: Massive Probleme bei Schwimmbädern

26.06.2023 | 19:46 Uhr
Wegen Personalmangels und Sanierungsstau schlagen deutsche Schwimmbäder Alarm. Der Verband Bäderallianz hat einen Forderungskatalog vorgelegt.
Auch das Stadtbad Berlin-Schöneberg ist geschlossen. Quelle: dpa
Die öffentlichen Hallenbäder und Freibäder stehen nach Einschätzung des Verbandes Bäderallianz vor großen Problemen.

Hunderte Bäder zeitweise geschlossen

Einige hundert bis zu tausend der 6.500 öffentlichen Bäder seien wegen Personalmangels oder zu hoher Kosten teilweise geschlossen oder könnten nicht die vollen Öffnungszeiten anbieten, sagte Christian Kuhn, Sprecher der Bäderallianz, in Berlin.
Zugleich seien Bäder wichtiger denn je, weil:

DOSB fordert Unterstützung für deutsche Bäder

Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sorgt sich angesichts der prekären Situation der Schwimmbäder in Deutschland um die Zukunft der Sportart.
Wenn wir im Schwimmen weiter eine starke Leistungssportnation bleiben wollen, müssen wir in das Schwimmen und die Infrastruktur investieren.
Michaela Röhrbein, Vorständin Sportentwicklung im DOSB
"Es geht um die Zukunftsfähigkeit des Schwimmens in Deutschland. Wir brauchen eine intakte Infrastruktur, und wir brauchen qualifiziertes Personal. Man kann hochrechnen, dass wir künftig aus viel weniger Potenzial schöpfen können", sagte Röhrbein.
Nötig seien daher finanzielle Mittel. "Wir müssen die Kommunen befähigen, Schwimmbäder zu betreiben. Es geht darum, die hohen Betriebskosten zu bewältigen", sagte Röhrbein und betonte: "Wir müssen die Kinder in Bewegung bringen."

Immer mehr Nichtschwimmer unter den Achtjährigen

Die Bäderallianz verwies auf eine Studie von 2022, nach der die Zahl der achtjährigen Kinder, die nicht schwimmen können, von 10 auf 20 Prozent stieg. Auch der Schulsport sei auf funktionierende Schwimmbäder angewiesen.
"Schulsport und Schwimmunterricht muss der Politik auch etwas wert sein", sagte Kuhn. "Bäder sind notwendig." Inzwischen müssten oft Vereine Schwimmbäder mit ehrenamtlichen Helfern betreiben, dabei sei das eigentlich die "Pflichtaufgabe der Kommunen".
Die Bäderallianz, die nach eigenen Angaben für den "Erhalt der Deutschen Bäderlandschaft" kämpfen will, legte einen Forderungskatalog vor, zu dessen Hauptpunkten die umfangreiche Sanierung vieler veralteter Bäder gehörte. Schwimmbäder müssten insgesamt den Ansprüchen entsprechend "zukunftsfähiger, klimafreundlicher, schlicht attraktiver und vor allem bedarfsgerechter" ausgerichtet werden, hieß es.
Auch eine DLRG-Studie belegt: Viele Nichtschwimmer bei Kindern

08.06.2023 | 02:00 min

Sanierungsstau von weit mehr als 4,5 Milliarden Euro

Nach einer Schätzung von 2016 gebe es einen Sanierungsstau von etwa 4,5 Milliarden Euro, die Zahl liege inzwischen aber deutlich höher, sagte Kuhn.
"Leider entspricht ein Großteil der bundesdeutschen Sportstätten nicht diesen Anforderungen." Viele klassische Bäder seien in den Bauphasen zwischen 1960 und 1975 sowie zwischen 1976 und 1992 entstanden und würden den Sportbedürfnissen der modernen Gesellschaft nur noch teilweise gerecht.

Viele Bäder sind wegen zu hoher Energiepreise geschlossen. Dadurch lernen immer weniger Kinder Schwimmen. Der Pool auf Rädern der Josef-Wund-Stiftung kommt jetzt zu Kindern, die kein Schwimmbad in der Nähe haben.

21.02.2023 | 02:03 min

Wertschätzung gegenüber Bade- und Schwimmmeistern fehlt

Für die Gewinnung des Badepersonals müsse es neue Wege wie zusätzliche Qualifikationen, mehr Quereinstieg, mehr Ausbildung und "vor allem mehr Wertschätzung" geben, forderte die Bäderallianz. Nur dann könne man "das wertvolle Gut Schwimmbad" auch weiterhin der Bevölkerung anbieten.
Nach Schätzungen fehlten aktuell 2.500 Bademeister und Schwimmmeisterinnen.
Eingeschränkte Öffnungszeiten in Schwimmbädern wegen Personalmangels:

09.06.2023 | 01:56 min
War der Schwimmmeister früher eine Respektsperson, ereilt ihn heute das gleiche Schicksal wie fast allen vergleichbaren Berufen bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten.
Christian Kuhn, Sprecher der Bäderallianz
"Massenschlägereien" seien "glücklicherweise die Ausnahme, aber Beschimpfungen und Rangeleien dennoch an der Tagesordnung". Zur Eindämmung solcher rabiater Gruppen seien alle gefordert. Nötig seien auch technische Hilfsmittel wie Videoüberwachung in Verbindung mit künstlicher Intelligenz. "Das sollten wir offen diskutieren", sagte Kuhn.

In Freibädern kommt es immer häufiger zu Gewalt. Die Gewerkschaft der Polizei spricht sich daher für mehr Kontrollen aus - auch mithilfe privater Sicherheitskräfte.

22.06.2023

"Revolution" für Freibäder und Wasserangebote in Städten

Die Freibäder und Hallenbäder stehen nach Einschätzung des Verbandes vor großen Veränderungen, um zukunftsfähig zu bleiben. "Unsere Freibäder werden die größte Revolution erleben." Wegen der Abhängigkeit vom Wetter könnten sie etwa ausfahrbare Dächer erhalten und mit Hallenbädern kombiniert werden. Es werde kleine Freibäder mit angepassten Öffnungszeiten geben.
Wasserangebote in Städten würden zugleich gerade in den Hitzeperioden wichtiger.
Sprayparks, neuartige und damit nutzbare Brunnen oder ganz andere Formen werden unsere Innenstädte bereichern.
Christian Kuhn, Sprecher der Bäderallianz
Quelle: dpa, SID

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