: Iran: Neue Vergiftungsfälle an Mädchenschulen

01.05.2023 | 22:06 Uhr
Im Iran sind nach Angaben der norwegischen Organisation Hengaw erneut Mädchen vergiftet worden. Zudem sollen Sicherheitskräfte gewaltsam gegen Schülerinnen vorgegangen sein.
Schülerinnen einer Mädchenschule in Teheran (Symbolbild)Quelle: imago
Im Iran sind Aktivisten zufolge wieder neue Vergiftungsfälle an Mädchenschulen gemeldet worden. Die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw berichtete am Montag von Fällen in der Hauptstadt Teheran und in der von Protesten erschütterten Region Kurdistan.
In der Stadt Saqqez sollen Sicherheitskräfte zudem gewaltsam gegen Schülerinnen vorgegangen sein. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Informationen zu den Fällen.
Tweet der Menschenrechtsorganisation Hengaw

Seit Monaten immer wieder Vergiftungsfälle

Seit Monaten sorgen die Vergiftungsfälle im Land für Unruhe. Betroffen sind fast ausschließlich Mädchenschulen. Landesweit wurden Schülerinnen in Krankenhäusern behandelt. Ärzte sprechen von Gasvergiftungen. Tausende Verdachtsfälle verzeichneten die Behörden offiziell. Eltern ließen zwischenzeitlich ihre Kinder aus Sorge nicht zur Schule gehen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezeichnete die Fälle als "koordinierte Kampagne".
Am Freitag hatte der Geheimdienst einen Abschlussbericht veröffentlicht. Darin argumentiert die Behörde, dass es sich nicht um ein organisiertes Netzwerk von Tätern handele. Auch seien nach Analysen keine toxischen Substanzen festgestellt worden. In der Gesamtheit der Fälle handele es sich viel mehr um eine "Massenhysterie". Unabhängig überprüfen lassen sich die Erklärungen nicht. Eltern und andere Angehörige warfen den Behörden Versagen vor.

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Vorwürfe gegen iranische Behörden

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Kritiker bezeichnen die Vergiftungen als Rache wegen der Demonstrationen. Medien, Familien und Betroffene würden unter Druck gesetzt, nicht über die Fälle zu sprechen.
Quelle: dpa

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