: Das Mosaik der langen Mängelliste

von Maik Rosner
19.02.2024 | 14:01 Uhr
Wie sich der FC Bayern sukzessive in den "Horrorfilm" manövriert hat, auf die erste titellose Saison seit zwölf Jahren zuzusteuern. Ein Blick auf die Probleme und deren Ursachen.
Joshua Kimmich, Thomas Müller und Trainer Thomas Tuchel (v.l.n.r.) sehen den FCB auch gegen Leverkusen verlierenQuelle: Imago
Obwohl sich die drohende erste titellose Saison des FC Bayern München seit zwölf Jahren nicht nur für Leon Goretzka wie ein "Horrorfilm" anfühlt, schloss Jan-Christian Dreesen Konsequenzen nach der dritten Niederlage in Serie vorerst aus. Trainer Thomas Tuchel werde am Samstag gegen Leipzig "selbstverständlich" auf der Bank sitzen, sagte der CEO.
Dritte Niederlage in Folge gegen Bochum:

Die Meisterschaft ist fast futsch, die Krise beim FC Bayern hat sich durch das 2:3 gegen VfL Bochum verschärft: Dritte Niederlage und zweiter Platzverweis für Upamecano in Folge.

19.02.2024 | 09:58 min
Im Hintergrund läuft die Fehleranalyse der langen Mängelliste auf allen Ebenen. Das Mosaik des Misslingens setzt sich zusammen aus wiederkehrenden individuellen, aber auch mannschaftstaktischen Fehlern. Zu tun hat die allgemeine Verunsicherung wohl auch mit Tuchels Teamführung.

Kritik: Tuchel hat Spieler "demontiert"

Sämtlichen infrage kommenden Sechsern, ob Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Konrad Laimer, Raphaël Guerreiro oder dem Talent Aleksandar Pavlovic, sprach der Trainer im Sommer das gewünschte Profil einer "holding six" ab. Auch Verteidiger Matthijs de Ligt und Thomas Müller seien von Tuchel "demontiert" worden, sagen Kritiker.
Bei der jüngsten 2:3-Niederlage in Bochum geriet Kimmich aus Frust über seine Auswechselung mit Tuchels Assistent Zsolt Löw aneinander – ein Ausdruck des angespannten Binnenklimas.
Als "zu verkopft" bezeichnete Müller die Herangehensweise zuletzt. Auch Kimmich beklagte, es gebe kaum "Spielfreude, Kreativität, Leichtigkeit, Freiheit". Andererseits lassen sich im Spiel nach vorne kaum Automatismen erkennen. Vieles wirkt zufällig und ideenlos.

Generation 1995/96 erfüllt Erwartungen nicht

Gewinnen die Offensivspieler ihre Duelle nicht, kommen die Bälle gar nicht erst zum Abnehmer, zu Mittelstürmer Harry Kane. Die Zulieferdienste und Angriffe versiegen oder münden gar in Kontern. Wie in Bochum, als am Ende einer langen Fehlerkette zum 1:1 jener Takuma Asano traf, der gegen Torwart Manuel Neuer bei der WM 2022 in Katar schon Japans Siegtreffer erzielt und damit das frühe Aus der deutschen Nationalelf eingeleitet hatte.
Das passt ins große Bild der Generation der Jahrgänge 1995/96 mit Kimmich, Goretzka, Leroy Sané und Serge Gnabry, die die Erwartungen nicht erfüllt.

Unwucht im Kader

Auch Bayerns Abwehrreihe wirkt nicht wie eine Einheit, sondern eher wie eine zusammengewürfelte Ansammlung von individuell agierenden Verteidigern. Es fehlt ein Kommandogeber und Bindeglied für die Achse zwischen Torwart und Mittelfeld.
Auch die Verletzungsmisere muss als Grund für die Probleme genannt werden. Zudem wurde der Kader mit einer Unwucht konstruiert. Exemplarisch genannt sei, dass Rechtsverteidiger Josip Stanisic an Leverkusen verliehen wurde. Auch deshalb musste im Winter der überteuert wirkende Nottransfer von Sacha Boey (30 Miollionen Euro) getätigt werden.

Konzentration auf Rekordkauf Kane

Kritiker sagen auch, die Bayern hätten sich im vergangenen Sommer so sehr darauf konzentriert, mit Rekordkauf Kane den Fehler des Sommers 2022 zu korrigieren, als kein Nachfolger für Robert Lewandowski geholt worden war, dass die restliche Kaderarchitektur litt.
Vielleicht muss man auf der Suche nach den Gründen für Bayerns Krise weiter zurückschauen. Bis zur plötzlichen Entlassung von Tuchels Vorgänger Julian Nagelsmann im März 2023 gegen den Willen von wesentlichen Teilen der Mannschaft. Oder vielleicht sogar bis ins Jahr 2017, als Hasan Salihamidzic Sportdirektor wurde und drei Jahre später die Beförderung zum Sportvorstand erhielt.

ZDF-Reporterin Franziska Müllers über die aktuelle Situation des FC Bayern, die Trainerdiskussion und mögliche Nachfolger.

19.02.2024 | 02:55 min

Hernández als Ursünde

Ein Jahr zuvor hatte er den damaligen Rekordtransfer von Lucas Hernández (80 Mio. Euro) getätigt und den Verteidiger mit einem sagenhaften Jahresgehalt von angeblich rund 24 Millionen Euro ausgestattet. Fortan wollten die Kollegen auch deutlich mehr Lohn. Mit Hernández "wurde die Geldvernichtungsmaschine angeworfen", befand das Magazin kicker.
Und nun? Steht im Sommer der nächste teure Umbruch bevor, im Kader und wohl auch im Trainerstab? Zuvor aber wird Max Eberl als neuer Sportvorstand erwartet. Er bekommt viel zu tun.

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