: Erdbeeren für uns, Probleme für Spanien

15.04.2023 | 20:06 Uhr
Erdbeergenuss jederzeit? Kein Problem, Andalusien lebt quasi vom Export der wasserintensiven Früchte. Nun streitet Spanien um sein wichtigstes Feuchtgebiet.
Erdbeerernte in Doñana, Spanien.Quelle: AP
Der Anbau von Erdbeeren, die vor allem in Deutschland gegessen werden, bedroht in Spanien ein Naturparadies und sorgt für heftigen Streit. Direkt an dem vom Austrocknen bedrohten Feuchtgebiet und Unesco-Weltnaturerbe Doñana im Südwesten des Landes kündigte die konservativ regierte Region Andalusien diese Woche die Ausweitung der zulässigen Anbaufläche der wasserintensiven "Königsfrucht" um weitere rund 800 Hektar an.
Umweltschützer und Forscher schlagen Alarm, die EU droht mit Sanktionen, die Unesco warnt vor einer Streichung des Nationalparks Doñana von der Liste als Weltnaturerbe und auch die linke Zentralregierung in Madrid geht auf die Barrikaden.
Die erste Reaktion von Ministerpräsident Pedro Sánchez fiel jüngst deutlich aus:
Doñana wird nicht angefasst!
Pedro Sánchez, Ministerpräsident

Streit um Doñana: Droht eine Zwangsverwaltung?

Die Andalusien-Regierung ließ nun durchblicken, Madrid erwäge, die Region unter Zwangsverwaltung zu stellen. Das sorgte zunächst für viel Aufsehen. Doch der Vertreter des spanischen Innenministeriums in Sevilla, Pedro Fernández, bestritt entsprechende Pläne. Madrid will aber nicht untätig bleiben und drohte bereits unter anderem mit einer Klage vor dem Verfassungsgericht.

Wasserknappheit führt zu Ernteausfällen

Zu wenig Regen kann zu Ernteausfällen führen. Auch in Deutschland. Doch während hierzulande auf Alternativen zurückgegriffen werden kann, leiden Menschen in armen Ländern Hunger.

Quelle: dpa

Nationalpark Doñana: Problem Wassermangel

In dem 1969 gegründeten Nationalpark Doñana, der zusammen mit einer als Naturpark geschützten Fläche und einer "Pufferzone" gut 122.000 Hektar umfasst, geht der Grundwasserspiegel schon seit Jahren dramatisch zurück, wie WWF und andere Umweltschutzorganisationen klagen. Der Grund: Legale und illegale Brunnen werden benutzt, um große Wassermengen vor allem für Frucht- und Gemüseplantagen, aber auch für den Tourismus abzuzweigen.

Millionen Zugvögel kamen früher in das größte Feuchtgebiet Europas. Aber ausbleibender Regen und illegale Brunnen trocknen den Nationalpark Doñana aus. Die Artenvielfalt schwindet.

02.08.2022 | 02:18 min
Ökologen machen für die Misere auch den vom Menschen verursachten Klimawandel und den Regenmangel verantwortlich. Nach dem jüngsten Bericht der Biologischen Station im Nationalpark sind seit zehn Jahren bereits fast 60 Prozent aller Lagunen vertrocknet. Neben der legalen Bewässerung wurden laut WWF in den vergangenen Jahren rund tausend neue illegale Tiefbrunnen gegraben.
Klimawandel in Zahlen: Tippen bzw. klicken Sie auf die Buttons, um zwischen den verschiedenen Klimadaten zu wechseln.
ZDFheute Infografik
Mehr
Mehr
Mehr
Zudem werden laut WWF für die Herstellung von einem Kilo Erdbeeren rund 300 Liter Wasser verbraucht. Das Wasser werde von den Tieren und Pflanzen dringend gebraucht. Der WWF startete eine Unterschriftenaktion gegen das Vorhaben Andalusiens, das am Samstag bereits von knapp 70.000 Menschen unterzeichnet worden war. Der Erdbeeranbau erhöht zudem auch die Nitratbelastung des Wassers.
ZDFheute Infografik
Mehr
Mehr
Mehr

Doñana: Spanien müsse sich beim Schutz besser anstrengend

Wegen der Vernachlässigung eines der wichtigsten Feuchtgebiete der Erde hatte Spanien erst 2021 einen schwerwiegenden Rüffel bekommen. Der EU-Gerichtshof in Luxemburg gab damals einer Klage der Kommission statt und meinte, Spanien müsse sich beim Schutz mehr anstrengen
Es gibt aber einen großen Interessenkonflikt: Die Landwirtschaft ist der Motor der äußerst strukturschwachen andalusischen Provinz Huelva. Die Erdbeeren spielen dabei eine Hauptrolle: Nach Angaben des Verbandes Interfresa sorgte die Frucht 2021 für:
  • 100.000 Arbeitsplätze
  • knapp acht Prozent des Bruttoeinkommens ganz Andalusiens
Von den 360.000 Tonnen, die 2021 in Spanien produziert wurden, stammten fast 324.000 Tonnen aus Andalusien. Rund ein Drittel, 113.000 Tonnen, gingen nach Deutschland, dem weltweit größten Abnehmer.

Der blaue Planet: Drei Viertel unserer Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt.

22.03.2021 | 05:25 min

Streit um Doñana: Lösung ist nicht in Sicht

Vor den Regional- und Kommunalwahlen am 28. Mai und der Parlamentswahl Ende des Jahres droht die Erdbeere zu einem weiteren großen Konfrontationsthema zu werden. Der konservative Oppositionsführer Alberto Núñez Feijóo warf Sánchez vor, die Probleme der Bauernfamilien in Andalusien zu ignorieren. Madrid wolle aus dem Konflikt Profit in Form von Wählerstimmen schlagen.
Niemand glaubt, dass die Regierung wirklich an Doñana interessiert ist. Sie kümmert sich seit Jahren nicht darum.
Alberto Núñez Feijóo, Oppositionsführer
Quelle: dpa, Emilio Rappold

Mehr zum Thema Wasser: