: Wie Hoeneß den VfB auf Kurs gebracht hat

von Christoph Ruf
03.05.2023 | 09:53 Uhr
Sebastian Hoeneß hat beim VfB Stuttgart wieder die Hoffnung auf den Klassenerhalt entfacht. Nun will er nach Berlin, wo man in nur einer Partie eine ganze Saison retten könnte.
Silas Katompa Mvumpa, Trainer Sebastian Hoeneß und Tiago Tomas (v. li.) jubeln gemeinsam an der Außenlinie. Auch im DFB-Pokal soll nun gegen Eintracht Frankfurt ein Sieg eingefahren werden.Quelle: imago
Als sich die Stuttgarter Spieler nach dem 2:1-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach vor der Cannstatter Kurve feiern ließen, fiel ihr Blick auf ein Transparent, auf dem ein einziges Wort stand: "Finale".
Mehr Worte hätte es auch nicht gebraucht, um den Wunsch der Fans nach einem halbwegs versöhnlichen Ende dieser bislang so verkorksten Spielzeit auf den Punkt zu bringen. Mit einem Mal hätte diese so enttäuschende Saison doch noch ein paar Glücksmomente für die Fans parat.

Stimmungswandel im pessimistischen Umfeld

Gelingt am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt der Einzug ins DFB-Pokalfinale, würden sich wohl mehr als 30.000 Anhänger der Schwaben Richtung Berlin aufmachen, um dort nach Möglichkeit auch den Pokalsieg zu feiern.

Der VfB Stuttgart hat sich durch ein 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach auf Platz 15 in der Bundesliga-Tabelle verbessert. Die Schwaben steckten nie auf und erzwangen den Sieg.

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Allerdings hat sich die Stimmung rund um den VfB Stuttgart bereits in den vergangenen Wochen grundlegend gewandelt. Noch vor zwei, drei Wochen galt es in den Fan-Foren als ausgemachte Sache, dass der Abstieg nicht mehr anzuwenden sein würde.

Optimaler Start für den Neuen

Doch seit mit Sebastian Hoeneß der vierte Trainer in dieser Spielzeit übernommen hat, keimt wieder Hoffnung auf. Und das nicht ohne Grund: Unter seiner Regie holte der VfB in vier Bundesliga-Spielen acht Punkte, verlor keine einzige Partie und zog ins Pokal-Halbfinale ein.
Entscheidend ist immer der Kopf, der Glaube an die eigene Stärke.
Sebastian Hoeneß
Noch vor vier Wochen galt das Erreichen des Relegationsrangs vereinsintern als das Höchste der Gefühle. Nun steht der Verein auf Platz 15 - allerdings nur aufgrund des im Vergleich zum VfL Bochum besseren Torverhältnisses.
Für den Neuen auf der Bank hätten die ersten Wochen also kaum besser laufen können. Wenngleich Sportdirektor Fabian Wohlgemuth pflichtschuldig vor zu viel Enthusiasmus warnt: "Die Situation hat sich stabilisiert, aber sie hat sich weiterhin nicht entspannt."

Hoeneß trifft die richtigen Maßnahmen

Vor allem zwei Faktoren waren für die Trendwende entscheidend. Zum einen die veränderte Grundausrichtung, die besser zu der aus vielen feinen Fußballern und wenigen Kämpfern bestehende Elf zu passen scheint.

Sebastian Hoeneß

Sebastian Hoeneß (40) ist der Sohn des ehemaligen Stürmers und Fußball-Managers (u.a. Hertha BSC Berlin, VfB Stuttgart) Dieter Hoeneß. Als Spieler kam der torgefährliche Mittelfeldspieler nicht über die dritte Liga hinaus. Dort spielte er für die zweite Mannschaft der Hertha, in der Saison 2006/2007 bestritt er auch einige Regionalliga-Spiele für Hoffenheim.

Bei der TSG debütierte er dann auch von 2020 bis 2022 zwei komplette Spielzeiten lang als Erstliga-Trainer, ehe er am 3. April 2023 als Nachfolger von Bruno Labbadia beim VfB Stuttgart als neuer Coach vorgestellt wurde.

So sieht es offenbar auch Fabian Bredlow, der im internen Torhüterduell auch unter Hoeneß die Nase vorne hat: "Wir sind eine Mannschaft, die gerne Ballbesitz hat."  

Der VfB spielt wieder mutiger

Tatsächlich lässt Hoeneß mutiger agieren als sein Vorgänger. In seinem 3-4-2-1 blühte das Angriffsspiel zuletzt deutlich auf. Zuvor hing Serhou Guirassy, der mit acht Treffern bei weitem erfolgreichste Torschütze, häufig in der Luft.
Hoeneß, der in Enzo Millot und Josha Vagnoman auf zwei Spieler setzt, die unter Labbadia keine Chance hatten, beendete das Experiment, Waldemar Anton als Rechtsverteidiger aufzubieten. Auf seiner angestammten Position als Innenverteidiger ist er nun wieder eine Bank.

Hoeneß: "Köpfe gingen nicht runter"

In der Summe haben diese Maßnahmen dafür gesorgt, dass das Team selbstsicherer agiert und nach Rückschlägen, wie jüngst dem zwischenzeitlichen Gladbacher Ausgleichstreffer, nicht mehr sofort den Faden verliert.

Kantersieg in der Neuauflage des Vorjahresfinales: Mit einem 5:1 in Freiburg stürmt Titelverteidiger RB Leipzig ins Pokal-Endspiel. Olmo überragt mit einem Tor und drei Vorlagen.

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"Die Köpfe gingen nicht runter, der Fokus wurde sofort wieder scharf gestellt", freute sich Hoeneß, der seine Mannschaft lobte: "Sie tritt sehr geschlossen auf und ist bereit zu leiden. Und genau das ist der Weg."

Radikal andere Ansprache

Es waren typische Sätze für einen Trainer, dessen Ansprache sich radikal von der seines Vorgängers unterscheidet. Während Labbadia gerne betonte, wie schwierig die Personalsituation sei - und dafür bei diesem Kader auch gute Gründe hatte - redet Hoeneß das Team stark.
"Entscheidend ist immer der Kopf, der Glaube an die eigene Stärke", hat der 40-Jährige am Samstag gesagt, ehe er den Blick aufs Halbfinale lenkte: "Wir haben eine Wahnsinns-Chance, ich habe den Jungs noch mal klargemacht, was es bedeutet, ein Finale in Berlin spielen zu können."

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