: Investoren-Einstieg rotes Tuch für Fans

von Frank Hellmann
26.04.2023 | 11:06 Uhr
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) bereitet mit Hochdruck den Einstieg eines Investors vor. Die organisierte Fanszene hat massive Bedenken - aber nicht mehr viel Zeit für den Protest.
Protest gegen Investoren-Einstieg bei der DFL: Fanplakate in DortmundQuelle: dpa
Eigentlich müssten die Fans der Fußball-Bundesliga ja in Glückseligkeit schwelgen. Nicht nur der Abstiegskampf verspricht bis zum letzten Spieltag am 27. Mai Spannung pur, sondern auch der Titelkampf. Das Meisterschaftsfinale zwischen Borussia Dortmund und Bayern München steuert auf eine seit einem Jahrzehnt vermisste Dramatik zu, wobei nicht wenige ein westfälisches Happy End herbei, um die bayerische Vormachtstellung zu brechen.
Und dennoch ist auch in Dortmund nicht heile Welt: Vergangenen Samstag war der Unmut zur zweiten Halbzeit des Topspiels gegen Eintracht Frankfurt (4:0) in schwarzen Großbuchstaben auf gelbem Grund abzulesen: "Nein zu Investoren" stand auf einem riesigen Spruchband. "Akis Mund ist voller Schaum. Der Anteilsverkauf - sein größter Traum", auf einem der vielen anderen Plakate.

Kritik an Watzke und Hellmann

Der BVB-Vorsitzende Hans-Joachim Watzke, mittlerweile der mächtigste Mann im deutschen Fußball, konnte die Botschaften nicht übersehen. Gleichwohl hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL), dessen Kontrollgremium von Watzke geführt wird, unverdrossen den nächsten Schritt beschlossen. Präsidium und Aufsichtsrat seien sich einstimmig einig, den Prozess für eine strategische Partnerschaft fortzusetzen, hieß es am Dienstagabend.
Es wird erwartet, dass die organisierte Fanszene am Wochenende weitere Protestaktionen startet. Möglich, dass Banner auch beim Heimspiel von Eintracht Frankfurt gegen den FC Augsburg hängen, denn der interimsmäßig mit Oliver Leki (SC Freiburg) die DFL führende Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann ist die treibende Kraft hinter dem beschleunigten Prozess. Weshalb die Fanbasis auf die Barrikaden geht, machte jüngst der Offene Brief deutlich, den das Bündnis "Südtribüne Dortmund und das Fanzine "Schwatzgelb" ans BVB-Präsidium richteten.

BVB hat schlechte Erfahrungen gemacht

Der Einstieg eines Investors sei mit dem Grundwertekodex der Borussia "kaum in Einklang zu bringen", hieß es da. Sich im Vorgriff Geld zu besorgen, dass sich "durch die Erwartung zukünftiger Einnahmen für den Investor und die Klubs rechnen soll", passe nicht. Denn: "Es ist doch gerade ein solches Geschäftsmodell gewesen, das Borussia Dortmund vor nicht einmal 20 Jahren ganz nah an den Rand des Abgrunds geführt hat."
Gemeinsam mit dem Fan-Dachverband des FC Bayern warnten die Dortmunder erst kürzlich: "In keinem anderen Wirtschaftszweig wird Geld derart schnell verbrannt wie im Profifußball. Die Geldverbrennungsmaschine kurzzeitig anzuheizen und dafür zukünftige Einnahmen aufzugeben, könnte sich zu einer existenziellen Bedrohung für die Zukunft der Bundesliga als europäische Spitzenliga entwickeln." 

Serie A hat Sechs-Jahres-Vertrag mit Saudi-Arabien

Überdies befürchten die Kritiker aus der Kurve, dass sich das wirtschaftliche Ungleichgewicht noch weiter verfestigt. Auch eine weitere Zerstückelung der Anstoßzeiten könnte drohen. Zudem geht es um die Sorge um, dass in Zukunft bestimmte Spiele - wie der Supercup - im Ausland stattfinden. Italien und Spanien haben diesen Weg bereits vollzogen.
Die Serie A hat sogar einen Sechs-Jahres-Vertrag mit Saudi-Arabien abgeschlossen, um dort ab 2024 ein Final-Four-Turnier, genannt Supercoppa, auszuspielen. Als die inzwischen wieder abgelöste DFL-Chefin Donata Hopfen nicht ausschloss, auch nach Saudi-Arabien zu gehen, schlug ihr ein Sturm der Entrüstung entgegen.
Doch ist die Globalisierung noch aufzuhalten? UEFA-Präsident Aleksander Ceferin brachte erst kürzlich die USA für das Finale der Champions League ab 2025 die Option ins Spiel. Und die Bundesliga hat bei der Auslandsvermarktung viel aufzuholen. Vielleicht reichen Trainingslager in Fernost oder den USA schon bald nicht mehr. Dennoch müssen aus Fansicht die Konsequenzen bedacht sein, soll die Bundesliga aus ihrer Perspektive wirklich weiterhin als deutsches Kulturgut wahrgenommen werden.

Entscheidung über Partner am 24. Mai

Beworben haben sich sechs Private-Equity-Firmen für eine strategische Partnerschaft mit der Bundesliga: Advent, Blackstone, Bridgepoint, CVC, EQT und KKR. Der Interessentenkreis wird bald auf drei verringert, ehe am 24. Mai auf einer außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung darüber abgestimmt werden soll, ob sich die Liga einen Investor ins Haus holt.
Es braucht dafür eine Zweidrittel-Mehrheit unter den 36 Profiklubs, die sich für die nächsten 20 bis 30 Jahre binden würden - in dem Geschäft eine Ewigkeit. Für mindestens 12,5 Prozent Beteiligung an den in eine Tochtergesellschaft ausgelagerten Medienrechen soll der Investor dann eine Summe von rund drei Milliarden Euro hinblättern.

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