: Warum es bei Frankfurt nicht mehr rund läuft

von Frank Hellmann
04.04.2023 | 06:32 Uhr
Bei Eintracht Frankfurt hängt vor dem Viertelfinale im DFB-Pokal gegen Union Berlin der Haussegen schief. Sowohl sportlich als auch zwischenmenschlich gibt es Probleme bei der SGE.
Trainer Oliver Glasner und sein Star Mario Götze suchen Wege aus der Krise bei Eintracht Frankfurt.Quelle: dpa
Oliver Glasner kennt die Empfindlichkeiten von Stadt und Verein inzwischen zur Genüge. Natürlich spürt der Cheftrainer von Eintracht Frankfurt, dass es vor dem Viertelfinale im DFB-Pokal gegen Union Berlin (Dienstag 18 Uhr/live im ZDF) um mehr geht als nur um das Weiterkommen.
Das wäre sicherlich für die gesamte Stimmungslage im Verein sehr positiv.
Trainer Oliver Glasner über einen Einzug ins Pokal-Halbfinale
Die sportliche Malaise von sieben sieglosen Pflichtspielen wird von der größten Führungskrise der jüngeren Vergangenheit überlagert. Uneinigkeit herrscht vor allem zwischen den Bossen. Vorstandssprecher Axel Hellmann und Aufsichtsratschef Philip Holzer stehen im Mittelpunkt eines erbitterten Machtkampfes.

Die Bosse sind in Kernfragen entzweit

Der Jurist Hellmann und der Investmentbanker Holzer haben sich in Kernfragen entzweit. Gut möglich, dass sich Hellmann dazu entscheidet, die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nicht nur interimsweise zu führen. Liga-Boss Hans-Joachim Watzke würde den 51-Jährigen lieber heute als morgen dauerhaft binden.

Trotz einer phasenweise drückenden Überlegenheit muss sich die Eintracht gegen Bochum mit einem 1:1 begnügen.

03.04.2023 | 06:42 min
Denn in Frankfurt wird um die Strategie, um die Kompetenzen gerungen - und neuerdings über ein Gutachten der Investmentbank Nomura, die den Wert der Eintracht Frankfurt Fußball AG zu Jahresanfang auf exakt 503 Millionen Euro bezifferte.

Präsident Fischer soll schlichten

Aufsichtsrat und Aktionär Stephen Orenstein war im vergangenen Sommer mit seinem Versuch abgeblitzt, seine Anteile zu erhöhen. Die Irritationen und Informationen rund um die gescheiterte Kapitalzufuhr sind schwer zu überblicken.
Präsident Peter Fischer ("eine spaltende Kommunikation ist schädlich") soll für die Versöhnung zwischen den Alphatieren Hellmann und Holzer sorgen. Mittwoch ist ein Schlichtungsgespräch anberaumt, das ein Präsident leitet, bei dem gerade die Ermittlungen nach einer Drogen-Razzia eingestellt worden sind. So vereint die gerade wieder sehr launische Diva eine Menge Widersprüche.

Krösche dementiert Einfluss auf das Sportliche

Dass die Zwietracht bis auf den Rasen abstrahlt, negierte Sportvorstand Markus Krösche am Samstag im aktuellen sportstudio. "Es hat gar keinen Einfluss auf den Sport. Ich glaube, dass es gar nicht so wirklich kracht."
Der 42-Jährige will auch von Meinungsverschiedenheiten mit Glasner nichts wissen, doch auf einer Wellenlänge funken Manager und Trainer nicht wirklich. Als Krösche nach der WM-Pause das Viertelfinale der Champions League, Platz vier in der Liga und das Pokalfinale zur Zielvorgabe machte, beklagte Glasner rasch eine zu schnell steigende Erwartungshaltung.

Der Pokal als Erweckungserlebnis

Das Kapitel Königsklasse hat sich nach zwei Lehrstunden gegen den SSC Neapel erledigt, in der Liga wackelt jetzt der sechste Platz, so dass nun der Pokal nicht zum ersten Male in der Vereinsgeschichte als Rettungsanker herhalten soll.
Die Endspiele 2017 gegen Borussia Dortmund (1:2) und 2018 gegen den FC Bayern (3:1) waren ganzheitliche Erweckungserlebnisse und machten die rauschenden Europapokalnächte der Hessen hernach erst möglich. Nun würde eine Saison ohne internationalen Startplatz die Entwicklung abrupt einbremsen.

Eintracht Frankfurt hat sich im Achtelfinale aus der Champions League verabschiedet.

15.03.2023 | 02:48 min

Nur Kolo Muani macht noch den Unterschied

Glasner geht gegen die Gäste aus Berlin-Köpenick davon aus, "dass wir vor Energie und Leidenschaft strotzen", und versprach: "Adrenalin wird genügend im Blut der Spieler sein." Doch auch die wirkten zuletzt oft glück- oder ratlos. Eigentlich ist der begehrte Mittelstürmer Randal Kolo Muani der letzte verbliebene Unterschiedsspieler, während dessen beste Spielkameraden ihre Form verloren haben (Mario Götze und Daichi Kamada) oder verletzt fehlen (Jesper Lindström).
Bezeichnend, dass in der vertrackten Gemengelage Glasner auf das Angebot einer Vertragsverlängerung über 2024 hinaus überhaupt noch nicht eingegangen ist. Es heißt, dass sich nun der FC Chelsea für den gebürtigen Salzburger interessiert. Auch Tottenham Hotspur soll sich erkundigt haben. Wenn nicht schnell Einigkeit einkehrt, steht Eintracht Frankfurt ein Umbruch von historischem Ausmaß bevor.

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