Der Mann, der den größten Favoriten anführt, zeigt sich demütig. "Wenn wir einen schlechten Tag haben, dann können wir auch gegen Tunesien, Argentinien oder Brasilien verlieren", sagt Nikolaj Jacobsen, der Trainer der dänischen Handball-Nationalmannschaft. Und das sei auch gut so, glaubt der 51-Jährige:

In der Tat hat es im Welthandball zuletzt einige überraschende Entwicklungen gegeben. So zurückhaltend sich Jacobsen aber auch gibt vor der 28. WM in Schweden und Polen, die am heutigen Mittwoch in Kattowitz mit der Partie Frankreich gegen Polen beginnt, so wenig hat sich in der Hierarchie zuletzt geändert.

Neben Europameister Schweden traut die Fachwelt vor allem Dänemark den Titel zu. Für die Dänen wär's der dritte WM-Titel in Folge, das gab's bisher noch nie.

Jacobsen selbst stellt den Heimvorteil der Schweden heraus. Dabei spielen auch die Dänen quasi zu Hause, da viele dänische Fans zu den Vorrundenspielen ihres Teams über den Kattegat nach Malmö fahren werden - und dies nicht nur wegen des für die Dänen aktuell günstigen Währungskurs. Sondern auch, weil der Männerhandball in Jütland und auf den Inseln derzeit so beliebt ist wie nie.

"Es ist ein großer Job, diese Mannschaft zu trainieren, weil wir eine immense mediale Aufmerksamkeit genießen und sehr populär sind", sagt Jacobsen.

Großen Druck verspüre er dennoch nicht. Denn auch als das Team bei der EM 2020 überraschend in der Vorrunde gescheitert war, sei er in seiner Heimat gut behandelt worden.

Die Lässigkeit des Trainers hat freilich gute Gründe. Denn der Rückraumstar Mikkel Hansen (Aalborg) und Supertorhüter Niklas Landin (THW Kiel) stützen dieses Team seit 2011, als es in einem epischen WM-Finale gegen Frankreich erst nach Verlängerung verlor.

Seither hat Dänemark alles gewonnen, die EM (2012), olympisches Gold (2016) und zuletzt zwei WM-Championate.

Der gesamte Kader des Titelverteidigers ist gespickt mit Weltklasseathleten. Speziell von Mathias Gidsel (Füchse Berlin), einem auf den ersten Blick unscheinbaren Rückraumspieler, schwärmen die Ästheten des Handballs. Der Linkshänder, der bei der WM 2021 wie ein Komet am Handballhimmel erschien, ist vielleicht der cleverste und schlaueste Rückraumakteur auf diesem Planeten.

Auch von den üblichen Verdächtigen Spanien und Frankreich ist viel zu erwarten. Als Geheimfavorit wird gerne Island genannt. "Das ist eine Mannschaft mit sehr vielen richtig guten Spielern", sagt Jacobsen. Für eine Überraschung gut sind auch Ägypten und Norwegen, das mit dem Halblinken Sander Sagosen (THW Kiel) ebenfalls einen Unterschiedsspieler in seinen Reihen hat.

Und Deutschland, das am kommenden Freitag, 18 Uhr (ZDF live) mit dem Spiel gegen Katar beginnt? "Ein spannendes Team", sagt Jacobsen. Es werde wohl ein wenig dauern, bis es weit kommen könne:

Mit Belgien debütiert bei der WM ein handballerisches Entwicklungsland. Das Team ist bestückt mit einigen Profis aus dem deutschsprachigen Eupen, etwa Linksaußen Nick Braun (HSG Krefeld). Da sie in der dänischen Gruppe H auch auf Bahrain treffen, haben die Belgier durchaus Chancen auf ein Weiterkommen, da sich jeweils drei Teams der acht Vierergruppen für die Hauptrunde qualifizieren.

Die USA, die sich nach langer Zeit wieder sportlich qualifiziert haben, hoffen in Jönköping auf einen Sieg gegen Marokko. Das US-Team des ehemaligen Bundesligatrainers Robert Hedin bereitet sich langfristig auf das olympische Turnier 2028 in Los Angeles vor - und erhält seit einigen Jahren Unterstützung von europäische Spitzenklubs und dem Weltverband, damit sich der Handball auch im wichtigsten Markt des Weltsports etabliert.