: Wo Bots und intelligente Software drin sind

von Peter Welchering
19.01.2023 | 09:31 Uhr
Über den smarten Text-Generator ChatGPT3 wird intensiv debattiert. Dabei ist unser Alltag schon längst von KI-Anwendungen geprägt. Wir merken es nur oft nicht.
Fingerabdruck-Identifikation auf einem SmartphoneQuelle: Reuters
Der erste Kontakt mit der Künstlichen Intelligenz an einem ganz normalen Tag beginnt oftmals gleich nach dem Aufwachen. Per Fingerabdruck wird das Smartphone entsperrt. Dahinter steckt eine Software für die Mustererkennung, also Künstliche Intelligenz.
Beim Frühstück geht es dann weiter. Auf dem Smartphone werden beim Schlürfen des Morgenkaffees die aktuellen Nachrichten überflogen.

Künstliche Intelligenzen werden immer mehr Teil unseres Lebens. Sind sie eine Konkurrenz für den Menschen?

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Ausgewählt für die persönliche Timeline wurden die News von einer Software, die aus dem bisherigen Surf- und Leseverhalten des Nutzers ein persönliches Datenprofil erstellt hat. Was den Vorlieben und Einstellungen von Nutzerinnen und Nutzern entspricht, wird prominent im Nachrichten-Feed platziert.

Künstliche Intelligenz schreibt auch Nachrichtentexte

Geschrieben wurden einige der Nachrichten von einem KI-basierten Textgenerator. Insbesondere bei Wirtschafts- und Sport-Nachrichten ist das schon weit verbreitet. Gesponserte Beiträge und Werbung werden ebenfalls von einer KI-Software ausgewählt und eingespielt.

Wie Software anspruchsvolle Texte schreibt

Das Referat über Photosynthese mal eben vom ChatGPT3 schreiben lassen - das funktioniert inzwischen, und einige Schüler nutzen mittlerweile die Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz hier bietet. Dahinter stecken riesige Wissensdatenbanken, die die Wissensbestände sämtlicher Enzyklopädien enthalten, und Sprachdatenbanken.

  • Die Wissensdatenbanken bieten das Grundlagenmaterial für einen KI-generierten Text.
  • Die Sprachdatenbanken sorgen dafür, dass ein schöner Text daraus wird.
Gearbeitet wird dabei mit einem Sprachmodell, das auf der Basis von Abermillionen menschlicher Gespräche und von Menschenhand geschriebener Texte erstellt wurde. Neuronale Netze setzen alle Bestandteile aus den unterschiedlichen Datenbanken unter Berücksichtigung des Sprachmodells zusammen.

Auch hier stammt sogar ein Gutteil der Texte von einem KI-basierten Text-Generator. Das gilt auch für viele Massen-Mailings und Newsletter.

Wenn wir Künstliche Intelligenz mit Informationen füttern, übernimmt die Maschine dann auch unsere Stereotype? Wie könnten wir Maschinen Ethik beibringen?

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Selbst viele Produktbeschreibungen in Online-Shops sind von Textgeneratoren mit KI-Unterstützung erstellt worden. Steve Povolny, KI-Experte des Sicherheitsunternehmen Trellix erklärt:
Es gibt tausende von Anwendungsfällen, die in fast allen Branchen zum Einsatz kommen.
Steve Povolny, KI-Experte
Und der KI-Einsatz geht weit über die Texterstellung hinaus.

Wahrscheinliche Texte - Wie neuronale Netze schreiben

Wenn die Mustererkennung und die Textanalyse eine Frage erkannt und eingeordnet haben, sucht das Wissensmodul die entsprechenden Daten. So wird zum Beispiel die Frage gestellt: "Wie funktioniert Photosynthese?". Das Wissensmodul stellt die Daten aus der Wissensdatenbank zusammen. Das Sprachmodul erstellt dann den Text, der die Frage beantwortet. Dabei wird Satz für Satz von einem weiteren neuronalen Netzwerk daraufhin geprüft, ob auch ein Mensch diesen Satz so mit welcher Wahrscheinlichkeit formulieren würde. Ein neuronales Netz zur Prüfung vergleicht die getexteten Sätze mit hohen Wahrscheinlichkeitswerten noch einmal mit Formulierungen aus Trainingsdatensätzen und Verfikationsdatensätzen und kann dann die konkrete Wahrscheinlichkeitsberechnung korrigieren. Die verwendeten Wahrscheinlichkeitswerte sind im Sprachmodell als Richtlinienwerte hinterlegt.

