: Der alte und neue FC Bayern

von Maik Rosner
19.07.2023 | 14:33 Uhr
Traditionell und volksnah gibt sich der FC Bayern in Rottach-Egern. Durch die Zugänge Christoph Freund und Min-jae Kim wird deutlich, wie sehr sich der Verein gerade verändert.
Haben viel zu bereden: Bayerns Trainer Thomas Tuchel (li.) und Patron Uli HoeneßQuelle: dpa
Der prächtige Sommerabend im Trainingslager am Tegernsee war vermutlich ganz nach dem Geschmack von Uli Hoeneß. Von einer Bierbank am Spielfeldrand aus beobachtete der 71 Jahre alte Patron, wie sich sein FC Bayern vor rund 2.500 Zuschauern ganz traditionell und volksnah geben konnte.
Damit brachte der erste Test der Vorbereitung am Dienstag neben einem 27:0 (18:0) gegen den FC Rottach-Egern aus der Kreisklasse vor allem Bilder hervor, die der Weltverein FC Bayern gerne von sich zeigt.
Zugleich passte es zu ihrem Spagat zwischen regionaler Tradition und internationaler Moderne, dass die Münchner kurz vor diesem Feierabendkick zwischen Bratwurstduft und Kindergeschrei zwei markante Personalien verkündet hatten.

Neuzugang Kim schon bei der Mannschaft

Zunächst die Verpflichtung des 46 Jahre alten Sportdirektors Christoph Freund zum 1. September und wenig später die des Innenverteidigers Min-jae Kim, 26. Der alte und neue FC Bayern ließen sich also gleichzeitig bestaunen. Das galt auch deshalb, weil Kim nach seiner Vertragsunterschrift bis 2028 kurz vorm Anpfiff in der oberbayerischen Alpenrand-Idylle eintraf.
Tatsächlich wird durch Freund und Kim deutlich, wie tiefgreifend sich der FC Bayern gerade verändert. Zuletzt hatte es nach der Trennung von den Vorständen Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic durch die Rückkehr der früheren Macher Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge noch eine beachtliche Rolle rückwärts gegeben.
Bayerns Neuzugang Min-jae Kim ist in Rottach-Egern dabei.Quelle: dpa

Dreesen und Freund statt Kahn und Salihamidzic

Beide stehen mit ihrer langjährigen Spieler-Funktionärs-Vita für den alten FC Bayern, der nach Wunsch von Hoeneß durch die Generation Kahn und Salihamidzic Bestand behalten sollte. Doch weil dieser Versuch krachend gescheitert ist, sind die Münchner nun von diesem Ansatz abgerückt.
Kahns Nachfolger als CEO ist der langjährige Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen, der nie für den FC Bayern gespielt hat, sondern für die SpVg Aurich in Ostfriesland. Der Österreicher Freund ist ebenfalls kein ehemalige Bayern-Profi, er kommt von Red Bull Salzburg.

Suche nach einem Haaland

Der Sportdirektor soll und muss auch wegen der neuen wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse im internationalen Fußball inhaltlich mit dem alten Konzept brechen, sich hauptsächlich bei den aktuell besten Kickern zu bedienen. Vielmehr soll Freund beim FC Bayern seinen Ruf mehren, große Talente wie Erling Haaland zu entdecken, bevor diese unbezahlbar werden.
Diese Weitsicht soll dazu beitragen, dass man künftig noch mithalten kann mit der superreichen Konkurrenz aus Paris, Manchester oder sogar Riad, die sich dank Geld im Überfluss nicht die Mühe machen muss, 15-Jährige zu finden, die ein paar Jahre später die ganze Welt kennen wird.

Hainer will "Transfermarkt-Wahnsinn entfliehen"

Für die Bayern dürfte dieses Modell aber zunehmend wichtig werden.
Wir wollen mit Expertise im Nachwuchs- und Scouting-Bereich dem Transfermarkt-Wahnsinn ein Stück weit entfliehen.
Bayern-Präsident Herbert Hainer in der "SZ"
In diesem Sommer fühlen sich die Münchner allerdings noch sehr zum Wahnsinn gezwungen, wie der 100-Millionen-Euro-Poker um den fast 30 Jahre alten Kane zeigt. Sie müssen ja ihre Leerstelle auf der Neun verlässlich füllen.

Kim drittteuerster Zugang

Allerdings wird sich auch der neue FC Bayern den enormen Geldbewegungen auf dem Transfermarkt sogar mit einem herausragenden Scouting wohl allenfalls teilweise entziehen können. Es dürfte künftig eher darum gehen, eine tragfähige Mischung aus Weitblick und Starkäufen zu betreiben. Auch davon kündet dieser Sommer.
Kim kommt aus Neapel für 50 Millionen Euro Ablöse. Damit ist der Verteidiger mal eben der drittteuerste Zugang der Vereins- und Bundesligageschichte. Weitere Zugänge sollen folgen, allen voran Kane. Sofern das klappen sollte, dürfte der Engländer hierzulande der bisher teuerste Kauf werden.

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