: KI "ist nie unausgeschlafen oder gestresst"

von Carla Koytek
04.05.2024 | 20:12 Uhr
Künstliche Intelligenz ermöglicht in der Medizin neue Behandlungsmethoden und Therapieansätze für Krankenhäuser und Arztpraxen. Doch auch bei KI ist Training entscheidend.

Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert auch die Medizin. Algorithmen nehmen verstärkt Einfluss auf Diagnosen und Operationen. Was bedeutet das für Patientinnen und Patienten?

13.05.2024 | 43:02 min
Die Universitätsklinik in Essen gilt als ein Klinikum der Zukunft, ein "Smart Hospital". Hier wird seit rund zehn Jahren eine systematische Datenanalyse betrieben, um die Betreuung der Patienten zu optimieren. Klinikchef Jochen Werner bewertet seine Erfahrung mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) positiv:
KI beschleunigt alle Prozesse in einem Krankenhaus, von der Diagnostik, über Therapie bis zur Verwaltung
Prof. Jochen Werner, Chef der Universitätsklinik in Essen
"Sie macht die Prozesse aber auch sicherer, transparenter und damit besser, zum Wohle der Patienten", sagt Werner.

Das EU-Parlament hat ein Gesetz zur Regulierung von KI beschlossen. Anwendungen werden künftig in vier Risiko-Kategorien eingeteilt: minimal, begrenzt, hoch, inakzeptabel.

13.03.2024 | 01:51 min

KI-Einsatz spart viel Zeit

Künstliche Intelligenz unterstützt Ärzt*innen unter anderem dabei, komplexe Eingriffe vorzubereiten und auszuführen, zum Beispiel bei der Krebstherapie: So müssen vor der Bestrahlung von Hirntumoren auf dem MRT diejenigen Bereiche im Kopf markiert werden, die den Strahlen nicht ausgesetzt werden sollen. Als erfahrene Radiologin benötigt Beate Timmermann für diese wichtige Vorbereitungsarbeit je nach Aufwand ein bis drei Stunden.
Die KI erledigt das in 90 Sekunden.
Beate Timmermann, Radiologin
Nicht überall sei die Ausführung korrekt, weshalb sie die Durchkonturierung prüfe und korrigiere, erklärt Timmermann. "Unterm Strich spart der KI-Einsatz uns jedoch viel Zeit."

KI als ärztliche Zweitmeinung

Auch bei anderen komplizierten Eingriffen hilft die KI in Essen nicht nur, die Operation vorher zu simulieren. Auch während des Eingriffs liefert die Künstliche Intelligenz dem Chirurgenteam wichtige Hinweise für den optimalen Verlauf der Operation.
Und auf einer Intensivstation kann die KI in Sekunden alle relevanten Daten analysieren, um frühzeitig vor einer möglicherweise auftretenden Komplikation zu warnen.
Eine KI ist für Ärzt*innen und Pflegepersonal wie eine zusätzliche zweite Meinung. Eine KI ist nie unausgeschlafen oder gestresst.
Prof. Jochen Werner, Chef der Universitätsklinik in Essen
"Natürlich kann auch sie sich mal irren", so Jochen Werner. "Aber insgesamt machen Menschen deutlich mehr Fehler als eine Künstliche Intelligenz."

TV-Tipp

Die komplette Doku "Die Zukunft der Medizin - Kann KI heilen?" von WISO können Sie auch am 13.5. um 19:25 Uhr im ZDF sehen. Um 20:15 Uhr folgt der Spielfilm "Unsichtbarer Angreifer", in dem eine KI-basierte Therapie-App zu Problemen führt.

Training für erfolgreichen KI-Einsatz wichtig

Damit die Künstliche Intelligenz schnell und sicher Analysen und Empfehlungen liefern kann, muss sie vorher optimal trainiert werden. Hierfür werden Patientendaten aus aller Welt in riesigen Rechenzentren zusammengeführt und ausgewertet. "Vor dem Training der Künstlichen Intelligenz muss jedoch die Definition stehen, nach welchen Maßstäben dieses Training stattfinden soll", so Bernt Heinrichs vom Forschungszentrum Jülich. Zusammen mit Mediziner*innen, Jurist*innen und Soziolog*innen arbeitet der Ethiker an einem Regelwerk, welches die Grundsätze von KI-Trainingsprogrammen zukünftig bestimmen soll.

Es ist eine Horror-Vorstellung: Bio-Waffen, die mithilfe Künstlicher Intelligenz relativ einfach entwickelt werden können. Viele warnen vor den neuen Risiken.

01.11.2023 | 29:04 min
Die möglichen Folgen von ungenau trainierten KI-Systemen für die Medizin kennt
Matthias Spielkamp, Leiter der NGO AlgorithmWatch. Er weist auf Beispiele hin, bei denen Patienten nach KI-Empfehlungen grundlos länger auf Operationen warten mussten. In einem Fall war zum Beispiel in Trainingsdaten einer KI für Nierentransplantationen der Kreatinwert bei schwarzen Patient*innen ohne wissenschaftliche Grundlage generell höher angesetzt worden.
Wenn Schwarze bei der Vergabe von Spenderorganen benachteiligt werden, weil bei ihnen andere Werte gelten als bei Weißen, ist das rassistisch und potenziell lebensbedrohend.
Matthias Spielkamp, Leiter der NGO AlgorithmWatch
Das Festlegen von transparenten und weltweit gültigen Parametern beim Training einer KI hält Matthias Spielkamp deshalb für dringend notwendig. "Nur dann kann KI wirklich die Medizin voranbringen, ohne in der Gesellschaft vorhandenen Rassismus und Ausgrenzung zu zementieren."

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