: Schmerz und Debatten beim FC Bayern

von Maik Rosner
12.04.2023 | 06:16 Uhr
Nach dem 0:3 bei Manchester City und dem fast sicheren Aus im Viertelfinale der Champions League steuern die Münchner auf eine enttäuschende Saison zu.
Der FC Bayern München steckt nach der Niederlage im Champions-League-Viertelfinale in einer Krise. Quelle: dpa
Hinterher gab sich Oliver Kahn alle Mühe, kämpferisch zu klingen. Zugleich versuchte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, all jenen Debatten entgegen zu treten, die direkt nach der 0:3-Niederlage bei Manchester City im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League und dem so gut wie sicheren Aus einsetzen.
Schnell ging es ja auch um die Frage, ob der Zeitpunkt des Trainerwechsels von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel vor knapp drei Wochen und unmittelbar vor der entscheidenden Saisonphase weise gewählt war. Und ob die Kaderarchitektur von Sportvorstand Hasan Salihamidzic wirklich klug war mit nur einem echten Mittelstürmer, dem 34 Jahre alten und diesmal verletzt fehlenden Eric Maxim Choupo-Moting.
Die Sendung zu den Viertelfinal-Hinspielen:

Bayerns Ziel: Meistertitel

Im Fußball werde "immer alles am Ergebnis festgemacht", sagte Kahn in seiner Rede beim Get together im Kimpton Clocktower Hotel bei schottischem Lachs, Cheshire Beef und Chantilly Möhren.
Er warb um eine differenzierte Betrachtung. Es bringe "jetzt auch nichts, groß zu lamentieren und alles negativ zu sehen", sagte Kahn, schließlich habe man "die große Möglichkeit, deutscher Meister zu werden".

Kahns Appell nach Bayerns Niederlage

Das Publikum lauschte, von den Spielern bis hin zu Präsident Herbert Hainer blickten die meisten Menschen im Saal enttäuscht und wenig begeistert drein.
Wir können es uns nicht erlauben, groß in Gedanken zu versinken, sondern wir müssen sofort am Samstag nachlegen.
Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzender FC Bayern
Mahnte Kahn wegen des engen Titelrennens in der Bundesliga, "und dann, dann gibt’s immer noch ein Rückspiel. Ja, es sieht nicht so gut aus. Nur ich habe im Fußball schon Unglaubliches erlebt."

Ein Traumtor, ein Abwehrschnitzer und ein Treffer von Torjäger Haaland: Bayern München verliert das Hinspiel bei Manchester City deutlich und steht in der Königsklasse vor dem Aus.

12.04.2023 | 02:59 min

Guardiolas Team ernsthaft gefordert

Es hat beim FC Bayern schon einige legendäre Bankettreden gegeben. Allen voran die des damaligen Präsidenten Franz Beckenbauer, der sich 2001 nach einer 0:3-Niederlage bei Olympique Lyon an die "Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft" erinnert fühlte.
Zu solch einer Schelte bestand diesmal kein Anlass, nachdem die Münchner Pep Guardiolas Manchester City am Dienstagabend lange Zeit sehr ernsthaft herausgefordert hatten. Sie hatten aber eben auch immer wieder individuelle Fehler eingebaut, die Gegentore von Rodri (27.), Bernardo Silva (70.), und Erling Haaland (76.) zugelassen und selbst nicht getroffen.
Der ganze Spielbericht:

Goretzka und Müller bedient

Kahns Rede klang in diesem Kontext beinahe wie ein Widerspruch und ein bisschen kurios, wie eine Durchhalteparole und ein etwas hilfloser Appell zugleich. "Wir werden im Rückspiel alles versuchen", beteuerte zwar auch Mittelfeldspieler Leon Goretzka, "aber es ist natürlich eine miserable Ausgangsposition."
Das Ergebnis sei "absolut katastrophal für uns", ergänzte Thomas Müller, es sei wie ein "Schlag in die Magengrube" nach einer eigentlich überwiegend guten Leistung.

Müller: "Debatte birgt Zündstoff"

Für den Offensivspieler kam hinzu, dass er auch in eigener Sache "nicht super happy" war, weil er 80 Minuten lang auf der Bank gesessen hatte. Doch damit könne er umgehen, Tuchel mache es "bisher wirklich super", sagte Müller.
Zur Frage, ob der Effekt der strategischen Trainerentscheidung von Kahn und Salihamidzic verpufft sei, wollte sich Müller lieber nicht einlassen. "Da könnt ihr Hasan fragen, da werde ich mich nicht zu äußern, weil die Debatte birgt natürlich Zündstoff", antwortete Müller.
Manu Thiele zum Trainerwechsel beim FC Bayern:

Eigentlich sollte Julian Nagelsmann bei Bayern eine "Ära" prägen. Nun haben die Bosse jedoch das Vertrauen in ihn verloren. Grund genug, um auf die aktuelle Situation zu blicken.

25.03.2023 | 14:23 min

Salihamidzic setzt auf die Zukunft

Salihamidzic wich diesen Fragen aus. Dass ein Stürmer fehle, finde er nicht, man habe genug torgefährliche Spieler. Und ja, "die Ergebnisse im Pokal und in der Champions League stimmen nicht", sagte er, "trotzdem haben wir gesehen, dass wir guten Fußball spielen."
Die Mannschaft und der neue Trainer bräuchten "ein bisschen Zeit". Salihamidzic setzt auf eine Entwicklung unter Tuchel in der Zukunft. Die Enttäuschung in dieser Saison aber dürfte bleiben.

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