: Nord-Klubs stark vertreten wie lange nicht

von Ralf Lorenzen
23.08.2024 | 08:06 Uhr
Zwei Aufsteiger aus dem Norden gab es noch nie in der Bundesliga - einer davon sorgt sogar dafür, dass sein Bundesland das erste Mal überhaupt Erstliga-Luft schnuppern kann.
Kiels Trainer Rapp (m) blieb nach dem Aufstieg.Quelle: Imago
Schleswig-Holsteins Bundesliga-Geschichte beginnt am Samstag um 15:30 Uhr tief im Südwesten – im Stadion der TSG Hoffenheim. Für die Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 e. V. ist es ein Festtag mit langer Vorgeschichte: 1963 und 1965 fast aufgestiegen, 2018 und 2021 in der Relegation gescheitert, haben es die Störche, wie die Spieler nach der ersten Vereinskneipe "Storchennest" genannt werden, nun endlich den Sprung ins Oberhaus geschafft.

Aachen hat die Überraschung knapp verpasst. Der Drittliga-Aufsteiger hatte Bundesliga-Aufsteiger Kiel am Rande der Niederlage, doch Holstein drehte in der Schlussphase die Partie.

17.08.2024 | 05:49 min

Stärkste Nord-Phalanx seit sieben Jahren

Hundert Kilometer südlich von Kiel wurde am vorletzten Spieltag der vergangenen Zweitliga-Saison genauso ausgelassen gefeiert. Der FC St. Pauli hatte dabei den Vorteil, den sechsten Bundesliga-Aufstieg seit 1977 im eigenen Stadion zelebrieren zu können - mit anschließender Party auf dem Kiez. Anders als die Kieler haben sie auch zum Start ein Heimspiel - gegen den letztjährigen Aufsteiger aus Heidenheim.
Die Stammgäste Werder Bremen und der VfL Wolfsburg, die in der letzten Saison auf den Plätzen neun und zwölf landeten, vervollständigen die Nord-Phalanx. Das letzte Mal war der Norden vor sieben Jahren mit vier Klubs vertreten. Damals zeichnete sich der vorübergehende Niedergang mit dem Abstieg des HSV schon ab. Noch vor drei Spielzeiten war der VfL Wolfsburg gar der einzige Vertreter des Nordens.

St. Pauli: Neuer Trainer, neue Taktik

Jetzt also die neue Blütezeit – in die alle mit unterschiedlichen Erwartungen gehen. Für die beiden Aufsteiger steht der Klassenerhalt im Vordergrund. Eine Überraschung, wie sie in der Vorsaison den Heidenheimern mit der Qualifikation für die Conference League gelungen ist, wird eher den Hamburgern zugetraut. Lange Zeit haben sie in der vergangenen Saison die 2. Liga mit hoher Spielkultur dominiert.

St. Pauli siegt bei Viertligist Hallescher FC auf der letzten Rille. Nach 1:2-Rückstand rettet sich der Bundesligist in letzter Minute in die Verlängerung und siegt dort mit 3:2.

16.08.2024 | 05:44 min
Die große Frage wird sein, wie sie den kurzfristigen Wechsel von Trainer Fabian Hürzeler nach Brighton in die Premier League sowie den Abgang von Mittelfeldmotor Marcel Hartel in die USA verkraften. Der neue Trainer Alexander Blessin, der vorher Union Saint-Gilloise in der 1. belgischen Liga trainierte, will eigene Akzente setzen und den Kombinationsfußball seines Vorgängers modifizieren.
Ich will, dass die Spieler ein bisschen höher stehen, dass sie vorwärts verteidigen.
Alexander Blessin, Trainer St. Pauli

Holstein Kiel: Mittelfeld mit zwei neuen aus Polen

Als neuen Balleroberer im Mittelfeld haben die Braun-Weißen das 21-jährige Talent Robert Wagner verpflichtet, das in der vorigen Saison vom SC Freiburg nach Greuther Fürth verliehen war. Vom Nordkonkurrenten Kiel kommt Routinier Hauke Wahl als Verstärkung für die Innenverteidigung.
Bei Holstein Kiel ist der Trainer zwar geblieben, neben Wahl aber mit Philipp Sander ebenfalls ein wichtiger zentraler Mittelfeldspieler gegangen. Sander, der zudem Kapitän der Kieler war, feierte beim Pokalspiel in Aue sein Debut bei Borussia Mönchengladbach. In Kiel sollen ihn mit vereinten Kräften gleich zwei Spieler ersetzen, die beide vom polnischen Erstligisten FK Rostov kommen. Das norwegische Talent Magnus Knudsen war zuletzt allerdings nach Aarhus GF ausgeliehen. Der bosnische Nationalspieler Armin Gigovic fehlte beim knappen Pokalsieg der Kieler in Aachen noch angeschlagen.

Rückkehrer: Dauerbrenner Lewis Holtby

Dafür schwang im Mittelfeld Dauerbrenner Lewis Holtby das Zepter, der wohl eine der interessantesten Geschichten mit in die Bundesliga bringt. Als 17-jähriger galt Holtby als eines der größten Juwele im deutschen Fußball und schaffte es bis in die Premier League zu Tottenham Hotspurs.
Mehr als drei Länderspiele sprangen allerdings nicht heraus, und 2018 stieg er mit dem HSV in die Zweitklassigkeit ab, wo er bis jetzt stecken blieb - erst mit dem HSV, dann mit den Blackburn Rovers in England und seit 2021 mit Holstein Kiel. Als 33-Jähriger führt Holtby nun doch noch einmal als Schlüsselspieler einen Klub in der ersten Liga an.

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