Die Vorfreude deutscher Fans auf die anstehende Fußball-WM in Katar hält sich in Grenzen. Schon seit einiger Zeit werden Kritik und Boykottrufe laut. Viele Fans schrecken vor einer Einreise in das umstrittene Gastgeberland zurück.

Zudem herrschen für ausländische Fans erschwerte Einreisebedingungen. Nach Aussagen von Fanvertretern reisen deutlich weniger deutsche Fans zur WM als sonst. Die Bilder, die seit einigen Tagen in den Sozialen Medien kursieren, sprechen jedoch eine andere Sprache.

Seit Beginn der Woche tauchen auf zahlreichen Social-Media-Plattformen Videos auf, die angeblich deutsche und internationale Fans bei Fanmärschen in Katar zeigen. Zu sehen sind Menschenmassen, die mit Nationaltrikots und Fahnen durch die Straßen ziehen und dabei mit kleinen Trommeln Lärm machen. Dabei winken die Menschen fröhlich lachend in die Kamera. Der Vorwurf vieler User: Alles Fake!

Schon seit geraumer Zeit wird vermutet, dass die Organisatoren Fake-Fans zur Weltmeisterschaft eingeladen haben, die möglichst positive Stimmung verbreiten sollen. Das WM-Organisationskomitee soll demnach ein Programm ins Leben gerufen haben, das sogenannte "Fan Leader Network", bei dem Fans mit Kost und Logis die gesamte WM verfolgen können und als Gegenleistung von TV-Kameras möglichst öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzt werden.

Auch bei den in den Videos sichtbaren Menschen soll es sich um gekaufte Fans handeln. Die Ansammlungen wirken stark inszeniert, im Gegensatz zu herkömmlichen Fanmärschen fehlen jegliche Fangesänge. Die begleitende Musik passt meist nicht zu den entsprechenden Ländern.

Auffallend ist zudem, dass in den Videos keine Frauen zu sehen sind. In Ausschnitten des angeblich deutschen Fanmarschs sind Männer in weißen Gewändern zu sehen, die mit schwarz-rot-goldenen Streifen geschmückt sind.

Eine Userin schreibt außerdem: "Witzig! Wie alle die gleichen Trikots mit der gleichen Rückennummer anhaben." Tatsächlich trägt die Mehrzahl der Anhänger identische Trikots. Andere User behaupten, in dem Video die gleichen Personen in den Trikots verschiedener Nationen wiederzuerkennen.

Der Fanklub der deutschen Nationalmannschaft hat auf ZDF-Anfrage mitgeteilt, dass sie nicht an dem Programm beteiligt sind und dieses auch nicht unterstützen.

Die Veranstalter dementierten derweil die Gerüchte, wonach es sich um gekaufte Fans handle. "Wir weisen die Behauptungen, die sowohl enttäuschend als auch nicht überraschend sind, entschieden zurück", wird das Organisationskomitee zitiert. Wie die Situation auf den katarischen Straßen wirklich aussieht, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unbekannt.