: Nordkorea: Satellitenstart ist fehlgeschlagen

31.05.2023 | 13:08 Uhr
Der nordkoreanische Versuch, einen militärischen Spionagesatelliten ins All zu bringen, ist gescheitert. Der Raketenstart versetzt Südkorea und Japan in Schrecken.

Wegen des Starts einer nordkoreanischen Rakete wurde im südkoreanischen Seoul Luftalarm ausgelöst. Die Rakete sollte einen Satelliten ins All bringen, stürzte aber ins Meer.

31.05.2023 | 00:14 min
Die selbst erklärte Atommacht Nordkorea ist mit dem Versuch gescheitert, erstmals einen Erdbeobachtungssatelliten für militärische Zwecke ins All zu bringen. Das von Kim Jong Un regierte Land räumte am Mittwoch - nur wenige Stunden nach dem Start der Trägerrakete "Chollima-1" von der Westküste des Landes - den Fehlschlag ein. Ein zweiter Start sei aber bereits geplant.
Der Flug war der sechste Satellitenstartversuch des atomar bewaffneten Staates und der erste seit 2016. Er sollte den ersten Spionagesatelliten Nordkoreas in die Umlaufbahn bringen.

Südkorea spricht von "abnormalem Flug" der Trägerrakete

Kurz zuvor hatte bereits der südkoreanische Generalstab nahegelegt, dass die Inbetriebnahme des Satelliten nicht nach Plan verlaufen sein könnte. Darauf deute der "abnormale Flug" der mutmaßlichen Trägerrakete hin, deren Start der südkoreanische Generalstab am Mittwochmorgen (Ortszeit) verkündet hatte.
Die Rakete sei westlich der koreanischen Halbinsel im Meer gelandet. Südkoreanische und US-Behörden analysierten den Vorgang weiter, hieß es.
Nordkorea und seine Nachbarstaaten.Quelle: ZDF

USA und UN-Generalsekretär Guterres verurteilen Raketenstart

Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Adam Hodge, bestätigte dies. Präsident Joe Biden und dessen Sicherheitsberater bewerteten die Situation zusammen mit Verbündeten und Partnern, sagte er. Die USA verurteilten den Raketenstart "aufs Schärfste". Der nationale Sicherheitsrat teilte mit:
Bei diesem angeblichen Weltraumstart wurden Technologien eingesetzt, die in direktem Zusammenhang mit dem nordkoreanischen Programm für ballistische Interkontinentalraketen stehen.
Nationaler Sicherheitsrat der USA
Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteile "nachdrücklich" den Start eines militärischen Satelliten, hieß es in einer Erklärung eines Sprechers.
Jeder Start unter Verwendung ballistischer Raketentechnik verstößt gegen entsprechende Beschlüsse des Sicherheitsrats.
Sprecher von UN-Generalsekretär Antonio Guterres

Südkorea und Japan geben Warnungen für Bevölkerung heraus

Die Stadt Seoul, in der Sirenen heulten, schickte eine Warnung an alle Mobiltelefone und rief die Bevölkerung darin auf, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten und "Kinder und Ältere zuerst in Sicherheit zu bringen". Wenig später teilte das Innenministerium mit, die von der Stadtverwaltung verbreitete Warnung sei "fehlerhaft veröffentlicht" worden.
Dem südkoreanischen Militär ist es nach eigenen Angaben gelungen, einen Teil der Trümmer zu bergen. "Technische Experten werden aus den geborgenen Trümmern enorme Einblicke in die Leistungsfähigkeit Nordkoreas bei großen, mehrstufigen Raketen gewinnen können", sagte der in den USA ansässige Experte Ankit Panda.Quelle: dpa
Auch die japanische Regierung gab am frühen Mittwochmorgen über ihr J-Alert-Rundfunksystem eine Notfallwarnung für die Bewohner der südlichen Präfektur Okinawa heraus und teilte mit, dass eine Rakete aus Nordkorea abgeschossen worden sei. Später erklärte die japanische Regierung, dass die Rakete nicht über japanisches Gebiet fliegen werde und hob die Warnungen auf.
Für die deutschen Staatsbürger bestehe derzeit kein Grund zur Beunruhigung, hieß es in einem Rundschreiben der deutschen Botschaft. "Die aktuelle Situation unterstreicht jedoch, dass wir uns in einer Lage erhöhter Spannungen befinden."

Bundeskanzler Scholz ist zu einem Kurzbesuch nach Südkorea gereist. Dort wurde er von Präsident Yoon empfangen und besuchte die demilitarisierte Zone zwischen Süd- und Nordkorea.

21.05.2023 | 00:18 min

Satellitenrakete zur Verschleierung von Langstreckenraketen?

Zuvor hatte Pjöngjang angekündigt, seinen ersten militärischen Spionagesatelliten ins All zu bringen. Militärvertreter Ri Pyong Chol sagte, die weltraumgestützte Aufklärung sei "unverzichtbar", um "die gefährlichen militärischen Handlungen der USA und ihrer Vasallen" zu überwachen - ein Verweis auf Militärübungen der USA mit Südkorea.
Am Montag hatte die japanische Küstenwache mitgeteilt, Nordkorea habe Japan über einen bevorstehenden Satellitenstart zwischen dem 31. Mai und dem 11. Juni informiert, ohne jedoch konkret zu werden. Pjöngjang informiert normalerweise nicht vorab über Raketenstarts, hat internationale Institutionen bislang aber über angeblich friedliche Pläne für Satellitenstarts informiert.
Tokio und Seoul kritisierten den geplanten Raketenstart, der gegen UN-Sanktionen verstoße, die Pjöngjang jeden Test ballistischer Raketentechnologie untersagen. Da Langstreckenraketen und Trägerraketen dieselbe Technologie zugrunde liegt, könnte Nordkorea Experten zufolge mit der Fähigkeit, Satelliten ins All zu schicken, Tests verbotener ballistischer Interkontinentalraketen verschleiern.
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Quelle: AP, AFP, Reuters

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