: Bundestrainer in der Bringschuld

von Frank Hellmann
25.03.2023 | 09:31 Uhr
Bundestrainer Hansi Flick steht nach der vermasselten WM unter Beobachtung. Im Testspiel gegen Peru (Samstag 20:45 Uhr/live im ZDF) sollten die ersten Fortschritte sichtbar werden.
Bundestrainer Hansi Flick steht vor dem Testspiel gegen Peru unter Druck.Quelle: epa
Die Regenwolken hingen tief über dem DFB-Campus im Frankfurter Stadtwald, so dass von den Rasenplätzen die Skyline der Bankenmetropole nicht mal mehr schemenhaft zu erkennen war, Es regnete in Strömen, als Hansi Flick die deutschen Nationalspieler zum letzten Training vor dem Testspiel gegen Peru (Samstag, 20:45 Uhr/live im ZDF) versammelte. Doch ist die Botschaft des Bundestrainers nicht ohnehin die, vermehrt Widerstände zu überwinden?

Gegen Peru muss die DFB-Elf liefern

Und dass sich am Nachmittag bereits wieder die Sonne zeigte, kann ja durchaus ein gutes Omen für das erste Länderspiel nach der vermasselten Katar-Mission sein: Die Mainzer Arena ist ausverkauft, was eine gewisse Erwartungshaltung unterstreicht. Mit Blickrichtung auf die Heim-EM 2024 ist das Publikum offenbar bereit, die drei verkorksten Turniere - WM 2018, EM 2021 und WM 2022 - beim Aushängeschild des deutschen Fußballs abzuhaken.

Florian Wirtz ist nach seiner langwierigen Knieverletzung zurück im DFB-Team. Das Top-Talent gilt als einer der größten Hoffnungsträger mit Blick auf die Heim-EM.

21.03.2023 | 00:53 min
Und genau hier möchte der Bundestrainer ungeachtet der Turbulenzen beim FC Bayern auch ansetzen. Es sei erfrischend, welche "neue Energie" die Neulinge die vergangenen Tage in die Mannschaft gebracht hätten, versicherte der 58-Jährige. Das Experiment, mit einem halben Dutzend Debütanten eine Art Aufbruchsstimmung zu schüren, scheint zumindest im Vorlauf gefruchtet zu haben. Nun ist das verjüngte Team gefordert, das von Flick geforderte "gute Ergebnis" zu erzielen.
Für Siege gibt es im Vorlauf zu dem avisierten Sommermärchen 2.0 keine Alternative. Öffentliche Regenerationseinheiten wie am Montag im Stadion am Brentanobad sind ja schön und gut, aber überzeugende Länderspiele braucht es noch dringender. Und so fordert Flick: "Wir erwarten, dass jeder mit Leidenschaft und Überzeugung auf dem Platz steht."
Wenn das zu spüren ist, geht es auch auf die Fans über.
Hansi Flick
Der Funke müsse vom Rasen auf die Ränge überspringen, nicht umgekehrt. 

Bröckelt Flicks Nimbus?

"Wir sind ein bisschen in der Bringschuld", sagt der Fußballlehrer - und selbstverständlich gilt das auch für ihn, der in Katar so orientierungslos wirkte, als habe er seinen Kompass im Wüstensand verloren. Er wechselte Personal und System ohne erkennbaren Sinn; er gestattete lange Leine, wo es angebracht wäre, die Zügel anzuziehen. Selbst seine Ansprachen verfingen nicht mehr. Die verstörenden Debatten um die nun endgültig eingemottete One-Love-Binde kamen noch hinzu.
"Jedes Turnier ist ein Abschnitt“, beteuert der Bundestrainer inzwischen, der sich für den Test-Doppelpack - Dienstag folgt in Köln gegen Belgien noch eine zweite Begegnung - gestrafft hat. Er will authentisch bleiben, gleichzeitig die Spieler mitreißen, sonst bröckelt der in seinen überaus erfolgreichen 19 Monaten bei den Bayern erworbene Nimbus.

Neues System mit zwei Spitzen

Im Tor hat sich Flick für beide Länderspiele auf Marc-André ter Stegen festgelegt. In Richtung Manuel Neuer gab es am Freitag die klare Ansage, dass beim Kampf um die Nummer eins "das Leistungsprinzip" gelte. Ausgang also offen. Abwehrchef spielt endlich Matthias Ginter, der beim SC Freiburg nicht umsonst ein Lieblingsspieler von Christian Streich ist.
Zudem stellt der Bundestrainer das System um, kündigte an, mit einem Doppelsturm aus Niclas Füllkrug (Werder Bremen) und Timo Werner (RB Leipzig) zu agieren. "Ich bin gespannt, wie wir das umsetzen."

447 Tage bis zum EM-Eröffnungsspiel

In einer 4-2-2-2-Formation sind als Kreativspieler vor einer Doppel-Sechs mit Kapitän Joshua Kimmich vermutlich Florian Wirtz und Kai Havertz eingeplant, ihr bei Bayer Leverkusen gefördertes Talent für die DFB-Auswahl einzubringen. Wäre der Bayern-Star Jamal Musiala nicht ausgefallen, dann hätte eine Troika aus Hoffnungsträgern vielleicht sogar gemeinsam auf dem Platz gestanden.
Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ein bisschen Zeit zur EM 2024 ist ja noch: Am Samstag sind es noch 447 Tage bis zum EM-Eröffnungsspiel in München.

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