: Behörden bringen mehr Wohnungslose unter

02.08.2023 | 11:20 Uhr
Kommunen und Einrichtungen in Deutschland haben deutlich mehr wohnungslose Menschen untergebracht. Ein Grund für den Anstieg: der russische Angriffskrieg in der Ukraine.
Die meisten wohnungslosen Menschen waren in Nordrhein-Westfalen untergebracht, gefolgt von Baden-Württemberg und Berlin.Quelle: Imago
Kommunen und Einrichtungen in Deutschland haben zu Jahresbeginn rund 372.000 Personen wegen Wohnungslosigkeit untergebracht. Damit hat sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr zwar deutlich erhöht (2022: 178.000) - der Anstieg sei jedoch zum Teil auf eine Verbesserung der Datenmeldung zurückzuführen, teilte das Statistische Bundesamt am heutigen Mittwoch in Wiesbaden mit.

311.875 Wohnungslose mit ausländischem Pass untergebracht

Des Weiteren wurden 2023 knapp 130.000 geflüchtete Personen aus der Ukraine in der Statistik erfasst, die im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen sind. Dies entspricht gut einem Drittel (35 Prozent) aller untergebrachten wohnungslosen Personen.

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30.01.2023 | 08:18 min
  • Insgesamt hat sich durch die Ukrainerinnen und Ukrainern der Anteil aller Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit auf 80 Prozent beziehungsweise 311.875 Personen erhöht (2022: 69 Prozent).
  • Die Zahl der untergebrachten Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit hat mit 60.185 im Vergleich zum Jahr 2022 (55.035 Personen) zwar zugenommen, jedoch liegt der Anteil nur noch bei 16 Prozent (2022: 31 Prozent).
  • 50 Prozent der untergebrachten wohnungslosen Personen waren Männer und etwa 42 Prozent Frauen, im Vergleich zu 62 Prozent Männern und 37 Prozent Frauen im Vorjahr. Für 7,2 Prozent der Fälle wurde das Geschlecht mit "unbekannt" angegeben.

Wen erfasst die Statistik?

Die Statistik erfasst Personen, denen zum Stichtag Räume oder Wohnungen überlassen oder Übernachtungsgelegenheiten zur Verfügung gestellt worden sind, ohne dass das durch einen eigenen Mietvertrag, einen Pachtvertrag oder durch ein dingliches Recht abgesichert ist.

Zu den erfassten Personen zählen Wohnungslose, die

  • in Not- und Gemeinschaftsunterkünften
  • gewerblichen Unterkünften (Pensionen, Hotels, gewerbliche Gemeinschaftsunterkünfte etc.)
  • Normalwohnraum untergebracht sind
  • Der Wohnraum muss ihnen vorübergehend überlassen worden sein, ohne dass dadurch die Wohnungslosigkeit beendet wird. Dies betrifft auch Personen, die in (teil-)stationären Einrichtungen beziehungsweise im betreuten Wohnen der Wohnungslosenhilfe freier Träger untergebracht sind.

Geflüchtete werden in der Statistik berücksichtigt, wenn sie über einen positiven Abschluss des Asylverfahrens verfügen und weiterhin untergebracht werden, weil sie zum Beispiel keinen Mietvertrag haben.

Weshalb werden Ukrainer in der Statistik erfasst?

Geflüchtete aus der Ukraine, die im Schnellverfahren anhand einer humanitären Aufenthaltserlaubnis nach Aufenthaltsgesetz (AufenthG) oder einer Aufenthaltsgewährung zum vorübergehenden Schutz nach § 24 AufenthG aufgenommen wurden, sind ebenfalls in der Statistik zu berücksichtigen, wenn sie untergebracht sind und nicht über einen Mietvertrag oder Ähnliches verfügen.

Personen aus der Ukraine, die bei Privatpersonen unterkommen, werden nicht in der Statistik berücksichtigt, da den beteiligten Stellen hierüber in der Regel keine Nachweise vorliegen.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Sehr wenige alte Menschen in der Statistik

Im Durchschnitt waren die untergebrachten wohnungslosen Personen mit 31 Jahren etwas jünger als im Vorjahr (32 Jahre). Mehr als ein Drittel (38 Prozent) war jünger als 25 Jahre (2022: 37 Prozent). Unverändert blieb der Anteil der untergebrachten wohnungslosen Personen im Alter von 65 Jahren oder älter (5 Prozent).
Die betroffenen Personen sind in verschiedenen Haushaltskonstellationen untergebracht:
  • Personen in Paarhaushalten mit Kindern bildeten dabei mit 31 Prozent (114.975) die größte Gruppe
  • Etwa 29 Prozent (109.080) waren alleinstehend, 16 Prozent (61.165 Personen) waren als Alleinerziehenden-Haushalte untergebracht
  • 9,3 Prozent (34.595 Personen) als sonstige Mehrpersonenhaushalte
  • 3,6 Prozent (13.505 Personen) als Paarhaushalte ohne Kinder
Im Bundesländervergleich waren im bevölkerungsreichsten Land Nordrhein-Westfalen mit 84.690 Personen die meisten Personen wegen Wohnungslosigkeit untergebracht, gefolgt von Baden-Württemberg mit 76.510 Personen und Berlin mit 39.375. Am wenigsten untergebrachte Wohnungslose wurden zum Stichtag für das Saarland (2.805 Personen), Sachsen-Anhalt (1.980 Personen) und Mecklenburg-Vorpommern (1.195 Personen) gemeldet.
Quelle: KNA

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