 1952 abgeschafft.
1966: Gründung der protestantischen Terrororganisation Ulster Volunteer Force (UVF), die mit politischen Morden und Anschlägen die Spannungen in Nordirland anheizt.
1968: Katholiken gehen erstmals gegen die Politik der Unionisten auf die Straße. Ihre Kundgebungen werden verboten, Demonstranten von Polizisten niedergeknüppelt. Die Wut weitet sich aus, Wiedererstarken der radikalen IRA.
1969: Erneute Gewalt ("Troubles"), als Protestanten die katholischen Viertel Bogside in Derry stürmen. Der Polizei Nordirlands (RUC) gelingt es drei Tage lang nicht, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Die britische Armee schlägt den Aufstand gewaltsam nieder.
1972: Neue Eskalation durch den "Blutsonntag" (Bloody Sunday); 13 Demonstranten werden von britischen Fallschirmjägern erschossen.
1975: Geheimverhandlungen zwischen IRA-Führung und britischer Regierung führen zu einem zwölfmonatigen Waffenstillstand bis Januar 1976. Dieser wird durch eine Mordserie protestantischer Ultras gegen katholische Zivilisten hintertrieben. Die IRA antwortet mit Vergeltungsmaßnahmen.
1998: Acht Konfliktparteien einigen sich am 10. April im sogenannten Karfreitagsabkommen von Belfast auf einen historischen Friedenskompromiss.
2005: Die IRA erklärt den bewaffneten Konflikt für beendet.
2010: Die Zuständigkeit für Nordirlands Polizei und Justiz wird wieder unter die Leitung eines nordirischen Justizministers gestellt.
2016: Beim britischen Referendum über den EU-Austritt stimmen 56 Prozent der Nordiren für einen Verbleib - doch die landesweite Mehrheit von 51,9 Prozent gibt den Ausschlag für den "Brexit".
2020: EU-Austritt Großbritanniens: Die EU-Außengrenze verläuft nun faktisch zwischen Nordirland und Irland.
Quelle: KNA