: World-Boxing-Verband will IBA ablösen

14.04.2023 | 17:56 Uhr
Der neue internationale Verband World Boxing will im Amateurboxen den skandalträchtigen IBA-Verband ablösen und wieder olympisch werden.
IBA-Kampf bei der WM der Frauen, bei der Russinnen und Belarussinnen uneingeschränkt teilnehmen durftenQuelle: epa
Der Donnerschlag im Amateur-Boxen hatte sich abgezeichnet - und nun ist er da. Deutschland und andere Nationalverbände preschen voran und gründen den internationalen Verband "World Boxing", der der skandalträchtigen und aktuell herrschenden International Boxing Association (IBA) den K.o. verpassen soll.

Deutscher Boxsport-Verband wünscht sich IOC-Positionierung

Der Verlust des olympischen Status stellt eine existenzielle Bedrohung für den Boxsport dar, die negative Auswirkungen auf den Sport auf allen Ebenen haben wird. World Boxing hat sich zum Ziel gesetzt, dies zu verhindern.
Tyson Lee, Präsident des US-Verbandes
Auch der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) ist in die am Donnerstag gegründete Vereinigung verwickelt, DBV-Sportdirektor Michael Müller sitzt im Interims-Exekutivkomitee des Verbandes. "Für den DBV zählt, dass das Boxen olympisch bleibt. Dafür schauen wir uns alle möglichen Wege an - und wünschen uns eine klare Positionierung des IOC", sagte DBV-Präsident Jens Hadler dem SID.
In seiner Satzung hat der DBV die Möglichkeit verankert, in zwei Verbänden zu sein - eine generelle Abkehr von der IBA soll die Verwicklung in World Boxing also nicht bedeuten.

World Boxing als Reaktion auf jahrelange Versäumnisse des IBA

Doch für die IBA ist die Gründung des neuen Verbandes ein Schlag ins Gesicht - auch wenn dieser abzusehen war. Der Amateur-Weltverband unter der Führung des russischen Präsidenten Umar Kremlew hängt seit Jahren in den Seilen, immer mehr Gegner des vor Skandalen triefenden Verbandes hatten sich mobilisiert. World Boxing bittet nun zum Vereinigungskampf.
Der neue Verband mit Sitz in der Schweiz, dem unter anderem die USA, Großbritannien und die Niederlande angehören, wurde als "Reaktion auf die anhaltenden Probleme im Zusammenhang mit dem bestehenden internationalen Dachverband des olympischen Boxsports gegründet", so World Boxing, das "dessen Versäumnis, die langjährigen Bedenken des IOC in Bezug auf sportliche Integrität, Führung, Transparenz und Finanzmanagement ausräumen" möchte.

World Boxing kämpft um IOC-Anerkennung

Und der einzige Weg führt über einen neuen Verband, der nun um die Anerkennung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) kämpft. Denn das olympische Boxen liegt am Boden, die IBA ist seit 2019 vom IOC wegen "mangelnder finanzieller Transparenz" und "fehlender Integrität der Schiedsprozesse" suspendiert, den technischen K.o. für die Spiele 2028 in Los Angeles hat das Boxen bereits kassiert.
In Tokio 2021 organisierte eine vom IOC eingesetzte Taskforce die Wettkämpfe, gleiches ist für Paris 2024 geplant. Das IOC teilte auf SID-Anfrage mit, es nehme "die jüngsten Entwicklungen zur Kenntnis" - mehr nicht.

IBA kündigt Gegenmaßnahmen an

World Boxing ist ein Zusammenschluss von Menschen, deren einziges Interesse darin besteht, eine bessere Zukunft für die Boxer zu schaffen.
Boris van der Vorst, Präsident des niederländischen Boxsportverbandes
Alle weiteren nationalen Verbänden seien herzlich eingeladen, sich World Boxing anzuschließen, heißt es auf der Webseite des Verbandes. Ein Interims-Exekutivkomitee soll die erhoffte Revolution anführen, ein Präsident im November gewählt werden. Die IBA will das nicht auf sich sitzen lassen - und kündigte Maßnahmen an, um ihre "Autonomie als offizieller weltweiter Dachverband und globale Heimat des Boxsports zu schützen".
Diese globale Heimat gewährte zuletzt russischen und belarussischen Athletinnen bei der WM in Indien eine uneingeschränkte Starterlaubnis - mit Flagge, mit Hymne. Gleiches ist für die anstehende Männer-WM im usbekischen Taschkent (1. bis 14. Mai) geplant. Zahlreiche Nationen planen deshalb erneut einen Boykott.

IOC-Reaktion auf neuen Verband offen

Die IBA habe "kein wirkliches Interesse am Boxsport und den Boxern", sondern sei nur "an der eigenen Macht interessiert", teilte das IOC zuletzt mit - wie die Ringe-Organisation nun aber als Punktrichter im Kampf der Verbände entscheidet, ist offen.
Quelle: sid

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