: Wie Bauarbeiter fit bleiben
06.01.2024 | 08:58 Uhr
Immer kürzere Bauzeiten, komplexe Projekte und harte körperliche Arbeit: Bauarbeiter haben einen echten Knochenjob. Damit sie fit bleiben, setzen Betriebe auf Gesundheitsförderung.Wie kann man trotz psychischer und physischer Belastungen gesund arbeiten? "plan b" über Fitness am Arbeitsplatz.
15.02.2024 | 29:46 minUm gesundes Arbeiten auf der Baustelle zu ermöglichen, braucht es Lösungen, die mit dem Alltag im Baubetrieb vereinbar sind. Eines der größten europäischen Bauunternehmen, die Firma Strabag, beschäftigt knapp 75.000 Mitarbeitende.
Mobile Gesundheits-Prävention
Seit 2021 wird deshalb ein Gesundheitsmobil eingesetzt, das Baustellen in ganz Deutschland abfährt. Geschultes Personal führt im Mobil präventive Untersuchungen wie EKG, Cardio-Messungen, Stresslevel-Analyse oder Kraftmessungen des Rückens und der Bauchmuskulatur durch. Je nach Ergebnis gibt es in vertraulichen Einzelgesprächen Empfehlungen zu Maßnahmen.
Das Mobil fährt in ganz Deutschland verschiedene Baustellen an, um alle zu erreichen, die sonst nicht von Gesundheitsaktivitäten profitieren würden. Mit der Einführung des Mobils konnten in den ersten neun Monaten bereits über 2.300 Messungen an mehr als 300 Standorten durchgeführt werden.
ZDFheute: Herr Burchard, Sie sind Gesundheitsmanager bei Strabag. Wie groß ist der Handlungsbedarf auf Baustellen?
Johannes Burchard: Wir haben in einer durchaus körperlich belastenden Industrie wie der Baubranche Herausforderungen. Und hier möchten wir ermitteln: Wie können diese präventiv am Arbeitsplatz vermieden werden und was kann ich in meinem Fachbereich dafür tun, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur abends lebendig wieder nach Hause kommen, sondern morgens auch wieder motiviert am Arbeitsplatz erscheinen?
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden älter. Deshalb ist es wichtig, sie auch mit zunehmendem Alter gesund im Betrieb zu halten. Selbstverständlich ist es außerdem mein Ziel, dass unsere Beschäftigten nach Renteneintritt immer noch ein gesundes Leben führen.
Johannes Burchard...
...ist Gesundheitsmanager bei Strabag.Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln (B.A. & M.A.), Abschlüsse in Sport, Gesundheit und Prävention sowie Sport- und Bewegungsgerontologie Seit 2009 ist Burchard im Betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig.
ZDFheute: Geht es primär um körperliche Belastung? Welche Rolle spielt die mentale Gesundheit?
Burchard: Das Thema Stress ist omnipräsent auf den Baustellen. Wir haben Zeitdruck, wir haben Kostendruck. Und wir haben auch immer noch ein Tabuthema. Denn das Thema mentale Gesundheit, insbesondere in einer männerdominierten Branche wie dem Bau, ist nicht leicht, nicht leicht zu artikulieren und zu kommunizieren und noch weniger leicht umzusetzen.
Was stresst uns, wie und warum? Ist Stress immer gefährlich? Gibt es auch positiven Stress? Wie schaffen wir es unter Stress, rationale Entscheidungen zu treffen?
24.09.2023 | 27:00 minZDFheute: Wie können Sie die Menschen sensibilisieren und wie kommen sie an die Angebote?
Burchard: Die größte Herausforderung ist tatsächlich die Kommunikation zu unseren gewerblichen Kolleginnen und Kollegen. Denn eine E-Mail-Adresse, über die ich eine ganze Baustelle erreiche, gibt es nicht. Ich bin massiv darauf angewiesen, dass mich zum Beispiel die Fachkräfte für Arbeitssicherheit oder die Bauleitung unterstützen. Über diese Multiplikatoren gelingt es, das Thema Gesundheit auf der Baustelle zu platzieren.
Gesundheitsmanager und Bauleiter bei der Arbeit
Gesundheitsmanager Johannes Burchard mit Bauleiter Florian Wacker
Quelle: Spiegel TV/Frédérique VeithGesundheitsmobil
Das Gesundheitsmobil besucht Baustellen in ganz Deutschland und informiert über Fitness und Gesundheitsschutz auf der Baustelle.
Quelle: Strabag/Angela KlemmerBewegte Pausen
Sogenannte "bewegte Pausen" sollen die Mitarbeiter mobilisieren und Stress abbauen.
Quelle: Strabag/Angela KlemmerZDFheute: Wie motivieren Sie die Mitarbeitenden zur Teilnahme?
Burchard: Da hilft der Gamification-Ansatz wie beziehungsweise ein Wettbewerb. Wer hat die besten Ergebnisse, wer hat den stärksten Rücken? Das ist etwas, was bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zieht.
Tipps von Physiotherapeut Jonas Eiken
03.01.2024 | 05:24 minMaßnahmenkatalog des Gesundheitsmanagements auf der Baustelle
Präventionskurse
- zu den Themen Rückengesundheit,
- Herz-Kreislauf-Trainings,
- Fitness,
- Bootcamp,
- Core-Trainings
Screenings
- Wirbelsäulen-Scans,
- Kraft-Diagnostiken,
- Gleichgewichts- und Beweglichkeitschecks,
- Körper-Analysen (Muskel-Fett-Körperwasser),
- Haltungsdiagnostiken,
- Cardio-Checks,
- Blutdruck,
- Stress-Tests
Bewegte Pausen
- Kräftigung,
- Mobilisation und Dehnung,
- Entspannung und Stressabbau
Ergonomie am Arbeitsplatz
- Ergonomisches Arbeiten (im Sitzen und im Stehen, drinnen und draußen, ...),
- Richtig Heben und Tragen,
- Ergonomische Nutzung von Arbeitsmaterial,
- Maschinen und Fahrzeugen
Einzelberatung und Schulungen
- zu Themen wie Sucht,
- Stress,
- psychische Belastung,
- Beruf und Familie
Online-Gesundheitsangebote
- in den Bereichen Bewegung,
- Ernährung,
- Sucht und
- Entspannung
ZDFheute: Der Check vor Ort gibt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Überblick zu ihrem Gesundheitszustand. Wie geht es dann weiter?
Burchard: Niederschwellige Maßnahmen sind das A und O. Wir können medizinische Check-up-Screenings zum Thema Herzgesundheit, Rücken, Gleichgewicht und Körperfett machen, bei denen wir anhand von gesundheitlichen Parametern aufzeigen, wo gegebenenfalls Defizite sind. Wenn ich die schwarz auf weiß habe, kann ich mit den Leuten besser besprechen, wie es um ihre Gesundheit bestellt ist.
Wenn bei einer Rücken-Diagnostik rauskommt, dass meine Rückenmuskulatur zu schwach ist, dann geht's ans Rücken-Training. Wenn bei der Körperfett-Analyse herauskommt, dass mein Körper-Wasseranteil zu gering ist, dann initiiere ich Projekte zum Thema gesundes Trinkverhalten. Wenn beim Check rauskommt, dass ich gestresst bin und dass darunter meine Herzgesundheit leidet, dann mache ich etwas zum Thema mentale Gesundheit - durch Entspannungsübungen oder digitale Achtsamkeitscoachings.
Das Interview führte Frédérique Veith.