: Schleimbeutelentzündung: Was helfen kann

von Gunnar Fischer
12.12.2023 | 11:50 Uhr
Eine Schleimbeutelentzündung an Knie, Ellenbogen oder Schulter lässt sich in der Regel konservativ behandeln. Nur in Ausnahmefällen muss der Schleimbeutel entfernt werden.

Der Schleimbeutel am Ellenbogen ist besonders anfällig für eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis). Meist beginnt sie durch einen lokalen mechanischen Reiz.

12.12.2023 | 05:19 min
Schleimbeutel sollen Knochen und Gelenke vor Reibungsschäden schützen, doch gelegentlich geraten sie selbst in Mitleidenschaft. Etwa dann, wenn sie zu stark beansprucht werden. Besonders gefährdet sind Sportler und bestimmte Berufsgruppen, wie Maler, Monteure oder Fliesenleger.
Doch schon bei der alltäglichen Arbeit am Schreibtisch können die kleinen, mit Flüssigkeit gefüllten Säckchen aus Bindegewebe einem zu großen Druck ausgesetzt sein und sich entzünden. Eine Schleimbeutelentzündung wird auch als Bursitis bezeichnet.
Eine Bursitis entsteht häufig durch einen lokalen mechanischen Reiz, beispielsweise wenn man sich mit dem Ellenbogen auf der Tischplatte abstützt oder mit den Knien auf dem harten Boden arbeitet.
Dr. Kay Schmidt-Horlohé, Orthopädicum, Wiesbaden

Was Schleimbeutel sind

Im Körper gibt es rund 150 Schleimbeutel. Sie polstern mechanisch besonders beanspruchte Körperregionen ab, die viel Reibung und Druck ausgesetzt sind: etwa am Ellenbogen, am Knie, an der Hüfte oder im Schulterbereich. Diese körpereigenen Polster ermöglichen so ein reibungsloses Gleiten, wo verschiebliche (bzw. bewegliche anatomische) Strukturen unmittelbar dem Knochen aufliegen.

Welche Symptome hat man bei einer Schleimbeutelentzündung?

Bei einer akuten Schleimbeutelentzündung kommt es im sonst eher flachen Schleimbeutel zu einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung. Der angeschwollene Schleimbeutel ist dann meist mit dem bloßen Auge zu erkennen und gut tastbar. Weitere Symptome können aufgrund der Entzündungsreaktion Wärmeentwicklung, eine Rötung sowie in manchen Fällen auch Fieber sein.

Dringt ein Fremdkörper in die Haut ein, reagieren Fresszellen im beschädigten Gewebe als erstes. Botenstoffe sorgen dafür, dass die Blutgefäße sich weiten und durchlässiger werden.

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Diagnose einer Schleimbeutelentzündung

Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren lässt sich eine mögliche Verletzung der Knochen, Gelenke und Sehnen ausschließen. Zudem kann festgestellt werden, ob die Entzündung bereits das umliegende Gewebe geschädigt hat. Eine Bursitis kann die Beweglichkeit einschränken und sehr schmerzhaft sein, wenn das Gewebe mit Bakterien infiziert ist.
Vor allem der Schleimbeutel am Ellenbogen ist anfällig für bakterielle Infektionen, wie Kay Schmidt-Horlohé vom Orthopädicum in Wiesbaden betont:
Das Gewebe am Schleimbeutel am Ellenbogen ist sehr dünn. Kommt es dort zu einer Schürfwunde, wird die Hautbarriere verletzt.
Dr. Kay Schmidt-Horlohé, Orthopädicum, Wiesbaden
Dann könnten Bakterien einwandern und am Schleimbeutel eine Infektion hervorrufen.

Fünf Tipps bei Schleimbeutelentzündung

Ruhigstellen

Damit die Entzündung am Schleimbeutel abklingen kann, sollte das betroffene Gelenk entlastet und geschont werden. Betroffene sollten bestimmte Bewegungen meiden, die die mechanische Reizung des Schleimbeutels hervorrufen.

Kühlen

Insbesondere bei oberflächlichen Schleimbeutelentzündungen lassen sich die Schmerzen durch Kühlung lindern. Allerdings ist darauf zu achten, dass Coolpacks oder Eis immer in ein Tuch eingeschlagen und nicht direkt auf die Haut gelegt werden, um Hautschäden zu vermeiden.

Bandagieren

Eine Bandage mit einer elastischen Binde verhindert ein weiteres Anschwellen und sorgt für Entlastung und Ruhigstellung des Gelenks. Alternativ kann auch ein Kompressionsverband angelegt werden.

Vorbeugen

Um eine permanente Reizung des Schleimbeutels zu vermeiden, sollten bestimmte Schutzmaßnahmen getroffen werden. So können Ellenbogenschoner, Knieschützer oder dämpfende Einlagen in Schuhen verhindern, dass Reizungen und Schwellungen am Schleimbeutel entstehen.

Arzt aufsuchen

Eine Schleimbeutelentzündung sollte nicht unterschätzt werden. Wird sie verschleppt und nicht behandelt, können schwerwiegende Komplikationen auftreten. Es drohen dauerhafte Schäden am Gelenk und Einschränkungen der Beweglichkeit. Also lieber rechtzeitig zum Arzt gehen.

Wenn bei einer Bursitis Bakterien im Spiel sind

Um eine Bursitis in Folge einer mechanischen Überlastung von einer bakteriellen Infektion abzugrenzen, haben Ärzte die Möglichkeit einer Punktion. Hierbei wird mit einer Hohlnadel die überschüssige Flüssigkeit aus dem Schleimbeutel abgezogen und im Labor mikrobiologisch untersucht. Im Falle einer bakteriellen Infektion kann somit zielgerichtet ein passendes Antibiotikum gegeben werden.
Das Verfahren dient aber nicht nur zur Diagnostik, denn mit dem Herausziehen der Flüssigkeit wird auch die Schwellung reduziert. Wegen der Infektionsgefahr muss eine solche Punktion immer unter sterilen Bedingungen erfolgen.

Bakterien und Viren lauern überall und können uns krank machen. Aber wo tummeln sich Keime und wie lassen sie sich unschädlich machen? In unserem Quiz können sie Ihr Wissen testen.

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Kortison besser nur für Akutanwendung

Darüber hinaus gibt es bei wiederkehrenden Entzündungen die Möglichkeit, Kortison in den Schleimbeutel zu spritzen. Kortison wirkt in der Akutsituation stark entzündungshemmend und schmerzlindernd. Schmidt-Horlohé warnt jedoch vor Langzeitanwendungen:
Wiederholte Cortison-Infiltrationen können zu Hautveränderungen und zu Sehnenproblemen führen. Die Sehnen können spröde werden und im schlimmsten Fall auch reißen.
Dr. Kay Schmidt-Horlohé, Orthopädicum, Wiesbaden

Operation als letztes Mittel einer Schleimbeutelentzündung

Helfen weder die Entlastung durch eine Bandage noch entzündungshemmende Medikamente oder eine Punktion, kann bei hartnäckigen Schleimbeutelentzündungen ein chirurgischer Eingriff notwendig sein. Der Schleimbeutel wird dann unter Umständen operativ komplett entfernt (Bursektomie). Dies sollte jedoch nur bei chronischen Schleimbeutelentzündungen oder schweren Infektionen geschehen, die trotz konservativer Behandlung auch nach mehreren Wochen nicht abklingen.

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