: Glasners Abschied als Eintracht-Trainer

von Frank Hellmann
03.06.2023 | 08:01 Uhr
Oliver Glasner verlässt Eintracht Frankfurt nach dem DFB-Pokalfinale. Mit ihm geht nicht nur ein erfolgreicher Trainer, sondern auch eine emotionale Figur.
Das DFB-Pokalfinale in Berlin ist das letzte Spiel für Oliver Glasner als Trainer von Eintracht Frankfurt.Quelle: dpa
Auch von "Otto" verabschiedet sich Oliver Glasner sicher noch persönlich. Selbst wenn der Cheftrainer von Eintracht Frankfurt seine obligatorischen Besuche auf dem Wochenmarkt an der Konstablerwache zuletzt hat ausfallen lassen, weil seine volle Aufmerksamkeit und ganze Tatkraft dem DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig (Samstag, 20 Uhr/live ZDF) galten. Es wird sich schon noch eine Gelegenheit finden.
Am Stand von Schoppe Otto mit seinem hausgemachten Apfelwein (im Hessischen "Ebbelwoi") hatten der Glasner und sein österreichischer Landsmann, Kumpel und Co-Trainer Michael Angerschmid, fast jeden Donnerstag ihren Stammplatz - und wer wollte, konnte ziemlich entspannt mit beiden bei einem Schoppen plauschen.

Berlin die beste Bühne für einen Fußballabschied

Nur seit Bekanntgabe der Trennung ist Glasner nicht mehr gekommen: Vor knapp einem Monat einigte man sich darauf, dass sein 97. Pflichtspiel im Zeichen des Adlers auch das letzte ist. Eine bessere Bühne als Berlin mit erwarteten 40.000 Eintracht-Fans im Olympiastadion und der wohl doppelten Zahl in der Stadt gibt es nicht.
Dafür wollte der 48-Jährige nach eigenem Bekunden in einen Tunnel abtauchen, um seine Mission zu einem Happyend zu führen: zum Abschied erneut einen Cup in den Händen zu halten, wäre ein echter Coup. Und es gibt erste Stimmen, die Glasner dann gerne irgendwo auf dem Römer eine Statue widmen würden.

Kein Vertrauen mehr bei Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche

Beim fünften und bislang letzten Pokalsieg 2018 stand der Abschied von Niko Kovac zum FC Bayern unter unschönen Störgeräuschen vorher fest. Diesmal ist der Abgang von Glasner ein Jahr vor Vertragsende vor allem von Sportvorstand Markus Krösche vorangetrieben worden, der sich mit Glasner zu oft gerieben hat.
Zu unterschiedlich die Ansichten über das Personal, zu verschieden aber auch die Charaktere. Das Vertrauen bröckelte in den vergangenen Wochen und Monaten fast täglich.

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Dass "OG", wie ihn viele der Einfachheit halber ob seiner Initialen nennt, zwei Gesichter hat, bestätigen Wegbegleiter vom VfL Wolfsburg, wo Glasner am Ende mit Geschäftsführer Jörg Schmadtke gar nicht mehr konnte, aber da war er ja kein Einzelfall. Selbst sagt der gebürtige Salzburger von sich:
Ich bin ja gekommen als Langweiler, und jetzt gehe ich als hochemotionaler Typ.
Oliver Glasner, garniert mit einer Prise Ironie

Vorteil Glasner: hochprofessionell und Perfektionist

Wo auch immer er anheuert - neben Vereinen aus der Premier League und dem Interesse von Borussia Mönchengladbach wird auch über eine Rückkehr in die Heimat spekuliert - mit Glasner käme eine charismatische Spitzenkraft.
Der Familienvater ist hochprofessionell, fleißig, verbissen - und irgendwie fast ein Perfektionist. Sein Spielstil ist offensiv und intensiv, seine Teams lauf- und einsatzfreudig. Die Spielfreude kommt im besten Fall obendrauf.
Dass dieser Trainer als Unterhaltungskünstler taugt, ist tatsächlich erst in der Mainmetropole deutlich geworden, die zu ihm viel besser gepasst hat als die Autostadt. Auf Verein und Stadt ließ er sich auf den ersten Tag ein, und zu Füßen lagen ihm 200.000 Menschen, als am 18. Mai 2022 in der magischen Nacht von Sevilla der erste Europa-League-Triumph eines Bundesligisten glückte.
Und danach schaffte er es sofort, einen Bundesligisten aus dem gehobenen Mittelmaß mit viel Verve ins Achtelfinale der Champions League zu coachen. Nun hat er mit dem Sprung auf Platz sieben immerhin schon die Conference League gesichert.
Happy birthday, Mario Götze!

Großes Lob für den Trainer von Torwart Kevin Trapp

Da hat einer also beachtliche Erfolge hinterlassen. Seine dünnhäutigen Auftritte in der Öffentlichkeit mit einer Wutrede in Sinsheim als Gipfel der Unzufriedenheit über eine Sieglosserie mögen zwar die Verantwortlichen irritiert haben, aber ist es wirklich das, was bleibt?
Torwart Kevin Trapp ließ nun in einer Medienrunde auf dem Eintracht-ProfiCamp erkennen, dass weite Teile der Mannschaft anders denken.
Unter ihm gab es die besten zwei Jahre, die Frankfurt in der jüngsten Vergangenheit hatte.
Kevin Trapp, Torhüter Eintracht Frankfurt
"Er hatte riesengroßen Anteil daran. Wir können dem Trainer etwas zurückgeben", sagte der 32-jährige Wortführer. Und ihn durch das ganz große Tor verabschieden.

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