: DFB-Frauen: Aufbruch ohne Aufarbeitung

von Frank Hellmann
22.09.2023 | 07:21 Uhr
Die DFB-Frauen starten in einem eigenartigen Spannungsfeld in die neue Nations League gegen Dänemark und Island. In den Blickpunkt rückt unfreiwillig nun auch Britta Carlson.
Co-Trainerin Britta Carlson und Kapitänin Alexandra Popp.Quelle: imago/Beautiful Sports
Vielleicht helfen solche Veranstaltungen ja wirklich, dass sich allmählich die Mienen wieder aufhellen. Auch wenn es sich eher um ein Spaßtraining handelte, das die deutschen Fußballerinnen zu Wochenbeginn in Frankfurt vor knapp 1.000 Fans absolvierten, genossen Spielerinnen, Trainerteam und Betreuerstab die Rückendeckung für die Herausforderungen in der Nations League.
Die DFB-Frauen spielen in dem neuen Wettbewerb zunächst am Freitag (18 Uhr/ARD) in Viborg gegen Dänemark, und dann in Bochum gegen Island (Dienstag 18.15 Uhr/ZDF live).

WM-Aufarbeitung muss warten

Jede Aufmunterung ist nach dem historischen schwachen WM-Abschneiden der DFB-Frauen willkommen, nachdem bei dem Turnier in Australien und Neuseeland in der deutschen Delegation letztlich wenig bis gar nichts gepasst hat. Weil Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg erkrankt fehlt, konnte die WM-Analyse bislang nicht abgeschlossen werden.

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Der DFB selbst spricht eingedenk dieses eigenartigen Spannungsfelds von einer "ungewöhnlichen Situation" und hat vorläufig Co-Trainerin Britta Carlson die Verantwortung übertragen, die zwar nicht das Rampenlicht braucht und sucht, aber den Fans per Stadionmikro artig "ein Dankeschön für die Unterstützung" ausrichtete.
Zugleich erklärte die 45-Jährige noch, dass "schwierige Gegner" auf dem Weg zu den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris warten würden.

Es geht um einen Startplatz für Olympia

Erstmals werden die europäischen Startplätze über das auch bei den Frauen eingeführte Wettbewerbsformat einer Nations League ausgespielt, was Carlson grundsätzlich begrüßt: "In der Vergangenheit hatten wir viele Tests und Qualifikationsspiele, wo viele Gegner nicht die Qualität hatten." Das sei nun anders, so die Trainerin:
Wir werden jetzt auf höchstem Niveau gefordert.
Britta Carlson, Co-Trainerin
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Es geht um nur zwei freie Olympia-Tickets

In einer Gruppe mit Dänemark, Island und Wales muss Deutschland Erster werden, danach geht es um nur zwei freie Olympia-Tickets. Obwohl das fußballerische Versagen in Down Under auch mit den kolportieren Verstimmungen unter den Protagonistinnen zu tun haben dürfte, widersprach Carlson ausdrücklich, dass sie sich mit der Bundestrainerin verkracht habe. "Unser Verhältnis hat sich nicht verändert. Es ist eine belastbare Beziehung – wenn es nur harmonisch ist, kommt man nicht weiter."
Die frühere Nationalspielerin will jetzt "einen Prozess in Richtung Nations League" anschieben: Es brauche mehr Positivität, aber auch Intensität: "Wir müssen über taktische Situationen auf dem Platz sprechen, in denen wir definitiv in der Vergangenheit auf dem Platz keine guten Lösungen hatten", so Carlson. Es brauche eine höhere Handlungsschnelligkeit.
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Carlson: Chefrolle wenn dann auf Vereinsebene

Carlson schloss öffentlich aus, den Job als Bundestrainerin dauerhaft zu übernehmen, sollte Voss-Tecklenburg nicht weitermachen können und wollen.
Sie könne sich zwar eine Chefrolle durchaus mal vorstellen, "aber das eher auf Vereinsebene. Das kommt für mich auf nationaler Ebene nicht infrage." Das habe persönliche Gründe, so Carlson. Sie war in Australien stets an der Seite von Voss-Tecklenburg; viel enger im Austausch beispielsweise als der zweite Co-Trainer Michael Urbansky, der nun zusammen mit U17-Nationaltrainerin Sabine Loderer Unterstützung leistet.

Gwinn vor DFB-Comeback

Auch der Sportliche Leiter Joti Chatzialexiou ist bei der Dienstreise nach Dänemark und anschließend gegen Island noch dabei, obwohl seine Tage in verantwortlicher Position für alle DFB-Nationalmannschaften in der neuerdings von Andreas Rettig geführten Direktion Sport bald gezählt sein könnten. Der 47-Jährige aber möchte den DFB-Frauen noch den vollen Support widmen.
Auch die nach ihrem zweiten Kreuzbandriss in den Kader zurückgekehrte Verteidigerin Giulia Gwinn glaubt fest daran, auch ohne Aufarbeitung eine Aufbruchsstimmung zu wecken.
Alle sind gewillt, die neuen Aufgaben positiv anzugehen. Es ist als Sportlerin immer schön, wenn man nach einem Negativereignis relativ schnell die Chance hat, die Leute von etwas Besserem zu überzeugen
Giulia Gwinn
Danach widmete sich die Verteidigerin vom FC Bayern den Wünschen nach Autogrammen und Selfies. Denn dafür waren die meisten jüngeren Fans schließlich ins Stadion am Frankfurter Brentanobad gekommen.

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