: Wölfe mit Kovac-Handschrift gegen die Bayern

von Ralf Lorenzen
05.02.2023 | 06:56 Uhr
Vor dem Spiel gegen den FC Bayern spricht der Trend nicht gerade für den VfL Wolfsburg. Doch Niko Kovac hat sein Team erfolgsversprechend präpariert.
Wolfsburgs Trainer Niko Kovac hat im Angriff gleich mehrere Optionen.Quelle: Imago
Ein lockerer Spruch in Richtung Bayern München kann in der Branche schnell als Majestätsbeleidigung ankommen. Das musste Wolfsburg-Trainer Niko Kovac erfahren, als er vor dem DFB-Pokalspiel bei Union Berlin, das die Wölfe am Mittwoch mit 1:2 verloren, sagte:
Es ist im Moment leichter, in München zu spielen als in Berlin.
Nico Kovac

Unterschiedliche Transferbilanzen

Der harmlose Satz löste derart aufgeregte Reaktionen aus, dass Kovac noch am Freitag klarstellen musste, ihn nicht als Seitenhieb gegen die Bayern gemeint zu haben. Vorgeplänkel gehören zum Geschäft wie das winterliche Transferfenster, das nun geschlossen ist. Niko Kovac und seine 17 Kollegen wissen endlich, mit welchem Personal sie die letzten 16 Bundesliga-Spiele bestreiten können.
Die Transferbilanzen der Wolfburger und Münchner lesen sich genau spiegelverkehrt: Drei Abgänge und ein Zugang im Norden, drei Zugänge und ein Abgang im Süden.

Viertbeste Offensive der Liga

Gegenläufig ist auch der aktuelle Trend auf dem Platz: Während die Bayern nach drei Unentschieden beim 4:0 im Pokal bei Mainz 05 wieder ihre "PS auf die Straße" (Oliver Kahn) brachten, geriet der Motor des Werksklubs zuletzt ins Stottern. Das Pokal-Aus in Berlin war die zweite Niederlage in Folge, nachdem das Kovac-Team vor einer Woche mit sechs Siegen am Stück schon als "Mannschaft der Stunde" gefeiert wurde.
In den letzten beiden Spielen brachte die viertbeste Offensive der Liga jeweils nur ein Tor zustande. Dabei kann sie sich an guten Tagen in einen Rausch spielen, wie die elf Tore gegen den SC Freiburg und Hertha BSC nach dem Re-Start zeigen.

Wolfsburg verleiht Stürmer an Werder

Personell besitzt Kovac im Angriff so viele Alternativen, dass er am Freitag selbst von einem "Überangebot an Stürmern" sprach. So konnte der Klub es sich problemlos erlauben, den zuletzt kaum berücksichtigten Maximilian Philipp nach Bremen auszuleihen. Obwohl Nationalspieler Lukas Nmecha nach seinem Teilriss der Patellasehne Ende 2022 erst jetzt wieder ins Mannschaftstraining einstieg, wurde in der einglischen Woche kräftig rotiert.
Nach Jonas Wind, Jakub Kaminski und Patrick Wimmer gegen Werder durften in Berlin zunächst Luca Waldschmidt und Omar Marmoush vorne ran.

Klares System um zwei Altgediente

Die interne Torjägerliste führt mit fünf Treffern allerdings Rechtsverteidiger Ridle Baku an, der sich unter Kovac merklich in seinen Leistungen stabilisiert hat. Das verleiht der Mannschaft ebenso zusätzliche Offensivkraft wie die Tatsache, dass in dieser Saison in der Bundesliga bereits 15 Spieler getroffen haben.
Insgesamt zeichnet es die Arbeit von Nico Kovac aus, dass er nach der enttäuschenden Vorsaison (Platz 12) und dem holprigen Start nach seiner Amtsübernahme (Platz 17 nach sieben Spieltagen) ein Team geformt hat, das seine Handschrift trägt: Klares System, taktische Disziplin, hohe Laufbereitschaft. Im Mittelpunkt des Systems treiben die altgedienten Mittelfeldmotoren Maximilian Arnold und Yannick Gerhardt das Spiel an.

Top bei allen Fitness-Werten

Das gefällt auch Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer, der am 1. Februar in dieser Funktion Jörg Schmadtke abgelöst hat:
Ich glaube, dass wir mittlerweile eine Mannschaft haben, die wirklich die DNA des Klubs verkörpert.
Marcel Schäfer
"In allen Statistiken beim Thema Fitness sind wir top", so Schäfer. Auf dem Weg dahin hat Kovac sich von kompromisslos von Spielern getrennt, die nicht in sein System passten: Max Kruse, Josip Brekalo und zuletzt eben Philipp. Inzwischen ist auch das Selbstvertrauen wieder so groß, dass Kovac sicher ist, sich von den letzten Niederlagen nicht vom Erfolgs-Weg abbringen zu lassen.
Die Mannschaft ist gefestigt und glaubt weiter an das, was wir die Wochen zuvor gut gemacht haben.
Niko Kovac
Und in Richtung Bayern sagt Kovac diesmal nichts, was als Provokation missverstanden werden konnte: "Es gibt angenehmere Gegner."

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