Smart Home durch Künstliche Intelligenz

So etwa in Wohnungen. Ein Beispiel für KI-Anwendungen im Alltag sind Staubsauger, so Sergey Shykevich vom Sicherheitsunternehmen Checkpoint:
Smarte Staubsauger, die mittlerweile mit Kameras ausgestattet werden und die Wohnung vermessen, um ordentlich saugen zu können.
Sergey Shykevich, Sicherheitsunternehmen Checkpoint
Die KI entwickelt nämlich eine Putzstrategie für den smarten Staubsauger. Das ruft auch Kriminelle auf den Plan. Einbrecher können den Staubsauger mit KI hacken, um einen Raubzug vorzubereiten.

Bots erkennen am Telefon die Gemütsverfassung von Anrufern

"Hinzu kommt KI in digitalen Assistenten wie Siri und Alexa", ergänzt Sergey Shykevich. Dahinter stecken eine Texterkennungssoftware und eine synthetische Sprachausgabe. Wie bei vielen Telefonaten inzwischen auch. So können etwa Chatbots einen regelrechten Dialog mit den Anrufenden führen.
Und auch wenn ein Anrufer an eine menschliche Expertin weitergeleitet wird, ist KI-basierte Software im Hintergrund mit dabei. Call-Center setzen nämlich zunehmend Software für die Stimmanalyse ein, um vorab klären zu können, in welcher Gemütsverfassung sich Anrufende befinden.

KI hilft bei der Diagnostik in Praxen und Kliniken

Auch im beruflichen Alltag sind wir von KI-Anwendungen umgeben. Ärzte lassen Röntgenbilder oder Laborergebnisse von Mustererkennungssoftware durchsuchen, um Auffälligkeiten erkennen zu können, die auf Krankheiten hindeuten.
KI-Analyse-Software hilft dann auch bei der Diagnose, etwa wenn die Mustererkennung einen Tumor auf dem Röntgenbild festgestellt hat. Die Befunde, die der Radiologe oder die Laborärztin dann an ihr niedergelassenen Kollegen schicken, werden in einigen Fällen auch bereits von KI-Textgeneratoren erstellt. Allerdings schaut hier der menschliche Experte immer noch drüber und muss den Text freigeben.

Mit Mustererkennung Fotos und Videos verifizieren

Journalisten, Ermittler und Analysten müssen oftmals Orte, an denen Videos oder Fotos aufgenommen wurden, bestimmen. Dabei hilft die reverse Bildersuche diverser Suchmaschinen. Und auch hier ist künstliche Intelligenz im Einsatz.

Grenzen der Bots: das Alter der Daten

Ein KI-basierter Textgenerator kann immer nur Texte auf dem Wissensstand formulieren, den die Wissensdatenbanken hergeben, auf die er zugreift. Im Falle von ChatGPT3 ist dieses Wissen ungefähr zwei Jahre alt. Es kommt also darauf an, die Wissensbasen für Text-Chats ständig zu erneuern.

Grenzen der Bots: Fantasie und Fakten unterscheiden

Zwischen Fantasie und Fakten kann ein KI-basierter Textgenerator nur dann unterscheiden, wenn dieser Unterscheid auch in den Wissensdatenbasen gemacht wurde. Häufig greifen KI-Textgeneratoren auf Fiktionen und reine Fantasieantworten zurück, wenn sie in den Wissensdatenbasen nicht ausreichend Daten zur Beantwortung einer Frage finden. Entscheidend für die Textqualität sind hier die zugrundeliegenden Datenbasen, das verwendete Sprachmodell und die ständige Aktualisierung von Trainingsdatensatz und Verifikationsdatensätzen.

Grenzen der Bots: Überprüfbarkeit von Lernfortschritten

Außerdem muss ein Kontrollmodul die über die Verifikationsdatensätze gemachten Lernfortschritte überprüfen können. Das geschieht durch Analyse der Wahrscheinlichkeitsberechnungen und darauf beruhenden Entscheidungen für eine bestimmte Textformulierung.
Per Mustererkennung wird das hochgeladenen Foto oder Video mit Abertausenden anderen Clips oder Bildern verglichen. Die Bilder oder Videos mit der höchsten Übereinstimmungswahrscheinlichkeit werden ausgegeben.

Intelligente Software kann übersetzen und transkribieren

Oftmals handelt es sich um Bildmaterial mit fremdsprachlichen Beschreibungen. Die müssen dann übersetzt werden. Das besorgt KI-basierte Übersetzungssoftware inzwischen mit äußerst befriedigenden Ergebnissen.
Einen ebenso großen Qualitätssprung hat Transkriptionssoftware in den vergangenen Jahren gemacht. Aus dem gesprochenen Wort erstellt diese KI-basierte Software einen Text. Mustererkennung und Software für die semantische Analyse erlauben eine hohe Treffsicherheit. Bis zu 98 Prozent der gesprochenen Wörter werden korrekt erkannt und in Text umgesetzt.

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