Erdbeerernte in Doñana, Spanien.Quelle: AP
Der Anbau von Erdbeeren, die vor allem in Deutschland gegessen werden, bedroht in Spanien ein Naturparadies und sorgt für heftigen Streit. Direkt an dem vom Austrocknen bedrohten Feuchtgebiet und Unesco-Weltnaturerbe Doñana im Südwesten des Landes kündigte die konservativ regierte Region Andalusien diese Woche die Ausweitung der zulässigen Anbaufläche der wasserintensiven "Königsfrucht" um weitere rund 800 Hektar an.
Umweltschützer und Forscher schlagen Alarm, die
EU droht mit Sanktionen, die Unesco warnt vor einer Streichung des Nationalparks Doñana von der Liste als Weltnaturerbe und auch die linke Zentralregierung in Madrid geht auf die Barrikaden.
Die erste Reaktion von Ministerpräsident Pedro Sánchez fiel jüngst deutlich aus:
Doñana wird nicht angefasst!
Pedro Sánchez, Ministerpräsident Streit um Doñana: Droht eine Zwangsverwaltung?
Die Andalusien-Regierung ließ nun durchblicken, Madrid erwäge, die Region unter Zwangsverwaltung zu stellen. Das sorgte zunächst für viel Aufsehen. Doch der Vertreter des spanischen Innenministeriums in Sevilla, Pedro Fernández, bestritt entsprechende Pläne. Madrid will aber nicht untätig bleiben und drohte bereits unter anderem mit einer Klage vor dem Verfassungsgericht.
Wasserknappheit führt zu Ernteausfällen
Zu wenig Regen kann zu Ernteausfällen führen. Auch in Deutschland. Doch während hierzulande auf Alternativen zurückgegriffen werden kann, leiden Menschen in armen Ländern Hunger.
Quelle: dpaDer Grundwasserspiegel sinkt
Wassermangel führt dazu, dass stärker bewässert werden muss. Als Folge sinkt der Grundwasserspiegel. Das Abpumpen privatisierter Wasserquellen durch Konzerne wie Nestlé verstärkt das Problem.
Quelle: dpaWasserknappheit führt zu Artensterben
Sinkt der Grundwasserspiegel, hat das auch Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere. Millionen von Tieren und Pflanzen kosten ausgetrocknete Gewässer das Leben.
Quelle: apMenschengemachte Ökokatastrophe Aral-See
Der Aralsee war einmal der viertgrößte See der Welt, auf einer Fläche so groß wie Bayern. Heute ist er um 90 Prozent geschrumpft, weil das Süßwasser für die Landwirtschaft genutzt wurde.
Quelle: Ulf Mauder/dpaExtreme Dürren nehmen zu
Wasserknappheit führt in Kombination mit der globalen Erderwärmung häufiger zu extremen Dürren. Gründe dafür sind die schwindenden Süßwasserreserven und die ausbleibenden Niederschläge.
Quelle: colourbox.deWasser als Konfliktauslöser
Konflikte im Zusammenhang mit Wasser nehmen zu. Dabei sind Kontrolle über Wasserquellen oder gezielte Zerstörung von Wassersystemen Konflikt-Auslöser oder werden gezielt als Waffe eingesetzt.
Quelle: epaTrinkwasser nur mit Hilfe von Tanklastern
Weil die Wasserhähne aufgrund der Wasserknappheit in Indien 2019 versiegten, mussten die Menschen auf Wassertankwagen zurückgreifen.
Quelle: apVerschmutztes Wasser führt zu Epidemien
Fehlt es an Zugang zu sauberem Trinkwasser, können sich Krankheiten schneller ausbreiten. Einmal verschmutzte Grundwasserleiter sind in der Regel für immer belastet.
Quelle: dpaWasserknappheit verhindert Schulbildung
Vor allem in Regionen in Afrika müssen Kinder immer weitere Wege zu Wasserquellen zurücklegen. In der Folge können auch weniger Kinder in die Schule gehen.
Quelle: dpa
Nationalpark Doñana: Problem Wassermangel
In dem 1969 gegründeten Nationalpark Doñana, der zusammen mit einer als Naturpark geschützten Fläche und einer "Pufferzone" gut 122.000 Hektar umfasst, geht der Grundwasserspiegel schon seit Jahren dramatisch zurück, wie WWF und andere Umweltschutzorganisationen klagen. Der Grund: Legale und illegale Brunnen werden benutzt, um große Wassermengen vor allem für Frucht- und Gemüseplantagen, aber auch für den Tourismus abzuzweigen.
Millionen Zugvögel kamen früher in das größte Feuchtgebiet Europas. Aber ausbleibender Regen und illegale Brunnen trocknen den Nationalpark Doñana aus. Die Artenvielfalt schwindet.
02.08.2022 | 02:18 min
Ökologen machen für die Misere auch den vom Menschen verursachten
Klimawandel und den Regenmangel verantwortlich. Nach dem jüngsten Bericht der Biologischen Station im Nationalpark sind seit zehn Jahren bereits fast 60 Prozent aller Lagunen vertrocknet. Neben der legalen Bewässerung wurden laut WWF in den vergangenen Jahren rund tausend neue illegale Tiefbrunnen gegraben.
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Zudem werden laut WWF für die Herstellung von einem Kilo Erdbeeren rund 300 Liter Wasser verbraucht. Das Wasser werde von den Tieren und Pflanzen dringend gebraucht. Der WWF startete eine Unterschriftenaktion gegen das Vorhaben Andalusiens, das am Samstag bereits von knapp 70.000 Menschen unterzeichnet worden war. Der Erdbeeranbau erhöht zudem auch die Nitratbelastung des Wassers.
Doñana: Spanien müsse sich beim Schutz besser anstrengend
Wegen der Vernachlässigung eines der wichtigsten Feuchtgebiete der Erde hatte Spanien erst 2021 einen schwerwiegenden Rüffel bekommen. Der EU-Gerichtshof in Luxemburg gab damals einer Klage der Kommission statt und meinte, Spanien müsse sich beim Schutz mehr anstrengen
Es gibt aber einen großen Interessenkonflikt: Die Landwirtschaft ist der Motor der äußerst strukturschwachen andalusischen Provinz Huelva. Die Erdbeeren spielen dabei eine Hauptrolle: Nach Angaben des Verbandes Interfresa sorgte die Frucht 2021 für:
- 100.000 Arbeitsplätze
- knapp acht Prozent des Bruttoeinkommens ganz Andalusiens
Von den 360.000 Tonnen, die 2021 in Spanien produziert wurden, stammten fast 324.000 Tonnen aus Andalusien. Rund ein Drittel, 113.000 Tonnen, gingen nach Deutschland, dem weltweit größten Abnehmer.
Der blaue Planet: Drei Viertel unserer Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt.
22.03.2021 | 05:25 min
Streit um Doñana: Lösung ist nicht in Sicht
Vor den Regional- und Kommunalwahlen am 28. Mai und der Parlamentswahl Ende des Jahres droht die Erdbeere zu einem weiteren großen Konfrontationsthema zu werden. Der konservative Oppositionsführer Alberto Núñez Feijóo warf Sánchez vor, die Probleme der Bauernfamilien in Andalusien zu ignorieren. Madrid wolle aus dem Konflikt Profit in Form von Wählerstimmen schlagen.
Niemand glaubt, dass die Regierung wirklich an Doñana interessiert ist. Sie kümmert sich seit Jahren nicht darum.
Alberto Núñez Feijóo, OppositionsführerQuelle: dpa, Emilio Rappold