: Rhetorische Spitzen vor Rheinderby

von Andreas Morbach
05.05.2023 | 06:36 Uhr
Die Vorverlegung der Partie Leverkusen gegen Köln soll der besseren Vorbereitung der Werkself auf das Europa-League-Halbfinale gegen Rom dienen. Beim FC sorgt sie für großen Unmut.
Alles andere erfreut über die Vorverlegung der Bundesliga-Partie in Leverkusen: Kölns Trainer Steffen BaumgartQuelle: dpa
Ein positives Wort für seine Kollegen hat Steffen Baumgart normalerweise immer gerne übrig. Vor dem Nachbarschaftsduell bei den von Xabi Alonso gecoachten Leverkusenern hielt sich der Cheftrainer vom 1. FC Köln diesmal aber betont zurück. Sondern kommentierte lieber nur so knapp wie möglich: "Sie spielen erfolgreich. Sie haben sich verbessert. Alles gut - reicht."

Bayer will mehr Vorbereitungszeit auf Rom-Spiel

Die Partie in der BayArena kostete Spieler und Verantwortliche beim Geißbockklub schließlich reichlich Nerven, seit die Vorverlegung des Duells in der Bundesliga von Sonntag auf Freitag am Freitag letzter Woche feststand. "Auf eindringlichen Wunsch von Bayer 04 Leverkusen und unter anderem erst nach Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden", wie die DFL dazu bekannt gab.

Der SC Freiburg darf weiter von der ersten Teilnahme an der Champions League träumen. Mit dem 1:0-Auswärtssieg beim 1. FC Köln verteidigten die Breisgauer Platz vier.

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Hintergrund des Antrags: Leverkusen will mehr Zeit für die Vorbereitung auf das Halbfinalhinspiel bei der AS Rom in der Europa League haben. Das steigt am kommenden Donnerstag in der italienischen Metropole - Bayers Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes betont: "Im Hinblick darauf hat eine Vorverlegung für uns eine immense Bedeutung."

Kölns Sportchef Keller ist über Spielverlegung pikiert

Von den Erfolgen des aktuellen Liga-Sechsten, dem letzten deutschen Vertreter auf internationaler Bühne, profitiert die gesamte Bundesliga. Auch Christian Keller wünscht dem Werksklub für die Duelle mit den Römern daher ausdrücklich alles Gute. Ausgesprochen pikiert ist der Kölner Sportchef trotzdem.
Wir hätten im Normalfall schon mitgemacht, ohne zu motzen. Aber durch die Art und Weise und den Ablauf finde ich es nicht gut.
Christian Keller, Sportchef 1. FC köln
So kritisiert Keller, dass der FC in dem Fall "als Letztes angerufen" worden sei. Und er erwähnt, dass die Kölner im vergangenen Oktober nach dem wegen Nebels abgebrochenen und auf den nächsten Tag verschobenen Conference-League-Spiel beim 1. FC Slovacko die DFL vergeblich um eine Verlegung ihrer Liga-Partie gegen Hoffenheim ersucht hatten.
Dass der FC nach der von der Fifa Ende März verhängten Transfersperre für zwei Wechselperioden aktuell auf eine Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs CAS wartet, macht die allgemeine Lage im Kölner Grüngürtel nicht angenehmer. Und auch der noch nicht final gesicherte Klassenerhalt plagt die Domstädter momentan.

Welche Rolle spielt Innenminister Reul bei der Verlegung?

Zudem hat das Duell mit den seit 14 Pflichtspielen ungeschlagenen Leverkusenern aus Sicht der Kölner einen Beigeschmack bekommen. Wegen der Rolle, die NRW-Innenminister Herbert Reul - Inhaber einer Dauerkarte bei Bayer 04 Leverkusen - laut einem Bericht des "Kölner Stadtanzeigers" bei der Verlegung des Rhein-Derbys gespielt hat.

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So habe der CDU-Politiker als oberster Dienstherr bei der Kölner Polizei "um eine wohlwollende Prüfung" gebeten, wie ein Sprecher Reuls bestätigte. Womöglich spielte FC-Sportboss Keller darauf an, als er - ohne konkret zu werden - nach dem Kölner 0:1 gegen Freiburg am letzten Samstag sagte: "Wie die Abläufe sind, will niemand wissen, sonst verliert der eine oder andere den Glauben an die Integrität des Wettbewerbs."

FC-Coach Baumgart reagiert mit Sarkasmus auf Bayers Bedauern

Bayer-Geschäftsführer Fernando Carro spricht von einem "formal einwandfreien Prozess" und betont: "Wenn Christian Keller - den ich als Kollegen sehr schätze - und seine Mitstreiter beim FC das Gefühl haben, zu spät informiert worden zu sein, dann bedaure ich dies."
Vernommen hat das Bedauern des Ortsrivalen unter anderem Kellers Mitstreiter Baumgart. "Die haben sich entschuldigt, super gemacht, toll, vielen Dank", konterte der Kölner Coach in gepflegtem Sarkasmus. Dann legte er eine kurze Pause ein und fügte noch hinzu: "Bei mir hat keiner angerufen. Es muss auch keiner anrufen."

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