: Wieder mehr Schiedsrichter im Fußball

von Ralf Lorenzen
27.12.2023 | 16:13 Uhr
Auch 2023 gab es Gewaltausbrüche gegen Schiris. Die vermissen weiter die Wertschätzung für ihre Arbeit - einige Zahlen sprechen dennoch für eine Ende des Schiedsrichter-Rückgangs.
Die Schiedsrichter in Deutschland sind immer wieder Anfeindungen und Gewalt ausgesetzt - wie hier Michael Bacher beim DFB-pokalspiel zwioschen Lok Leipzig und Eintracht Frankfurt.. Der DFB hat nun mit einer Kampagne erfolgreich um Nachwuchs im Schiedsrichter-Bereich geworben.Quelle: Hendrik Schmidt/dpa
Gegen Ende des Jahres kommen positive Meldungen aus einem Bereich des Sports, der in den letzten Jahren meist durch Negativ-Schlagzeilen aufgefallen ist. "Zahl der aktiven Referees steigt", meldete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) kurz vor Weihnachten. Erstmals seit rund zwanzig Jahren hätten in einem Jahr wieder mehr Menschen als Schiris angefangen als aufgehört. Die Zahl der aktiven Unparteiischen sei im Jahr 2023 um knapp 2.800 Personen gestiegen - das bedeute ein Plus von fünf Prozent.

Mehr neue Schiedsrichter am Niederrhein

Während dieser Vergleich aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in den Vorjahren etwas unscharf ist, meldet der Niederrheinische Fußballverband eine absolute Bestmarke. Im laufenden Jahr seien mit 749 so viele neue Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter ausgebildet worden wie noch nie.
Dieses Ehrenamt wird mit Füßen getreten.
Bremens Schiedsrichter-Chef Torsten Rischbode
Als Hauptgrund der positiven Entwicklung machen die Verbandsvertreter das im Februar ausgerufene "Jahr der Schiris" aus, mit dem der DFB und seine 21 Landesverbände wieder mehr Unparteiische gewinnen wollten. Die Zahlen sind alarmierend: Im Jahr 2008 gab es in Deutschland noch rund 80.000 Fußball-Schiedsrichter, heute sind es nur noch gut 53.000. Etliche Spiele in den unteren Ligen können nicht mehr mit ausgebildeten Referees besetzt werden.

Profis als Paten für Amateure

Medienwirksam eröffnet wurde die Kampagne mit dem Einsatz der Bundesliga-Profis Nils Petersen und Anton Stach bei einem Bezirksliga-Spiel. Mit der Aktion "Profi wird Pate“ sollen in der laufenden Saison alle Schiris der drei Männer- und zwei Frauenbundesligen mindestens einmal als Patin oder Pate von Schiri-Neulingen im Amateurfußball eingesetzt werden.
"Dass es gelungen ist, fast 750 neue Schiris auszubilden, ist ein außergewöhnliches Ergebnis", sagt Peter Frymuth, Präsident des Fußballverbandes Niederrhein. "Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sind ein fester Teil der Fußballfamilie. Ich bin froh, dass sie durch das 'Jahr der Schiris' in den Vordergrund gerückt worden sind."

Schiris empfinden wenig Wertschätzung von Verbänden und Zuschauern

Eine Umfrage des DFB auf der Plattform Amateurfußball-Barometer sollte herausfinden, welche Wirkungen der Kampagne bei den Schiedsrichtern selbst ankommen und stellte Ende des Jahres dieselben Fragen wie zu Beginn im Februar. Ein Fokus lag dabei auf dem Thema Wertschätzung, dass nach Meinung von Experten besonders wichtig für die Gewinnung neuer und den Erhalt aktiver Schiedsrichter ist.

"Respekt" hat sich der Fußball auf die Fahne geschrieben, aber auf den Plätzen kommt wenig davon an. Das liegt auch am schlechten Vorbild, das die Profis abgeben.

27.08.2023 | 12:02 min
Unter den aktiven Unparteiischen fühlen sich demnach 88 Prozent von den eigenen Schiri-Kollegen gewertschätzt (gegenüber 86 Prozent im Februar). Von 71 auf 67 Prozent gesunken ist die empfundene Wertschätzung durch die Vereine. Steigerungen auf niedrigem Niveau gab es bei der empfundenen Wertschätzung durch die Verbände (38 zu 31 Prozent), den DFB (29 zu 22 Prozent) und die Zuschauer (17 zu 12 Prozent).

Gewaltausbrüche gehen weiter

Während die Verbandsspitzen naturgemäß die Erfolge der Kampagne herausstreichen, ist das Echo an der Basis geteilter. "Vom Jahr der Schiris spüre ich hier vor Ort ehrlicherweise überhaupt nichts", sagt Steffen Gaschitz, der Kreisschiedsrichterobmann in Lauterbach/Hünfeld laut dem Portal "Torgranate". Die Kampagne erreiche vor allem die Leute in der Stadt. "Ich könnte hier hundert Poster und Banner aufhängen, aber das hilft wenig."
Was die Arbeit der Schiedsrichter-Gewinnung weiterhin besonders schwierig macht: auch im Jahr 2023 verging kaum eine Woche ohne Meldungen über Gewaltausbrüche im Amateurfußball. Ende Oktober wurden im Land Bremen innerhalb einer Woche zwei Schiedsrichter geschlagen und getreten. "Dieses Ehrenamt wird mit Füßen getreten", sagte Bremens Schiedsrichter-Chef Torsten Rischbode dem Weser Kurier. Das hat sich auch im Jahr des Schiris nicht geändert.

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