: DFB-Präsident bleibt auf Distanz zur FIFA

18.11.2022 | 14:03 Uhr
Angeführt von Präsident Bernd Neuendorf trotzt der DFB kurz vor WM-Beginn weiter der FIFA. Auch mögliche Strafen schrecken Neuendorf nicht.
Präsident Bernd Neuendorf und der Deutsche Fußball-Bund wollen sich bei der Fußball-WM in Katar auch durch Strafen durch den Weltverband FIFA nicht einschüchtern lassen und proben kurz vor WM-Beginn den Aufstand.
"Ich bin durchaus bereit, eine Geldstrafe in Kauf zu nehmen", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf etwa beim Blick auf eine mögliche Sanktion für das Tragen der "One Love"-Kapitänsbinde.
Das ist keine politische Äußerung, sondern eine Statement für die Menschenrechte.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf über die "One-Love"-Kapitänbinde

Auch England spielt mit Binde, Frankreich macht Rückzieher

Neuendorf schwenkt damit auf die Linie der Engländer ein, die ebenfalls einer Geldstrafe trotzen wollen. Neben Manuel Neuer und Harry Kane wollen auch weitere Spielführer (Niederlande, Belgien, Schweiz, Wales, Dänemark) die Binde tragen.
Frankreichs Hugo Lloris hat dagegen einen Rückzieher gemacht. Die Binde mit dem Herz in bunten Farben und der Aufschrift "One Love" gilt als Kompromiss, um die Situation in Katar nicht noch weiter anzuheizen. Zahlreiche Kritiker hatten sich stattdessen die Regenbogenbinde gewünscht.
Der DFB-Präsident schloss auch weitere gesellschaftspolitische Zeichen der deutschen Nationalspieler für Menschenrechte während der WM nicht aus. "Wir sind so verblieben, dass wir uns das ausdrücklich vorbehalten", so Neuendorf. "Ich möchte nicht ausschließen, dass es während des Turnierverlaufs noch die ein oder andere Aktion gibt."

Zeichen gegen FIFA-Präsident Infantino

Desweiteren unterstrich der DFB-Chef kurz vor dem WM-Auftakt noch einmal die viel beachtete Opposition des Deutschen Fußball-Bundes zum umstrittenen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino.
Es gibt einige Dinge, die mich in letzter Zeit bei der FIFA irritiert und verstört haben.
Bernd Neuendorf
Der DFB hatte Infantino zuletzt die Gefolgschaft verweigert. Der größte Einzelsportverband der Welt verkündete bereits am Mittwoch, den 52-Jährigen auf dem Weg zu seiner Wiederwahl nicht zu unterstützen und nominierte keinen Kandidaten. "Wir haben so entschieden, weil wir glauben, ein Zeichen setzen zu müssen."

Eine Million Euro für SOS-Kinderdorf

Als konkrete Aktion und als Zeichen der Solidarität mit den Wanderarbeitern in Katar verkündete Neuendorf derweil die Unterstützung für ein SOS-Kinderdorf in Nepal. Demnach soll über die Stiftung der Nationalmannschaft über fünf Jahre eine Million Euro fließen.
"Das Geld kommt direkt von den Spielern. Es war der Mannschaft ein besonderes Anliegen", sagte Neuendorf. "400.000 Wanderarbeiter kommen aus Nepal. Wir wollen die Menschen unterstützen, wo sie herkommen, um den Migrationsdruck zu nehmen. Die Kinder sollen Bildung erfahren. Das ist eine Maßnahme, die wirklich ein Zeichen setzt und nachhaltig ist."
Quelle: SID, dpa