: Kondomwerbung: FC Homburg macht's nochmal

30.10.2023 | 18:08 Uhr
Nicht ganz so spektakulär wie 1987, aber trotzdem ein Hingucker: Der FC Homburg hat für ein Spiel die Kondomwerbung wiederentdeckt - und muss diesmal sicher keine Strafe fürchten.
Extra fürs Pokalspiel der 2. Runde: Dezente Werbung für einen Kondomhersteller am Oberarm.Quelle: FC Homburg
FC 08 Homburg - da war doch was. Wenn der in der vierten Liga verschwundene frühere Bundesligist im DFB-Pokal die SpVgg Greuther Fürth empfängt, werden Nostalgiker an ein Kapitel kuriose deutsche Fußball-Geschichte erinnert.

Sondertrikot für die 2. DFB-Pokal-Runde

Der saarländische Klub läuft am Dienstag mit einer Billy-Boy-Werbung auf dem Trikotärmel auf - als Reminiszenz an den einst Aufsehen erregenden Coup mit einem Kondomhersteller als Hauptsponsor.
Diesmal ist es nur ein Sondertrikot, aber es weckt Erinnerungen: Für die Saison 1987/88 hatte der gewiefte, 2021 gestorbene Präsident Manfred Ommer den Kondomhersteller London als Hauptsponsor gewonnen, angeblich für 200.000 Mark.

Geldstrafe für Kondom-Werbung

Der Funktionär hatte sich zuvor zahlreiche Absagen eingehandelt; dann sollte es ein Geldgeber sein, "auf den sich die Presse stürzt und den der DFB ablehnt".
Die Empörung war groß: Der Deutsche Fußball-Bund unter dem damaligen Boss Hermann Neuberger verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 100.000 Mark und drohte mit Punktabzug.
Die legendären Kondom-Trikots des FC 08 Homburg in der Bundesliga-Saison 1987/88. Von links: Andreas Keim, Thomas Stickroth, Walter Kelsch, Thomas Dooley, Andreas Hentrich und Michael Blättel.Quelle: Imago/Werek

Landgericht gibt FC Homburg Recht

Deshalb verdeckten die Homburger den Schriftzug erst mal mit schwarzen Balken. Bei dem Rechtsstreit entschied schließlich das Landgericht Frankfurt am Main über den - so die Medien spöttisch - "Gummi-Paragrafen". Die Kondomwerbung verstoße weder gegen Sitte noch Moral.
"Das war unbezahlbare Reklame", meinte Ommer später noch triumphierend. Wie konservativ der Verband reagiert hatte, zeigte auch die Tatsache, dass Aids in der Gesellschaft damals ein großes Thema war.

Kondom-Idee kam bei Auslosung

Das legendäre Trikot mit der Kondomwerbung hängt heute im deutschen Fußball-Museum in Dortmund. Genau dort kam dem Verein aus der saarländischen 44.000-Einwohner-Kreisstadt die Idee, die Kondomwerbung wieder aufzuleben lassen - bei der Auslosung zur zweiten Pokalrunde.
Wenn man heute Fußballfans nach dem FC Homburg frage, so Schatzmeister Hans-Joachim Burgardt, dann komme oft die Antwort: "Waren das nicht die mit den Kondomen?"

Vierte Liga gegen Bundesliga und der Regionalligist setzt sich klar durch: Mit einem 3:0-Erfolg kegelt der FC Homburg den Erstliga-Aufsteiger Darmstadt 98 aus dem Pokal.

14.08.2023 | 05:58 min
Für Homburgs aktuellen Trainer Danny Schwarz, dessen Team in der ersten Runde Erstligist SV Darmstadt 98 aus dem Wettbewerb warf, ist es "mit ein wenig Augenzwinkern eine rundum gelungene Aktion" und "eine schöne Hommage an die Vergangenheit".
Der frühere Bundesliga-Profi sagte in einem Interview auf "dfb.de": "Ich denke, es trifft den heutigen Zeitgeist. 1988 war ich noch zu jung, hatte es nicht hautnah mitbekommen. Klar ist, dass damals Trikotwerbung für einen Kondomhersteller ein Skandal war."
Das zeigt doch, wie sehr sich die Welt verändert hat.
Homburgs Trainer Danny Schwarz

FC Homburg mit kurzem Bundesliga-Gastspiel

Die öffentliche Aufmerksamkeit half der damaligen Homburger Mannschaft um Spieler wie Jimmy Hartwig, Tom Dooley, Walter Kelsch, Thomas Stickroth, Horst Ehrmantraut und Werner Vollack sportlich nicht entscheidend weiter: Der FCH stiegt als Tabellenvorletzter ab, obwohl er 1987/88 in Slobodan Cendic, Gerd Schwickert und Uwe Klimaschefski gleich drei Trainer verschliss.
Dem unmittelbaren Wiederaufstieg folgte dann der erneute Absturz 1990, seitdem war der Klub nicht mehr im Oberhaus gesehen.

Homburgs Weltmeister

Dabei können die Homburger in ihrer Historie nicht nur auf ihre berühmte Kondom-Werbung verweisen, sondern auch auf zwei Spieler, die für andere Klubs Weltmeister waren beziehungsweise wurden: Werner Kohlmeyer (1954/1. FC Kaiserslautern) und Miroslav Klose (2014/Lazio Rom).

Das meiste Kameramaterial vom Finale der Fußball-WM 1954 ist zerstört. Sehen Sie hier verschollen geglaubte Bilder und alle fünf Tore der Mannschaften von Deutschland und Ungarn.

01.11.2022 | 37:52 min
Quelle: dpa

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